Mit neuem Großstadtrevier

Sicherheit in Hanau: Stadt und Landespolizei bauen Zusammenarbeit aus

Die Umsetzung des "Hanauer Modells": Einsatzkräfte der Stadt und der Landespolizei führen gemeinsame Kontrollen auf dem Bürgerfest durch. - Quelle: Stadt Hanau


Samstag, 29.03.2025
von Redaktion

HANAU - Mit der Kreisfreiheit zum 1. Januar 2026 wird Hanau nicht nur politisch eigenständiger, die Stadt stellt sich auch in punkto Sicherheit neu auf. Was geplant ist und was sich die Politik vom neuen Großstadtrevier erhofft.

„Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Landespolizei ist in Hanau ein voller Erfolg“, sagt Stadträtin und Ordnungsdezernentin Isabelle Hemsley in einer Pressemitteilung und verweist dabei auf die jüngste Kriminalitätsstatistik des Polizeipräsidiums Südosthessen. Laut dieser gab es in Hanau im vergangenen Jahr insgesamt 491 weniger Straftaten als noch 2023 – das entspricht einem Rückgang von 6,8 Prozent.

„Mit einem neuen Hanauer Großstadtrevier sollen die objektive Sicherheitslage und das subjektive Sicherheitsempfinden noch weiter gestärkt werden“, sagt Hemsley. In einer Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses stellte Martin Nickl, Leiter der Polizeidirektion Main-Kinzig, den Mitgliedern des Ausschusses und der eingeladenen Ortsbeiräte die Kriminalstatistik sowie die neue Sicherheitsstruktur ausführlich vor.

Mit der Kreisfreiheit Hanaus zum 1. Januar 2026 wird die Stadt nicht nur politisch eigenständiger, sondern auch sicherheitspolitisch neu und modern aufgestellt, so Nickl. Wie seit kurzem bekannt, werden die bisherigen Polizeistationen Hanau I und Großauheim sowie in Teilen die derzeitige Polizeistation Hanau II in einem zentral gelegenen Großstadtrevier am bestehenden Polizei-Standort am Freiheitsplatz zusammengeführt.

„Die neue Struktur ermöglicht uns mehr Polizeipräsenz auf den Straßen, eine bessere Erreichbarkeit für die Bürgerinnen und Bürger sowie eine effizientere Einsatzkoordination“, erklärte Martin Nickl. Künftig sollen sieben zentral koordinierte und rund um die Uhr verfügbare Funkwagenbesatzungen sowie vier Schutzmänner und -frauen in der Innenstadt und den Stadtteilen präsent sein und für Sicherheit sorgen.

„Unsere Schutzmänner und -frauen werden sowohl zu Fuß als auch im Fahrzeug unterwegs sein, um direkt ansprechbar für die Menschen zu sein, vor allem in den Stadtteilen“, erklärte Martin Nickl. Ein bewusster Schwerpunkt werde im Stadtteil Kesselstadt sein, in dem nach wie vor aufgrund des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 ein besonders sensibles Sicherheitsgefühl herrsche.

„Hier wird deshalb gezielt ein Schutzmann eingesetzt, um als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und das Vertrauen in die Polizei wieder zu stärken“, so der Polizeidirektions-Leiter.

Sicherheitsstrategie in Hanau: Polizei will Störer gezielt kontrollieren und verdrängen

Gemeinsam gehen Ordnungsamt und Landespolizei auch weiterhin entschieden gegen die sogenannte Poser- und Raser-Szene vor, so Isabelle Hemsley. „Unser Ziel ist es, Kontrollen so lange durchzuführen, bis die Poser weg sind“, machte die Ordnungsdezernentin klar. Erste Maßnahmen wie neue Beschilderungen an problematischen Punkten, wie im Bereich um den Staatspark Wilhelmsbad, zeigen bereits Wirkung.

Mit Blick auf die zunehmende Zahl an Festen und Veranstaltungen in der warmen Jahreszeit, habe die Stadt Schutzmaßnahmen zudem immer oben auf ihrer Agenda. „Wir können nicht jede Gefahr zu hundert Prozent ausschließen, ohne uns ein Stück unserer Freiheit und unseres kulturellen Lebens zu nehmen. Deshalb setzen wir auf abgewogene Sicherheitsstrategien mit Fingerspitzengefühl“, erklärte die Stadträtin. Hanau habe mit Hilfe von Fördermitteln des Landes bereits bewährte Systeme zur Absicherung von Veranstaltungen beschafft und plane, diese in den kommenden Jahren weiter auszubauen.

Im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes verknüpft die Stadt künftig auch verstärkt Sicherheit und Sauberkeit und bindet den für Abfallentsorgung und Straßenreinigung zuständigen Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) mit in die entsprechenden Planungen ein.

„Nach der Broken-Window-Theorie beeinflussen sichtbare Zeichen von Verwahrlosung das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen. Ein zum Beispiel durch einen Einbruch zerbrochenes Fenster fällt in einer sauberen Umgebung viel deutlicher auf, als in einer heruntergekommeneren“, erklärte die Ordnungsdezernentin. Die Stadt starte deshalb im Sommer eine Sauberkeitskampagne, die nicht nur zur Sensibilisierung der Hanauerinnen und Hanauer beitragen soll, sondern auch mit gezielten Kontrollen einhergehe, so Hemsley weiter.

Kriminalstatistik: Jugendkriminalität in Hanau gesunken

Die kürzlich vorgestellte polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2024 zeigt einen deutlichen positiven Trend: „Seit 2001 hat sich die Häufigkeitszahl der Straftaten, also die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner, nahezu halbiert. Hanau ist eine sichere Stadt“, betonte Nickl. Dennoch gebe es Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Straßenkriminalität, die um 8,4 Prozent gestiegen sei. „Hier setzen wir im Rahmen der vom Hessischen Innenministerium initiierten ‚Innenstadt-Offensive‘ mit verstärkten Kontrollen und einer höheren Polizeipräsenz an“, erklärte der Polizeidirektions-Leiter und verwies gleichzeitig auf Vorteile von Videoschutzanlagen.

„Sie stärken das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger.“ Durch die Auswertung einer Anlage sei auch eine brutale Tat in der Innenstadt im vergangenen Sommer aufgeklärt worden, bei der ein Jugendlicher am Busbahnhof am Freiheitsplatz auf den Kopf eines 36-Jährigen getreten und den Mann schwer verletzt haben soll. „Der Täter konnte dadurch schnell identifiziert und wegen Verdacht des versuchten Mordes in Untersuchungshaft genommen werden“, so Nickl in der Pressemitteilung der Stadt.

Hanau: Zunehmende Angriffe auf Einsatzkräfte bereiten Stadt und Polizei Sorgen

Die steigenden Angriffszahlen auf Einsatzkräfte bereiten im Rathaus und der Polizeidirektion Sorgen. „Gerade in der vergangenen Silvesternacht gab es mehrere Angriffe auf Einsatzkräfte“, berichtet Ordnungsdezernentin Isabelle Hemsley. „Diese sind in den Zahlen der aktuellen Kriminalstatistik noch gar nicht enthalten.“ Ob Feuerwehr, Polizei und Notarzt-Teams – jeder Fall sei einer zu viel. „Wer uns schützt, sollte keine Angst haben müssen, selbst verletzt zu werden“, betont Hemsley.

Positiv sehen Stadt und Polizei wiederum den Rückgang der Jugendkriminalität um 130 Fälle in 2024 im Vergleich zum Vorjahr. Ein wichtiger Baustein dafür sei das im September 2023 eröffnete Haus des Jugendrechts in Hanau. „Hier werden junge Straffällige einerseits wieder auf die richtige Bahn gelenkt, um ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität zu verhindern, andererseits wird auf präventive Maßnahmen gesetzt“, erklärt Hemsley. „Daran arbeiten Stadt, freie Träger der Jugendhilfe, Justiz und Polizei gemeinsam – das ist eine tolle Zusammenarbeit.“

Zusammengefasst habe man gemeinsam bereits viel erreicht und für die Zukunft noch viel vor. „Mit dem Großstadtrevier, einer gestärkten Polizeipräsenz und der engen Zusammenarbeit von Stadt und Landespolizei schaffen wir nachhaltige Sicherheit für unsere Bürgerinnen und Bürger“, so Isabelle Hemsley abschließend.