Impuls von Stefan Buß: Die Hoffnung, die trägt

Samstag, 03.05.2025
von STEFAN BUß
FULDA / MKK - Der tschechische Schriftsteller und Politiker Václav Havel (1936 – 2011, 1993 erster tschechischer Präsident) hat einmal den Satz geprägt: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht."
Diese Worte sind ein Ausdruck tiefer Weisheit, die uns in unserem Glauben und unserem täglichen Leben begleiten kann. Sie fordern uns heraus, Hoffnung nicht als bloßes Wünschen oder optimistisches Denken zu verstehen, sondern als eine tiefe innere Überzeugung.
Oftmals verbinden wir Hoffnung mit einem guten Ausgang – mit Heilung nach Krankheit, mit Frieden nach Konflikt, mit Erfolg nach Mühe. Doch Havel lenkt unseren Blick in eine andere Richtung. Hoffnung bedeutet nicht, dass sich unsere Wünsche und Vorstellungen erfüllen, sondern dass unser Handeln, unser Leben und unser Glaube auch dann Sinn haben, wenn das Ergebnis ungewiss bleibt oder nicht so ausfällt, wie wir es uns wünschen. Diese Sichtweise begegnet uns auch in der Bibel. Der Apostel Paulus schreibt im Römerbrief: „Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden“ (Röm 5,5). Hoffnung ist hier nicht das Vertrauen auf ein bestimmtes Ergebnis, sondern auf Gottes Treue und Liebe – unabhängig vom Ausgang der Situation.
Das beste Beispiel für diese Art von Hoffnung ist Jesus selbst. Am Kreuz schrie er: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46). Äußerlich schien alles verloren, doch in diesem tiefsten Moment des Leidens lag auch die Gewissheit, dass Gottes Plan nicht sinnlos war. Die Auferstehung war nicht absehbar – und doch lebte Jesus in der Gewissheit, dass sein Weg Sinn hatte, selbst wenn er durch Leid und Tod führte. Unsere Hoffnung als Christen gründet sich nicht darauf, dass unser Leben immer leicht ist oder dass Gott uns vor allen Schwierigkeiten bewahrt. Sie gründet sich auf die Gewissheit, dass Gott mit uns ist, dass unser Tun in ihm Sinn hat und dass er uns niemals verlässt.
Was bedeutet das für das Leben?
Es bedeutet, dass der Mensch trotz Unsicherheit handeln kann. Eine Lehrerin unterrichtet, ohne zu wissen, welchen Einfluss sie auf ihre Schüler haben wird. Ein Arzt behandelt, ohne zu wissen, ob der Patient geheilt wird. Eltern erziehen ihre Kinder, ohne zu wissen, welchen Weg sie einmal gehen werden. Hoffnung gibt uns die Kraft, das Richtige zu tun – nicht, weil wir das Ende kennen, sondern weil wir glauben, dass unser Tun Sinn hat.
Diese Haltung kann uns auch durch schwierige Zeiten tragen. Vielleicht erleben wir Niederlagen, Krankheiten oder Verluste. Vielleicht scheint das Gebet unerhört, die Mühe vergeblich. Aber Hoffnung heißt: Unser Leben ist sinnvoll, weil Gott mit uns geht.
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht."
Václav Havel lädt uns mit seinem Wort ein, Hoffnung nicht mit Erfolgsdenken zu verwechseln. Hoffnung ist die Gewissheit, dass unser Tun, unser Glaube und unser Leben einen Sinn haben – auch wenn wir das Ende nicht sehen. Diese Hoffnung finden wir in Gott. Und deshalb dürfen wir vertrauen, dass unser Leben, so wie es ist, in seinen Händen gut aufgehoben ist.