Fast 200 Gäste bei Syrien-Aktionstag im Schlüchterner Kultur- und Begegnungszentrum
Donnerstag, 13.02.2025
SCHLÜCHTERN - „Ein bisschen Frieden…“ Mit diesem bekannten Lied schuf Dr. Fajer Klüh schon gleich zu Beginn gesanglich eine warme Atmosphäre bei dem internationalen Fest im Kultur- und Begegnungszentrum (KuBe) unter den fast 200 Menschen aus vielen verschiedenen Nationen.
Eingeladen zu dem besonderen Zusammentreffen hatte der syrische „Friedensverein Palmyra“ aus Schlüchtern, dem sie als Vorsitzende vorsteht. Das erstmals organisierte Treffen war ein bunter Mix aus Begegnung, Kultur, Musik und Gedankenaustausch. Und immer wieder gab es Dankesworte von Syrern, die in Deutschland eine zweite Heimat und eine neue Perspektive in ihrem Leben gefunden haben.
Einer der Höhepunkte war der Auftritt des bekannten palästinensischen Syrers Aeham Ahmad. Als „Pianist in den Trümmern“ spielte er in den vom Krieg geschundenen Städten Syriens und erlangte so internationale Berühmtheit. Mittlerweile lebt er als Flüchtling in Deutschland, wo er 2015 den Internationalen Beethovenpreis für Menschenrechte erhielt. Über sein Schicksal hat er mittlerweile ein Buch mit dem Titel „Und die Vögel werden singen“ geschrieben. „Seine Musik tröstet“ betonte Klüh, während dieser Sänger bekannte Lieder wie „Die Gedanken sind frei“ und „Freude schöner Götterfunken“ mit den Menschen im Saal anstimmte.
Doch auch andere Künstler sorgten mit musikalischen Darbietungen für Auflockerung, so beispielsweise Wasim Aljandali (Gesang), Shadi Hasrouni (Laute) sowie Samer Fares (Handtrommel), dann das Duo Eckhard Siebers und Achim Hoffmann sowie später die Musikschule Viva Musica von Bernabe Gallego aus Salmünster und seine Gruppe Los Guitarreros.
Fajer Klüh dankte vielen Gruppen, Vereinen und Einzelpersonen für die tatkräftige Unterstützung in den vergangenen Jahren und deren Hilfe bei der Wiedereingliederung von ihren Landsleuten in Deutschland, beispielsweise Ärzten, politischen Amtsträgern, Schulen, dem Jobcenter, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Malteser-Hilfsdienst und der Tafel.
Syrien sei nach rund 14 Jahren Krieg „wirtschaftlich sehr zerstört und strukturell erschöpft“. Die neue Regierung dort stehe vor großen Herausforderungen. Viele hofften auf eine Demokratie und einen Neuanfang. Dabei müssten allerdings alle Landsleute auf der ganzen Welt mithelfen.
Mehrere Syrer aus der Region berichteten aus ihrem Leben und wie sie in Deutschland ehren- und hauptamtlich Fuß gefasst haben. Rihab Nabhan beispielsweise lebt seit elf Jahren in Deutschland und hat drei Kinder. Hauptamtlich macht sie derzeit ein Praktikum als Erzieherin, ehrenamtlich engagiert sie sich in der Flüchtlingsarbeit – wie auch Ramez Othman, der mittlerweile ein Studium erfolgreich abgeschlossen hat und jetzt eine Wohngruppe leitet. Mary Darwish arbeitet als Buchhalterin und hilft ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz. Arouf Moaweya ist als Erzieher tätig.
Schweigeminute für alle Opfer des Krieges
Einzelne Gäste überbrachten Grußworte, so beispielsweise Constantin von Brandenstein-Zeppelin für den Malteser-Hilfsdienst, der dem Palmyra-Verein zu seiner fantastischen Arbeit gratulierte. Gemeinsam habe man im Bergwinkel und in Nord-Syrien große Projekt gemeinsam umgesetzt. Clas Röhl vom Schlüchterner Demokratie-Bündnis betonte die Wichtigkeit dieses Festes in einer Zeit, da populistische Kräfte versuchten, die Gesellschaft zu spalten. Spontan traten zwei Mädchen der Kindertagesstätte Zwergenwiese auf, die mit ihrer Betreuerin Gedichte vortrugen.
Zu Beginn des Treffens hatten sich die Gäste zu einer Schweigeminute für alle Opfer des Krieges in Syrien und an anderen Orten sowie der jüngsten Anschläge in Deutschland, beispielsweise in Solingen, Magdeburg und Aschaffenburg, erhoben.
Das gesamte Programm war eingebettet in ein gemütliches Beisammensein mit einer Kunstausstellung, einer Präsentation diverser Handarbeiten und einem reichhaltigen Angebot von kulinarischen Köstlichkeiten aus verschiedenen Nationen. (red)