Impuls von Stefan Buß: Gedanken zum Tod von Papst Franziskus – Ein Leben in Demut, Gerechtigkeit und Hoffnung

Samstag, 26.04.2025
von STEFAN BUß
FULDA / MKK - Heute nimmt die Welt Abschied von Papst Franziskus. Am Ostersonntag bekam ich noch von Fuldaern Bilder des Papstes bei der Audienz, umso überraschter war ich bei der Nachricht seines Todes am Ostermontag. Mit dem Tod von Papst Franziskus verliert die Welt eine moralische Stimme, wie sie in unserer Zeit selten geworden ist. Sein Pontifikat war geprägt von einer tiefen, gelebten Bescheidenheit, die nicht inszeniert, sondern Ausdruck seines Wesens war.
Vom ersten Moment seines Auftretens auf dem Balkon des Petersdoms bis zu seinen letzten öffentlichen Worten blieb er ein Papst, der nicht über den Menschen stehen wollte, sondern mitten unter ihnen. Er verzichtete auf Prunk, lebte schlicht, fuhr in einem einfachen Wagen – und wählte bewusst den Namen des heiligen Franz von Assisi: ein Zeichen seines inneren Programms.
Franziskus war ein Papst der Armen. Er suchte die Nähe derer, die am Rand stehen, hörte zu, berührte, segnete. Er sprach nicht nur über Barmherzigkeit – er lebte sie. In einer Welt, die zunehmend von Ungleichheit, Flucht, Krieg und Klimakrise geprägt ist, war seine Stimme eine Mahnung zum Umdenken, zur Umkehr, zu einer "Kultur der Begegnung", wie er es nannte. Sein Eintreten für Gerechtigkeit, seine unermüdlichen Appelle an die politische Vernunft und sein Engagement für die Bewahrung der Schöpfung machten ihn über die Grenzen der Kirche hinaus zu einer respektierten Autorität.
Gleichzeitig war er ein Papst der Reformen – und der Widerstände. Er erkannte, dass die Kirche in vielen Bereichen vor tiefgreifenden Herausforderungen steht: im Umgang mit Missbrauch, in der Rolle der Frauen, im Verhältnis zu Geschiedenen, zur LGBTQ-Gemeinschaft, im Dialog mit anderen Religionen. Franziskus hat viele Türen aufgestoßen, hat Debatten ermöglicht, die lange unterdrückt wurden. Doch oft stieß er auf Mauern – auch innerhalb des Vatikans. Seine Reformen blieben in mancher Hinsicht unvollendet, nicht weil es ihm an Willen fehlte, sondern weil das System tief verankerten Wandel nur langsam zulässt.
Und so bleibt sein Pontifikat auch ein Zeugnis der Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit, zwischen dem Evangelium als radikaler Liebesbotschaft und einer Institution, die sich schwer tut mit Veränderung. Aber gerade in dieser Spannung war Franziskus glaubwürdig: weil er nicht aufgab, weil er mit Sanftmut und Beharrlichkeit weiterging.
Dass Papst Franziskus an einem Ostermontag verstarb – dem Tag, an dem Christen weltweit die Auferstehung Jesu und den Sieg über den Tod feiern – trägt eine tiefe Symbolik. Es ist ein Tag der Hoffnung, der Erneuerung, des Lichtes nach der Dunkelheit. Vielleicht wollte das Leben – oder der Himmel – es so fügen: Dass der Papst, der unermüdlich das Evangelium der Hoffnung verkündete, an genau jenem Tag heimgehen durfte, an dem diese Hoffnung ihren Ursprung hat.
Sein Erbe wird bleiben. Nicht nur in lehramtlichen Schriften oder in den Archiven des Vatikans, sondern in den Herzen der Menschen, die sich von seiner Art, Christ zu sein, berühren ließen. In jedem Lächeln, das er schenkte, in jedem Flüchtlingskind, das er segnete, in jeder Mutter, deren Schmerz er mittrug, lebte das Evangelium auf eine neue, glaubhafte Weise.
Papst Franziskus hat gezeigt, dass Heiligkeit nicht unnahbar sein muss. Sie kann menschlich sein, fehlerhaft, warm, humorvoll, verletzlich – und gerade darin stark.