Ausgelassene Stimmung bei der 1. Narrensitzung des Sterbfritzer Kirchenchores Con Dio

Mittwoch, 12.02.2025
von WALTER DÖRR
SINNTAL - Aus einer Schnapsidee heraus organisierte der Kirchenchor Con Dio der Evangelischen Christusgemeinde Sinntal und Marjoß eine „Bunte Narrensitzung“ im Gemeindehaus.
Damit knüpfte man an eine alte Sitzungstradition an. Und angesichts des voll mit bunt kostümierten Narren und Narrhalesen besetzten Saales können die Organisatoren zufrieden sein – ihre Rechnung, Frohsinn zu verbreiten, ging mehr als auf. Sitzungspräsident Franco Labella eröffnete mit einem dreifach donnernden „Starwetz Helau“ und „Con Dio Helau“ den stimmungsvollen Nachmittag.
Zusammen mit seiner Frau Angela, die zu ihrer Frankfurter Zeit Deutsche Tanz-Meisterin war, und Werner Alt, ein TV-Faschings-Urgestein in der Sinntal-Gemeinde, bildeten die drei „Karneval-Superstars“ den kompetenten Con Dio Narrenrat. Als Protokollerin stieg Angela Labella zuerst in die Bütt und beleuchtete, was in der Welt los ist. Das heißt, die große Politik ließ sie außen vor und kehrte stattdessen vor der eigenen Tür. „Die Frau in der Bütt“ war vor 17 Jahren von Frankfurt ins alte Asmushaus in Sterbfritz gezogen und entdeckte eine Sprachbarriere in Hessen: „Es wollt net in de Kopp rein, nicht jeder kann en Frankfurter sein.“
Frankfurterisch und Starwetzer Platt
Wie Phönix aus der Asche sei der Con Dio-Kirchenchor 2020 entstanden, also stehe in diesem Jahr das 5-jährige Jubiläum an. Anspruchsvolle Chormusik werde gesungen, manchmal würden sogar Tränen bei den ergriffenen Zuhörern fließen. Ein Alkohol-Problem sage man dem Chor nach, dem widersprach die Protokollerin aber mit Nachdruck. Dienstagabends werde geprobt und anschließend gesellig zusammengesessen. Singen und „Drömheröm“. Bei dem, was die Protokollerin ansprach, war eine Glastür, gegen die man gerne stoße. Oder das Denkmal an der Kirche, das schon lange geplant werde und fast bestellt sei. Die Protokollerin gab zu bedenken, dass bei der Gestaltung darauf geachtet werden soll, dass das Denkmal - nicht wie beim Brunnen in Jossa – dann wie ein stehender Penis aussieht. Die aus Funk und Fernsehen bekannten Margot und Maria Hellwig stellten Stefan Xenakis und Dirk Ebenhöch in ihrer Nummer dar und heizten die Stimmung mächtig ein. Tosender Beifall für die feschen Dirndl-Madeln. Als Putzfrau ist Elke Sabransky von den TV-Fremdensitzungen bekannt. Als biologisch abbaubare „Putzfrau Erna“ putzte sie zwischen den Stuhlreihen im Saal und haute so manchen Gast an. Humorvoll stellte sie sich auch die Frage, ob sie ein „veganes Kreuzfahrtschiff“ oder die „MS Parship mit Deckoffizier“ auswählen soll. Die „Nonne“ Christina Roth forderte zum Aufstehen auf, damit der Bobbes nicht einschläft, und mit ihrem stimmungsvollen „Indianer-Gewedele“ und anderem Ohrwürmer-Getanze brachte sie die Massen in Bewegung. Darauf aufbauend gab es die erste Schunkelrunde – von links nach rechts, vorn und hinten oder sonstwie.
Singe, wem Gesang gegeben
Durch ein eigens geschaffenes „Con Dio - Närrisches Gesangbuch“, damit keiner eine Textprobleme-Ausrede hat, wurde vielstimmig und aus voller Brust gesungen. Ganz wie es im ersten Lied hieß: „Kommt die Fassnacht in das Land, sind wir außer Rand und Band“. Christine Kaiser begleitete auf ihrem Akkordeon. Zwei Mülltonnen mit dem Inhalt Elke Sabransky und Christina Roth und der Müllmann Steffen Roth tanzten dann „Manamana“ – der Ohrwurm ist bestens bekannt aus der Sesamstraße. Werke vom unvergessenen Heinz Erhardt gab Hanskarl Bauer zum Besten. Als Hausfrau trat die Con Dio-Dirigentin Heidrun Göttsche auf. „Das bisschen Haushalt“ sang sie am Bügelbrett und stellte nebenbei fest, dass die Männer nicht so hell seien. Zur Büttenrede gezwungen worden sei Pfarrer Arne Schmitz. Es war ein Meisterwerk, das er in der Bütt vortrug. Von Frauen, altersbedingten Gesundheitsproblemen, häuslichen Gepflogenheiten und natürlich den Unterschieden zwischen Himmel (Männer) und Hölle (Frauen) predigte er.
Der Pfarrer in der Bütt ein Kracher
Armin Sabransky, der sich selbst auf der Gitarre begleitete, hatte sich für seinen Soloauftritt die beiden Lieder von Jürgen von der Lippe „Der Blumenmann“ und „Ich bin der König der City“ ausgewählt. Mitreißende Musik – live gesungen – folgte dann. Der Con Dio-Kirchenchor hatte für die Narrensitzung aus dem Film „Sister Act“ die berühmte Nonnenchor-Szene einstudiert, in der die Nonnen mit ihrem Gesang in Extase geraten. Con Dio konnte das auch, am Klavier begleitet von Dirigentin Heidrun Göttsche. Der Vortrag kam so gut an, dass Heidrun Göttsche meinte, dass der evangelische Kirchenchor Sterbfritz vom katholischen Dom in Fulda schon angefragt worden sei. Eine Augenweide war der Auftritt der Tanzmariechen Vienna und Lilly vom TV Sterbfritz. Den Büttenvortrag des Sitzungspräsidenten Franco Labella läuteten quasi die Glocken der nahen Kirche ein. Und die Ehre war auch richtig gewesen, denn der Ex-Italiener in Mafiosi-Outfit berichtete als „Ein Italiener in Starbetz“, was ihm in Sinntal so alles passiert ist. Ein wahrer Höhepunkt im närrischen Programm. Es folgte noch zum krönender Abschluss die EAV-Band mit Show, Tanz und Musik.
MITWIRKENDE
Con Dio-Narrenrat: Präsident Franco Labella, Angela Labella, Werner Alt, Protokollerin: Angela Labella, „Margot und Maria Hellwig“: Stefan Xenakis, Dirk Ebenhöch, „Putzfrau mit Tanzkurs“: Christina Roth, Elke Sabransky, Showtanz „Die Tonnen“: Christina Roth, Elke Sabransky, Steffen Roth, „Heinz Erhardt“: Hanskarl Bauer, „Die Hausfrau“: Heidrun Göttsche, „Schmitz in der Bütt“: Pfarrer Arne Schmitz, Gesang „Der Blumenmann“: Armin Sabransky, „Sister Act“: Chor Con Dio, Tanzmariechen „Vienna und Lilly“ vom Turnverein Sterbfritz, „Ein Italiener in Starbetz“: Franco Labella, Show-Einlage EAV-Partyband des TV Sterbfritz: Christina Roth mit Band.
HINTERGRUND
ConDio ist der Kirchenchor der evangelischen Christusgemeinde in Sinntal-Sterbfritz und feiert in diesem Jahr sein 5jähriges Jubiläum. Das Besondere: Der Chor wurde in der Coronazeit neu gegründet, in einer Zeit also, in der sich viele Chöre aufgelöst haben. Con Dio wurde in Sinntal schnell durch die hohe Qualität seiner Konzerte populär. Sein Fokus legt er auf anspruchsvolle klassische Chorliteratur, aber auch auf moderneres geistliches Liedgut und Gospel-Songs. Damit leistet der Chor einen wichtigen kulturellen Beitrag in der Gemeinde Sinntal. Auch die Idee zum „SingAlong für Demokratie und Toleranz“ in Schlüchtern ist aus der Chorgemeinschaft heraus entstanden und fand im Bündnis für Demokratie und Toleranz einen Unterstützer und Ausrichter. Durch private Unternehmungen wie Chorfreizeiten und Ausflüge ist eine schöne Gemeinschaft erwachsen. Die erste Con Dio-Narrensitzung ist eine „Schnapsidee“, entstanden während eines feuchtfröhlichen Abends. Dabei ist die Idee nicht neu: In früheren Zeiten war es in Sterbfritz schon Brauch, dass auch der Kirchenchor eine Faschingsveranstaltung ausrichtete. Diese schöne Tradition ist im Laufe der Zeit leider eingeschlafen. Con Dio hat spontan entschlossen, sie wieder aufleben zu lassen. Es war dem Chor wichtig, eine traditionelle Narrensitzung zu veranstalten, da so etwas in Sterbfritz schon lange nicht mehr stattfindet. Da im Chor viele begeisterte und erfahrene Karnevalisten singen, war das Programm schnell mit Teilnehmern aus den eigenen Reihen zusammengestellt. Die rund 120 Plätze im Gemeindehaus waren schnell vergeben. Das zeigt, dass eine Veranstaltung dieser Art vermisst wurde und viele anspricht.
Dass der Eintritt frei war, ist noch ein zusätzliches Schmankerl. Erhaltene Spenden werden einerseits für die Unkosten verwendet, andererseits für die Chorarbeit, denn für die Jahreskonzerte müssen Noten angeschafft und Musiker engagiert werden.