Windpark-Pläne in Bad Orb: 65 Bürger kritisieren Kurs der Stadt

Mittwoch, 05.02.2025
BAD ORB - Nach der großangelegten Medienkampagne der Stadt Bad Orb in Sachen des Baues eines Windparks am Horstberg durch den dänischen Investor Ørsted (KINZIG.NEWS berichtete), wird weiterhin kontrovers über das Unterfangen diskutiert. Jetzt haben 65 Bürger einen offenen Brief verfasst, in dem sie den Anti-Windkraft-Kurs der Stadt scharf kritisieren.
KINZIG.NEWS veröffentlicht die Stellungnahme der Bad Orber Bürger im Wortlaut:
"Mitte Januar riefen in einem offenen Brief unter anderem politisch Verantwortliche aus Bad Orb dazu auf, ein Windparkprojekt zu stoppen. Gestützt wird sich auf die Behauptung, dass 'Bad Orb die Windkraft entschieden ablehnt'.
Eine Forsa-Umfrage vom März 2024, die von Unterzeichnern des Offenen Briefs in Bad Orb in Auftrag gegeben wurde, kam trotz suggestiver, also keineswegs neutraler Fragestellungen zu folgendem Ergebnis: 51 Prozent der Befragten hatten grundsätzlich wenig bis keine Bedenken gegen den Bau eines Windparks in ihrem Wohnumfeld und immerhin 46 Prozent hatten ebenso wenig bis keine Bedenken gegen ein Windprojekt explizit auf dem Horstberg (GNZ vom 19.03.24). Es ist also falsch, mit dem offenen Brief zu suggerieren, dass ganz Bad Orb keine Windkraft wolle.
Dass die Behauptung, der Planungsprozess 'missachte das demokratische Grundverständnis', jeglicher Grundlage entbehrt, wird bereits in einem Artikel vom BUND (GNZ vom 01.02.25) hinreichend aufgezeigt. Dort wird auch noch einmal klargestellt, dass der Schutz von Ökosystemen wie bei allen Windparks selbstverständlich berücksichtigt wird.
In diesem Zusammenhang wirft der offene Brief bei uns viele Fragen auf:
Es ist die Rede von gesundem Wald für gesunde Menschen. Die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit und für die Wälder (siehe Harz und Sauerland) ist eine ungebremste Klimaerwärmung. Ohne Windkraft kein Ende der Erderwärmung, mit ungebremster Erwärmung überhaupt kein Wald. Auch Bad Orb hat die Vorgabe, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit dem Windpark wäre ein ganzheitliches Energiekonzept für die ganze Stadt möglich. Selbst Bad Soden-Salmünster hat einen Plan, mit Windkraft!
Welchen Plan hat Bad Orb, bis 2045 klimaneutral zu werden? Was erzählen die Entscheider ihren Kindern und Kindeskinder bei den nächsten Hitzewellen und Naturkatastrophen, warum sie hier gegen erneuerbare Energien kämpfen? Als Idee schwebt die Erzeugung von Wasserstoff an der Eisernen Hand im Raum: Wie soll das ohne Windkraft, der effektivsten CO2-freien Energieerzeugung, funktionieren?
Bereits drei Windräder auf Orber Grund würden der Stadt jedes Jahr über eine Million Euro nur an Pachteinnahmen bringen und die doppelte Strommenge produzieren, die ganz Bad Orb bisher pro Jahr verbraucht. Diese ökonomischen Vorteile würden mehr finanzielle Unabhängigkeit bringen. Kita-Gebühren könnten gesenkt, Straßen saniert werden. Kann Bad Orb es sich leisten, darauf zu verzichten? Welche Alternativen hat Bad Orb?
Weit außerhalb des Stadtgebietes geplant, wäre der alternativ vorgeschlagene Heilwald nur mit dem Auto erreichbar, während die Verkehrsbelastung in Bad Orb bereits jetzt sehr hoch ist. Wie sieht ein Mobilitätskonzept zu einem geplanten 'internationalen Zentrum der Waldtherapie' aus, das nicht ebenso den Wald belastet? Wo müssen Parkplätze in die Natur gebaut werden?
Der dänische Projektierer bietet außerdem Bürgerbeteiligung verschiedenster Modelle an, u.a. über eine Genossenschaft. Vielleicht wäre auch ein lokaler Stromtarif möglich. Dänemark ist Vorreiter bei der Windenergienutzung, auch bei Wärmepumpen sowie bei Bürgerbeteiligungen. Welche Bürgerbeteiligung ist von einem Kur- und Heilwald zu erwarten?
Bad Orb droht nun dem Projektierer mit den Gerichten. Mit welcher Aussicht auf Erfolg? Sind mögliche Gerichtskosten im Haushalt eingeplant? Wer von den Verantwortlichen kann uns diese Fragen beantworten, Herr Bürgermeister?" (red/sh)