Impuls von Stefan Buß: Wallfahrt nach Maria Ehrenberg

Samstag, 31.05.2025
von Stefan Buß
FULDA / MKK -
Am morgigen Sonntag feiere ich den Gottesdienst als Zelebrant und Prediger auf dem Maria Ehrenberg. Eine Wallfahrtskirche bei Motten in der fränkischen Rhön. Sie liegt im Bistum Würzburg, ist aber bei vielen Menschen aus dem angrenzenden Bistum Fulda sehr beliebt. Es ist aber mehr als nur eine Kapelle in den Rhönbergen. Maria Ehrenberg – verborgen im Herzen eines militärisch genutzten Gebiets, auf einem Gelände, das sonst oft von Übungslärm erfüllt ist – ist für viele Menschen ein Ort des Friedens, des Gebets, der Zuflucht und der Begegnung mit Gott.
Maria Ehrenberg ist ein besonderer Ort inmitten von Gegensätzen.
Schon die Lage des Wallfahrtsorts ist ein starkes Zeichen. Um hierher zu kommen, müssen wir durch ein Gebiet gehen, das nicht zu jeder Zeit frei zugänglich ist – ein Truppenübungsplatz, ein Ort militärischer Vorbereitung, ein Ort, an dem das menschliche Ringen um Sicherheit und Macht spürbar ist. Und mitten darin: ein Ort der Stille, der Marienverehrung, des Trostes – fast wie eine Oase.
Ist das nicht ein Sinnbild für unser Leben? Auch inmitten von Konflikten, Unruhe und Unsicherheit dürfen wir Zuflucht suchen bei Maria, der Mutter Gottes – der Trösterin der Betrübten, der Königin des Friedens. Sie zeigt uns mit ihrem Leben und ihrem Ja zu Gott, wie Vertrauen und Hingabe auch unter schwierigen Bedingungen möglich sind.
Wo Glaube Generationen verbindet
Maria Ehrenberg blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits im 17. Jahrhundert kamen Pilger hierher, um ihre Anliegen, Sorgen und ihren Dank vor die Gottesmutter zu bringen. Der Name „Ehrenberg“ selbst spricht von Ehre – nicht im weltlichen Sinne, sondern als Hinweis auf die Verehrung, die Maria hier seit Jahrhunderten zuteilwird.
Die barocke Kapelle, die vielen Votivtafeln, die traditionellen Wallfahrten – all das ist Ausdruck eines lebendigen Glaubens, der Generationen überdauert hat. Selbst als in der Mitte des 20. Jahrhunderts das Gebiet zum Truppenübungsplatz wurde, blieb Maria Ehrenberg ein besonderer Ort – durchdrungen vom Gebet, bewahrt durch den Einsatz vieler Gläubiger, und heute ein Zeichen dafür, dass Gott auch dort wohnt, wo man es vielleicht nicht erwarten würde.
Mitten im Chaos: Gottes Nähe spüren
In unserer Zeit ist vieles unübersichtlich geworden: gesellschaftlich, politisch, persönlich. Wir spüren, wie zerbrechlich Frieden ist – in der Welt, in Europa, in unseren Herzen. Gerade deshalb brauchen wir Orte wie diesen: Orte, die uns erinnern, dass Gottes Licht stärker ist als alle Dunkelheit. Dass der Glaube an Christus auch dort lebt, wo Lärm und Unruhe herrschen. Maria zeigt uns: Gott ist gegenwärtig – mitten im Leben, mitten in der Welt, mitten auch im Chaos. Sie ist unsere Fürsprecherin, unsere Begleiterin, unser Schutz und unsere Hoffnung.
Ich wünsche mir, dass viele Menschen von diesem Ort die Erfahrung mitnehmen: Gott hat Platz gemacht für uns – mitten in der Welt, mitten im Leben, selbst in einem Truppenübungsplatz. Und wir sind eingeladen, ihn zu suchen, zu finden und mit unserem Leben zu bezeugen.