Appell: Fronhof erhalten

Verein Stadtbild in Hanau gegen neuen Betonklotz

Bild des Fruchthauses von 1781 als Fassadenrekonstruktion - Grafik: Stadtbild Deutschland e.V. – Ortsverband Hanau


Donnerstag, 17.04.2025

HANAU - Der Verein Stadtbild Hanau hat sich gegen die städtischen Pläne ausgesprochen, den Fronhof mit einem neuen Schulgebäude zu bebauen. 

Das gehe völlig an den historischen Wurzeln dieses so bedeutenden Altstadtbereichs vorbei. Stadtbild-Sprecher Reinhard Hühn erklärte: "Der Fronhof ist das letzte zusammenhängende Gebäudeensemble, das heute noch vom Hanauer Stadtschloss übriggeblieben ist. Es hat einen hohen geschichtlichen Wert, denn von hier aus ist die Stadt Hanau entstanden."

Bis zur Kriegszerstörung im März 1945 war die Südseite des Fronhofs mit dem aus dem Jahr 1781 stammenden Fruchthaus geschlossen. Rechts daneben stand die Hofkellerei. Nur ein Gebäude mit einer historischen Fassade könnte den Fronhof mit seinem ursprünglichen Erscheinungsbild wieder herstellen, so der Verein.

Kritik wird an Bürgermeister Dr. Bieri geübt, der das Vorhaben als Schuldezernent und Bauherr vertritt. Durch die jetzt veröffentlichte Gestaltungsvariante des Schulgebäudes entstehe ein liebloses Bild. Der Verein Stadtbild sei, wie seiner Meinung nach auch viele Hanauer Bürgerinnen und Bürger, der Auffassung, dass ein seelenloser Baukörper mit überdimensionalen Glasfronten nicht die Lösung sein könne.

"80 Jahre nach der Zerstörung soll der historische Hofcharakter durch einen Betonklotz zunichte gemacht werden", so Hühn, der an die Entscheidungsträger appelliert, die Pläne noch einmal zugunsten einer adäquaten Lösung zu überdenken.

Durch die Kriegszerstörung 1945 wurden nahezu alle Gebäude am Fronhof stark beschädigt.


Auch das heute fehlende Fruchthaus von 1781. Im Rahmen des Wiederaufbaus wurden schließlich die noch intakten Grundmauern des wiederaufbaufähigen Fruchthauses abgetragen. Dieses Gebäude fehlt heute im „Gesamtkunstwerk Fronhof“. Es sei dringend geboten, die Lücke zu schließen.

Vorbildlich seien die Entscheider in den Nachkriegsjahren am Altstädter Markt vorgegangen. So wurde das Altstädter Rathaus nach der Bombardierung stilgerecht wiederaufgebaut und sei seitdem in seiner Nutzung als Deutsches Goldschmiedehaus ein weithin bekanntes Aushängeschild Hanaus. Was in den 50er Jahren gelungen ist, sei eine hervorragende Lösung. In gleicher Weise könne auch das Fruchthaus von ursprünglich 1781 wieder aufgebaut werden und das Fronhofensemble als weiteres Aushängeschild wieder erlebbar sein. Dies sei eine vorrangige Aufgabe des städtebaulichen Denkmalschutzes.

Stadtbild fragt außerdem: Muss eine Schülerbetreuung sichtbare Stadtgeschichte vernichten? Die Betreuung könne sicherlich an einem anderen Ort oder in einem Gebäude des Fronhofensembles stattfinden. Ursächlich für das geplante Schulgebäude sei der Platzbedarf für eine Nachmittagsbetreuung von Schülern.

Kunsthistorisch sei der Fronhof als eine barocke Gebäudegruppierung einzuordnen, die sich als Ensemble mit symmetrisch gestalteten größeren Einzelbauten und starkem Eigencharakter darstelle. Es sei die andere Grundform zu andernorts anzutreffender Vollsymmetrie. Diese großzügige etappenweise Art des Bauens in Einzelprojekten der Stadtschlossanlage war für die Hanauer Grafen ohne langfristige Bindung großer Finanzmittel möglich. Der bis zur Kriegszerstörung an der Südseite stehenden Magazinbau aus dem Jahr 1781 bilde den Abschluss des Hoftrapezes und setze mit seinem starken Eigencharakter somit den unverzichtbaren quasi achsialen Hauptakzent. (red)

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