Jubiläum wird an Pfingsten groß gefeiert – Festakt schon am 1. Juni

Freitag, 16.05.2025
von WALTER DÖRR
SINNTAL - Alle guten Dinge sind drei – so sagt eine alte Redewendung. Und da steht dem Sinntaler Ortsteil Neuengronau sicherlich beim 730er Jubiläum an Pfingsten etwas Großes bevor.
Im Sommer 1993 machten sich schon die Ortsbeiratsmitglieder Gedanken über das anstehende 700jährige Jubiläum von Neuengronau. Damals war man jedoch der Meinung, dass das 411 Einwohner zählende Dorf für ein großes Fest zu klein sei. Ein Vierteljahrhundert später – und rund 80 Einwohnern weniger – packte man den historischen Anlass „725 Jahre Neuengronau“ erneut an. Zunächst der Ortsbeirat am 11. Mai 2018, in einer Bürgerversammlung am 13. Juni 2018 und mit der Gründung des Vereins „Dorfgemeinschaft Neuengronau“ am 19. Dezember 2018, der laut Satzung das Jubiläum organisieren und durchführen sollte, waren die Weichen gestellt. Mit Unterstützung der Bürger, örtlichen Vereinen und Firmen ging die fünfzig Mitglieder zählende „Dorfgemeinschaft Neuengronau e. V.“, der Ortsvorsteher Hans-Jürgen Heß vorsteht, mit vielen Ideen an die Planung. Über Christi Himmelfahrt vom 20. bis 24. Mai 2020 wurde das Jubiläumsfest terminiert und programmmäßig auch ein stehender Festzug im Dorf mit historischen Attraktionen vorgesehen. Die Corona-Pandemie machte jedoch den Neuengronauern einen Strich durch die Rechnung, denn das Jubiläum musste aufgrund gesetzlicher Vorschriften und zum Schutz der Menschen erst einmal abgesagt werden. Die Verantwortlichen waren sich aber einig, dass das Jubiläum zu einem späteren Zeitpunkt noch stattfinden soll.
Die Geschichte in einer Chronik zusammengefasst
Zur 700-Jahrfeier verfasste Thomas Schneider eine Dorfchronik, die zum 725-jährigen Jubiläum aktualisiert wurde. Die erste urkundliche Erwähnung Neuen-gronaus ist am 21. Dezember 1295 datiert. Die Originalurkunde gibt es zwar nicht mehr, aber in den Kopialbüchern der Herren von Hutten ist eine Abschrift des Dokumentes. In der besagten Urkunde steht: „Ich, Ulrich, genannt von Steckelberg, und meine Frau und Hermann, unser Sohn. Durch diese Urkunde geben wir öffentlich bekannt, dass wir Gottfried, dem Schultheißen von Schwarzenfels und Ritter, und seinen Erben folgende Güter, nämlich den Bauernhof des Reynfried von Melesynnen in dem Dorf, das Nuwengrunouwe genannt wird, den Hof mit allem, was dazugehört, und die Güter des Gottfried Sufflator und einen Bauernhof, den der genannte Gottfried bei Hermann, genannt von Sterbfritz, rechtmäßig gekauft hat, und in dem glei-chen Dorf den Bauernhof des Wolfram gemäß dem Feudal-recht zum ewigen Besitz übertragen haben…. … Wir ge-ben dem Genannten diese mit unserem Siegel bekräftigte Urkunde, ausgestellt im Jahre des Herrn 1295, an den 12. Kalenden des Januar (= 21. Dezember)“. Nuwengrunouwe ist die frühere Schreibweise für den heutigen Sinntaler Ortsteil. Die zweitälteste Urkunde stammt aus dem Jahr 1323. Hierin schreibt Ritter Hertnid von Tafta, dass er für seine Güter in „Nowa Gruna“ (ein Dokument in Latein) jährlich an Abgaben 24 Schilling Heller, einen Malter Weizen, einen Malter Hafer und ein Lamm bekam. Auf mehrere Urkunden wird in der Chronik verwiesen.
Kirchengeschichte bedeutend
Ein bedeutendes Kapitel der Neuengronauer Geschichte ist die Pfarrei, die am 13. Mai 1396 erstmals erwähnt wird. Die Edelknechte Hermann und Adolf Marschalk verkauften an Ludwig von Hutten den Burgbesitz in Altengronau (Hof, Mühle, Garten). Einschränkend steht in dem Dokument: „uszgenomen der pfennigzinsze mit namen zwentzig groschen uff Werners und uff Blumen gut, der sall gefallen yn die pfar gein Neuengrunawe“. Zwanzig Groschen Pfennigzins stehen also der Pfarrei Neuengronau zu. Neuengronau (Grunaw) war 1465 nach einer Aufzeichnung der Diözese Würzburg eine Mutterkirche, wie Gossaw (Marjoß), Motgars (Mottgers), Swarczenfels (Schwarzenfels), Ramungk (Ramholz), Stepfricz (Sterbfritz) Sluchtern (Schlüchtern) und Herolcz (Herolz). Die Reformation, Kirchenvisitationen, Eintragungen in den Kirchenbüchern (die älteste ist eine Taufe am 11. Juli 1650), die Pfarrer, Schultheißen und Oberförster in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Bau der evangelischen Auferstehungskirche 1783 ist alles in der Neuengronauer Chronik äußerst interessant aufgeführt. Auch über die Schule, Naturkatastrophen, die Auswanderer-Welle nach Amerika und Mörder, Wilddiebe und Brandstifter. Die Chronik von Neuengronau von Thomas Schneider und Informationen über Neuengronau gibt es im Internet unter www.neuengronau.de.
Das Fest-Programm:
- Samstag, 7. Juni stehender Festzug ab 13 Uhr. Von 13 Uhr bis 19 Uhr Hubschrauberrundflüge. 21 Uhr im Festzelt Rio live.
- Sonntag, 8. Juni stehender Festzug ab 11 Uhr. Von 11 Uhr bis 19 Uhr Hubschrauberrundflüge. 12.30 Uhr im Festzelt BlechBRASSers. 15 Uhr im Festzelt Musikverein Lütter. 21 Uhr im Festzelt Hot Rod.
Attraktion: ein stehender Festzug
55 Stationen hat der umfangreiche stehende Festzug, die sich auf den ganzen Ort erstrecken:
- 1 Hutzelmühle, Führungen durch die historische Getreidemühle
- 2 Massisvholz-Deko, Kettensägen-Schnitzereien
- 3 Kindergarten „Sonnenschein“, Bewegungsstation
- 4 Der Dofimker, Infos über Imkerei und Bienen, Honig, Honigschnaps, Bienenprodukte
- 5 Kinderbastelaktion „Biene, nur Sonntag Kinderschminken und Tattoos mit Sunnyface
- 6 Vogelzucht Röder, Führungen
- 7 Erinnerungskaffee, kreatives Basteln
- 8 Metallbau Müller (Inhaber Stefan Sperzel), Ausstellung Metallarbeiten
- 9 Samstag: Bratwurst mi selbstgemachten Aufstrichen; Sonntag: Spanferkel
- 10 Reisebüro Happ, Bus-, Flugreisen, Reisen mit dem Rad
- 11 Wein, Flammkuchen, Käse
- 12 „Eis-Anna“, Eisspezialitäten
- 13 Käpt´n Ballon, Torwandschießen
- 14 STIHL Klein- und Gartengräte
- 15 Vorführungen in der Schmiede
- 16 Oldtimerausstellung
- 17 DRK Sinntal, Bereitschaftsdienst, Kinderrallye, Pflasterführerschein
- 18 Korbmacher
- 19 Handgestrickte Waren, genähte Baby- und Kinderkleidung
- 20 Hausgemachte Limonaden, Spiele im Lederbeutel
- 21 Collagen, Glückwunschkarten, Vögel aus Dämmmaterial
- 22 Flohmarkt, altertümliche Gegenstände und Geräte
- 23 Dampfmaschine
- 24 Flohmarkt
- 25 Rindersalami, Rindswurst
- 26 Weihnachtsbäume, Kinderaktion
- 27 Sägewerk, Sägearbeiten
- 28 Wild-Infomobil, Greifvögel, Jagdhornbläser, Ausstellung Hochsitze, Kinderaktionen
- 29 Handgemachte Holzsachen, Dekoartikel
- 30 Hubschrauber Start- und Landplatz
- 31 Land- und Forstmaschinen
- 32 Holzkunst, handgemachte Dekoartikel aus Holz
- 33 Anhängerausstellung „Pferdetransporter Müller“
- 34 Baumaschinen, Kinderbaggern, Hüpfburg
- 35 Live-Brotbacken im Steinofen
- 36 Ausstellungsübersicht
- 37 Hölzer-Eis, Eisspezialitäten aus Oberzell
- 38 Kreatives für Kinder
- 39 Festzelt, Musikveranstaltungen, Chronik-Verkauf
- 40 Dreschmaschinen-Vorführungen
- 412 Ponyreiten für Kinder
- 42 Motorsägen-Schnitzereien, Holzfiguren
- 43 Musikverein Neuengronau, Ausstellung alte Bilder und Instrumente
- 44 Kinderaktionen, Kühe melken
- 45 Spielesel aus Holz für Kinder
- 46 Leckere Cocktails
- 47 Holzwerbung früher und heute, Forstgeräte
- 48 Historisches Malen für Erwachsene und Kinder
- 49 Gutenbergs Druckerpresse, handgefertigte Drucke, Schmuckblatt zum Jubiläum
- 50 Schützenverein Altengronau, Böllerschützen, Bogenschießen
- 51 Ausstellung historischer Bilder im Gemeindehaus
- 52 Vorwerk Kobold früher und heut
- 53 Kobold Thermomix
- 54 selbstgemachter Schmuck, Tücher
- 55 Förderverein zur Erhaltung der evangelischen Kirche Neuengronau
An beiden Festtagen gibt es ab 13 Uhr Führungen an zehn verschiedenen Stationen.
Guten Appetit
Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt. Angeboten werden Hamburger vom Dexterrind, Veggie-Burger, Kaffee und Kuchen, Honig-Waffeln, Röder-Döner mit Soße, Krautsalat, Pommes und Kräuter-Dip, Obazda, Schmalz, Spanferkel, Wein, Flammkuchen, Käse, Eis, Brat-Currywurst, Schwartemagen-Burger, Faßbier, Cocktails, Kartoffelpfannkuchen, Brezel, Rindersalami, Rindswurst, Chicken-Burger, Beef-Burger. Pilzpfanne, Pommes, Wild-Pulled-Burger, Wildschweinbratwurst, Bauernbrot aus dem Steinbackofen, geräucherte Forellen, Schnitzel, Rostbratwurst, heiße Würstchen und vieles mehr. Ein Besuch in Neuengronau lohnt sich also aus mehreren Gründen. Übrigens das entworfene Logo enthält typische Neuengronauer „Dinge“: die evangelische Kirche, das Mühlrad der Hutzelmühle und die drei Neuengronauer Bäche Westernbach, Lederhosenbach und Gronaubach, die durch drei verschiedene Blau-Töne stilisiert und auch im Buchstaben „N“ zu finden sind.
Bereits schon am Sonntag, 1. Juni, 11 Uhr wird ein Festgottesdienst gefeiert und ab 14 Uhr findet ein Festakt mit Heimatnachmittag statt – musikalisch umrahmt vom Musikverein Neuengronau.