Impuls von Stefan Buß: Was ist Anbetung?

Mittwoch, 12.02.2025
von STEFAN BUß
FULDA / MKK - Rede Herr, denn dein Diener hört!“ (1 Sam 3,9) So lehrt der Hohepriester Eli seinen Schüler Samuel, dem Herrn zu antworten, als er seinen Ruf vernahm. Manchmal ist es gut, wenn wir beim Beten auch einmal den Mund halten und – hören!
Bei allem Bemühen um ein gutes Beten kann uns die Aussage des dänischen Philosophen und Theologen Søren Kierkegaard richtungsweisend sein. Er bekennt von sich: „Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen. Zuletzt wurde ich ganz still. Ich wurde, was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist, ich wurde ein Hörer. Ich meinte erst, Gebet sei Reden. Ich lernte aber, dass Beten nicht bloß Schweigen ist, sondern Hören. So ist es: Beten heißt nicht sich selbst reden hören, Beten heißt still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.“ Die Eucharistische Anbetung vor dem Allerheiligsten Altarsakrament, das man in der katholischen Kirche kennt, ermöglicht vor der Monstranz mit dem heiligen Brot dieses passive, hörende Beten. Wenn wir für eine längere Zeit schweigend ausharren, können wir einen liebenden Blickkontakt mit Jesus aufnehmen. „Ich schaue ihn an und er schaut mich an“ – so hat es ein Bauer aus Ars, einst so klassisch formuliert.
Der Hl. Pfr. v. Ars hatte ihn jeden Tag beobachtet als er in die Kirche ging und nach fünf Minuten wieder herauskam. Wir treten in den Blick der Liebe Gottes. Der aus Liebe Gekreuzigte schaut uns an. Sein Blick durchdringt unser Herz. Er heilt, er verwandelt, er liebt. Im liebenden Blick vernimmt die Seele die Worte des Geliebten. Am Anfang ist noch alles laut, doch alles, was in uns unruhig ist, darf sein und darf heraus. Im Angesicht dessen, der uns liebt, können wir alles ablegen: „Werft alle eure Sorge auf den Herrn, er kümmert sich um euch“ (1Petr 5,7). Wo sonst kann ich mich in dieser lauten und stressbeladenen Zeit so einfach erleichtern! Alles, was ich mit Jesus geteilt habe, trägt er mit mir. Im Schweigen klären sich meine Fragen und Zweifel, ich erfahre Nähe und Trost und gehe viel gelassener und froher zurück in meinen Alltag. Gönnen wir uns Zeiten der Anbetung. Gönnen wir uns das Schweigen in der Gegenwart des Herrn. Lassen wir uns lieben. Jesus wartet auf uns.