Maintal: Technikabschaltung beendet ein bewegtes Schwimmbadleben

Samstag, 18.01.2025
MAINTAL - Kurz rauscht es noch in den Leitungen. Dann wird es still im Technikraum des Maintalbads ...
Für Schwimmbadleiter Roland Allmannsdörfer und seinen Stellvertreter Arsim Mekolli eine ungewohnte Stille, die seit der Eröffnung des Bads 1974 erstmals überhaupt zu vernehmen ist. Die Abschaltung der Technik setzt den Schlusspunkt ans Ende eines bewegten „Schwimmbadlebens“ und bedeutet zugleich einen weiteren Schritt in Richtung Neubau. Es ist ein historischer und ein bewegender Moment.
Vor allem für Roland Allmannsdörfer. Für ihn ist das Schwimmbad seit seinem ersten Arbeitstag im Jahr 1989 mehr als ein Arbeitsplatz gewesen. Liebevoll spricht er von der „alten Oma“, die ihm in den letzten Jahren so manchen Ärger beschert hat. „Es gab eigentlich keinen Tag, an dem es nicht irgendein Problem gab. Trotzdem ist es uns gelungen, das Bad immer pünktlich für unsere Badegäste zu öffnen“, berichtet er den Vertretern aus Politik, der DLRG, der Stadtleitbildgruppe und den Medien, die zur offiziellen Technikabschaltung ins Schwimmbad gekommen sind.
Viele verbinden mit dem Maintalbad persönliche Erinnerungen
Das hat Allmannsdörfer gerade an den letzten Öffnungstagen im Dezember erlebt, als viele Badegäste ihm ihre Maintalbad-Geschichten erzählten. Besonders der letzte Badetag am 30. Dezember war für das Team emotional. Mit dem Lied „Time to say Goodbye“ läutete Allmannsdörfer den Badeschluss ein. „Aber niemand wollte aus dem Wasser“, erzählt er. Also musste er mit belegter Stimme die Gäste mit einer letzten Absage aus den Schwimmbecken komplimentieren. Es war ein weiteres „letztes Mal“. Wie schon so oft in den vergangenen Wochen.
Nun also mit der Abschaltung der „lebenserhaltenden Maßnahmen“ das endgültige Aus. Doch das Ende war in den zurückliegenden Jahren bereits absehbar. Genau genommen seit 2015. Damals hatte Allmannsdörfer den politischen Entscheidungsträgern erläutert, dass weitere Investitionen in erforderliche Sanierungsmaßnahmen nicht mehr wirtschaftlich seien. „Es war der Startschuss für den Neubau“, blickt er zurück, „auch wenn ich damals von meinen Mitarbeitern noch für die Luftschlösser oder besser das Luftbad, für das ich warb, belächelt wurde“.
"Wir werden hier etwas Tolles bauen"
Längst hat das Luftschloss Gestalt angenommen. In diesem Zusammenhang
richtete Allmannsdörfer seinen Dank an die Stadtverordneten, die mit
ihren Beschlüssen das neue Schwimmbad für Maintal auf den Weg gebracht
haben. „Wir werden hier etwas Tolles bauen“, versicherte
Stadtverordnetenvorsteher Martin Fischer, der Allmannsdörfer und seinem
Team für ihr Engagement und ihre Leidenschaft dankte, mit dem sie den
Schwimmbadbetrieb gerade auch in schwierigen Zeiten wie der
Corona-Pandemie oder der Energiekrise gestaltet hatten.
Schließlich ist der Moment da: Gemeinsam geht es in den Technikraum im Untergeschoss des Maintalbads, durchzogen von Röhren, Tanks und Steuerungseinheiten und immer begleitet vom gleichmäßigen Rauschen des Wassers in den Leitungen. „In drei Stunden wird das Wasser in den Schwimmbecken einmal getauscht“, erläutert der Betriebsleiter. Eine Leistung, die sich im Energieverbrauch abbildet. „Obwohl wir alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, um das Bad energetisch zu optimieren, verbrauchen wir hier an einem Tag so wie viel Energie wie ein Einfamilienhaus in drei Jahren benötigt“, fügt er hinzu. Doch weitere Anpassung seien nicht möglich. Ein weiteres Argument für einen Neubau.
Ein unscheinbarer Moment - und doch eine Zäsur
Und
so greift Allmannsdörfer zögernd zu dem roten Griff am Technikschrank,
dem Hauptschalter für das Technikleben der „alten Oma“. Es folgt eine
Vierteldrehung nach links. Ein unscheinbarer Moment und doch eine Zäsur,
aber auch ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Umsetzung des neuen
Maintalbads. Danach noch immer ein leises Rauschen, das allmählich
verklingt und die Augen des erfahrenen, aber mit dem Bad eben eng
verbundenen Betriebsleiters feucht werden lässt.
Nachdem er in
den zurückliegenden 36 Jahren an jedem Arbeitstag vom Rauschen des
Wasser begrüßt wurde, wird es eine fremde Stille sein, die ihn in den
letzten Tagen umgibt, wenn noch aufgeräumt und ausgeräumt wird, um
alles, was im neuen Schwimmbad verwendet wird, bis zu dessen geplanter
Eröffnung Ende 2027 einzulagern und die letzten Veranstaltungen und
Termine vorzubereiten.
Die Rettungshundestaffel des Kreises Offenbach und die Freiwillige Feuerwehr nutzen das Maintalbad noch für Übungen. Am Freitag, 24. Januar, findet mit den beiden Kinovorführungen im leeren Schwimmerbecken ein außergewöhnliches Ereignis statt, und am Wochenende, 1. und 2. Februar, können sich alle Interessierten letzte Erinnerungsstücke an „ihr Maintalbad“ sichern. Von 10 bis 14 Uhr findet ein öffentlicher Flohmarkt statt, bei dem noch Inventar ersteigert werden kann. Der Erlös wird an die DLRG Maintal gespendet. (red)