"Jetzt ist Schluss": Bürger und Stadt gegen Windkraftanlage im Brandensteiner Forst
Dienstag, 10.12.2019
von Lena Eberhardt
SCHLÜCHTERN - "Wir haben einen großen Beitrag zur Energiewende geleistet, aber jetzt ist Schluss", sagte Bürgermeister Matthias Möller am Montagabend. Denn die Luft brannte in Elm: zahlreich waren die Bürgerinnen und Bürger zur Infoveranstaltung zur geplanten Windkraftanlage im Brandsteiner Forst/Kohlewald erschienen. Dabei musste auf unbequeme Fragen das Betreiberunternehmen juwi den Anwesenden Rede und Antwort stehen. Doch schon von Anfang an war klar: sowohl die Stadt als auch die Bevölkerung will unter keinen Umständen die Windkraftanlagen.
241 Meter hoch und damit nur einen Meter niedriger als der Maintower in Frankfurt sollen sie werden: die beiden geplanten Windkraftanlagen im Brandensteiner Forst, östlich der Burg Brandenstein. Bereits 2017 gab es von Constantin von Brandenstein-Zeppelin den ersten Antrag, auf seinem Land fünf Anlagen zu bauen. Der Antrag wurde jedoch kurz darauf von der Stadt Schlüchtern abgelehnt. Auch der Main-Kinzig-Kreis äußerte sich kritisch zur geplanten Position der Windkraftanlage. Trotz großer Skepsis sind zwei Anlagen östlich der Burg Brandenstein in Planung.
Für ihren Bau müssten neue Zufahrtswege entstehen, 4,4 Hektar Wald abgeholzt und mit gut drei Jahren Bauzeit gerechnet werden. Zudem sind der Schattenwurf der Flügel, der Lärmpegel und die negative Beeinflussung des Landschaftsbildes nur einige Punkte, die für Wut in der Bevölkerung sorgen. "Obwohl von Anfang an klar war, dass die Unternehmung weder von der Stadt noch von der Bevölkerung unterstützt wird, wurde trotzdem weitergemacht", betonte Möller scharf. Dabei versuchte das Unternehme juwi mit Argumenten, wie zusätzlichen Einnahmen durch die Gewerbesteuer zu punkten - vergeblich. "Es gibt klare Beschlüsse gegen das Projekt. Auch wird die anfallende Gewerbesteuer verschwindend gering sein, für das war die Bürger hier ertragen müssen", konterte der Rathauschef.
Auch die Bürgerinnen und Bürger äußerten ihre Bedenken. So würde auch der Berg, auf welchen die Anlagen geplant sind, ein problematisches Erdreich aufweisen. Durch die verschiedenen Bodenschichten, hätte sogar die Deutsche Bahn Probleme ihre Tunnel durch den Berg instand zu halten. "Wenn über vier Hektar Wald abgeholzt wird und so mehr Wasser in das Erdreich eindringt, besteht die Gefahr, dass der Hang abrutscht. Das wird noch einmal verstärkt, wenn die Tonnenschweren Anlagen darauf stehen", so die Ortsvorsteherin Elms Inge Vey. Obwohl die Sprecher des Unternehmens zugaben, dass sie von der Erdrutschgefahr am Montag zum ersten Mal hörten, gäbe es jedoch geologische Gutachten, die den Standort als sicher ausweisen.
Noch bis zum Freitag, den 13. Dezember können die Bürgerinnen und Bürger schriftlich ihre Einwendungen zu den geplanten Windkraftanlagen beim Regierungspräsidium Darmstadt einreichen. "Je mehr Einwendungen, desto besser", sagte Vey. Nach dem 13. Dezember prüft das Regierungspräsidium den Bauantrag erneut. Dabei zählen auch die Einwendungen seitens der Stadt und der Bevölkerung. "Vielleicht kommt Herr Brandenstein noch zur Einsicht und kippt die Pläne", sagte Möller. Der Burgherr selbst, war am Montagabend nicht anwesend. +++