Hanau: Zügiger Baufortschritt bei Hauptbahnhofbrücke und Auheimer Brücke

Donnerstag, 12.06.2025
HANAU - „Brücken verbinden nicht nur Stadtteile, sondern auch Generationen. Die ältesten, noch genutzten Brücken auf der Philippsruher Allee stammen aus dem Jahr 1766. Beide stehen exemplarisch für Hanaus historischen Bestand, den die Stadt mit großer Sorgfalt erhält. Zugleich stehen wir vor großen Herausforderungen bezüglich der Modernisierung unserer Verkehrsinfrastruktur, die wir vorausschauend und im Sinne einer zukunftsfähigen Mobilität bewältigen wollen“, sagt Stadträtin Isabelle Hemsley.
Einen Überblick über aktuelle und geplante Brücken-Bauarbeiten gibt Stadträtin Hemsley. Einen erfreulich zügigen Baufortschritt gibt es bei der neuen Hauptbahnhofbrücke sowie der „Brücke-in-Brücke-Lösung“ der Auheimer Mainbrücke; mit der Steinheimer Brücke wartet die nächste Herausforderung. Die Stadt Hanau ist zurzeit für insgesamt 129 Ingenieurbauwerke verantwortlich – darunter Brücken, Stützwände, Lärmschutzwände und Trogbauwerke, mit der Kreisfreiheit kommen etwa zehn weitere Bauten dazu.
"Eine Frage der Verantwortung für kommende Generationen"
„Der Erhalt dieser Infrastruktur ist eine technische Erforderlichkeit und eine Frage der Verantwortung für kommende Generationen. Wir sind angehalten, den wachsenden Sanierungsbedarf kontinuierlich im Blick zu behalten und zugleich die Rahmenbedingungen für den Individualverkehr sowie für alle Mobilitätsformen so verlässlich und effizient wie möglich zu gestalten“, führt Hemsley aus.
Der Neubau der Hauptbahnhofbrücke ist das größte Infrastruktur-Projekt in Hanau seit Jahrzehnten und schreitet planmäßig voran. Im Februar konnte der Rückbau des alten Brückenbauwerks erfolgreich abgeschlossen werden. Das anfallende Material wurde fachgerecht entsorgt und der große Raupenkran abtransportiert. Im Fokus stehen nun die sogenannten Widerlager – also die massiven Unterbauten, die den Geländeübergang bilden und auf denen später der neue Brückenüberbau aufliegen wird. Diese Arbeiten begannen mit Herstellung der Bauwerksgründung in der Willy-Brandt-Straße, dort wurden im März sieben Bohrpfähle mit jeweils 15 Metern Tiefe in den Boden eingebracht.
Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 56 Millionen Euro
Im April folgte die nächste Bauetappe: Im Bereich der Kleingartenanlage wurden 24 weitere Bohrpfähle gesetzt, die zwischen 14 und 16 Meter tief reichen. Derzeit laufen die letzten Pfahlgründungsarbeiten im südlichen Bauabschnitt an der Auheimer Straße. Anschließend werden auf den vorbereiteten Flächen sogenannte Sauberkeitsschichten aufgebracht, um eine Vermischung des Konstruktionsbetons mit dem Erdreich zu verhindern und eine ebene Fläche herzustellen. Hierauf werden die Pfahlkopfplatten betoniert und die später zu betonierenden Widerlagerwände leiten die Belastung über die Bohrpfähle tief in den Baugrund ein.
Die Widerlagerwände erreichen je nach Standort eine Höhe von bis zu 8,50 Metern. Das erste Widerlager befindet sich aktuell im Bau. Für die 7,50 Meter hohe Wand werden rund 350 Kubikmeter Beton verarbeitet – das entspricht der Ladung von etwa 45 Betonfahrmischern.
Unterdessen werden die neun Stahlträger a 45 Meter und neun Stahlträger a 52 Meter bei einem hessischen Stahlbauunternehmen produziert, welche später verbunden mit den Betonplatten den Überbau bilden werden. Während die alte Brücke in einer Kurve verlief, wird die neue geradeaus geführt werden. Um diese sogenannten Verbundfertigteilträger für den neuen Brückenüberbau Nord einzuheben, kommt es am Wochenende 23. und 24. August zur Sperrung des nördlichen Gleisbereichs des Hanauer Hauptbahnhofs; der südliche Gleisbereich wird am Wochenende 6. und 7. September für den Einhub des zweiten Überbaus gesperrt. Zugreisende sollten sich vor Reiseantritt über die Online-Fahrplanauskunft bahn.de informieren. Im Oktober wird die Ortbetonplatte auf die eingehobenen Verbundfertigteilträger betoniert, was weitere Sperrpausen erforderlich machen wird. Parallel erfolgt der Neubau der barrierefreien Fuß- und Radwegrampe.
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 56 Millionen Euro. Deutsche Bahn und Stadt Hanau übernehmen jeweils die Hälfte, das Land Hessen bezuschusst das Projekt mit ca. 18 Millionen Euro. Die Fertigstellung der neuen Brücke ist für 2027 geplant.
Auheimer Brücke-in-Brücke im Plan
Die Arbeiten an der
Auheimer Mainbrücke liegen ebenfalls im Zeitplan und sollen noch in
diesem Jahr abgeschlossen sein. Nach dem Rückbau des alten Holzstegs von
Hand wurde die Asphaltdecke abgetragen. Dabei kamen ausschließlich
leichte Fräsmaschinen zum Einsatz, um die historische Struktur der 1882
erbauten Brücke nicht zu gefährden. Die Tragfähigkeit der Brücke ist
zudem stark eingeschränkt, so dass nur abschnittweise gearbeitet werden
kann. Deshalb wurde das abgefräste Material erst dann abtransportiert,
wenn die Fräsarbeiten im nächsten Brückenfeld weitergingen. Die
Anwohnerinnen und Anwohner wurden bereits über die bevorstehenden
Arbeiten sowie mögliche Lärmentwicklung informiert.
Mitte Juni
steht der nächste Meilenstein an: Die Betonplatten werden entfernt. Für
die fachgerechte Demontage werden die seitlichen Betonbalken
durchbohrt, um dort Ketten durchzuführen. Zudem werden spezielle Ösen in
die Betonplatten eingeklebt, um sie mit dem Bagger sicher anheben zu
können. Dann ist die geballte Expertise des Fachpersonals gefragt, um
mit höchst präzisen Querschnitten die Platten in rund 3,8 Meter lange
Segmente zu trennen. Da die Schnitte nah an den tragenden Stahl des
Bauwerks reichen, könnten bereits geringfügige Beschädigungen
nachteilige Konsequenzen haben. Danach folgen Längsschnitte zur Trennung
der Betonbalken, die mithilfe der Ketten angehoben und vom
Brückenüberbau gezogen werden. Die verbleibenden Plattensegmente werden
in Streifen zerschnitten und ebenfalls abgetragen. Jedes einzelne
Betonteil kann bis zu 2,9 Tonnen wiegen. Die Arbeiten erfolgen in enger
Abstimmung mit der Hanau Netz GmbH (Gasleitung auf dem Bauwerk), der
städtischen Verkehrsbehörde sowie der Wasserstraßen- und
Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV).
Anschließend bewertet
ein Gutachterbüro das dann komplett sichtbare Stahltragwerk. Wo
notwendig, erfolgt eine gezielte Ertüchtigung, um dem erforderlichen
Sicherheitsniveau zu entsprechen, was jedoch nicht mit deutlich
aufwändigeren Sanierungsarbeiten zu vergleichen ist. Abschließend wird
innerhalb des bestehenden Tragwerks ein provisorischer Holzsteg als
„Brücke-in-Brücke-Lösung“ errichtet, der mit 2,50 Meter Breite einen
reibungslosen Verkehr für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie
Radfahrerinnen und Radfahrer ermöglicht. „Ich freue mich, dass diese
wichtige Verbindung in der zweiten Jahreshälfte wieder zur Verfügung
stehen wird. Mit der Errichtung des Behelfsstegs schaffen wir eine
bürgerfreundliche Lösung bis zur endgültigen Entscheidung über die
Zukunft der Auheimer Brücke“, erklärt Isabelle Hemsley.
Sanierung der Steinheimer Brücke
Die Stadt Hanau steht vor einer weiteren großen Maßnahme bezüglich der innerstädtischen Verkehrsinfrastruktur: 2026 sollen die Planungen für die grundlegende Sanierung der Steinheimer Brücke beginnen. Die wichtige Verbindung zwischen dem Hafentor und Steinheim, deren Überbau zwischen 1947 und 1954 erbaut wurde, ist heute vor allem durch den deutlich gestiegenen Schwerlastverkehr stark beansprucht. Ein erstes Gutachten zur Brückensubstanz liegt bereits vor, die jüngste Hauptprüfung ergab mit Zustandsnote 3,4 einen „nicht ausreichenden Zustand“.
„Bis Herbst 2025 wird mit einer statischen Nachrechnung des Bauwerks die wichtigste Unterlage zur Verfügung stehen, um belastbare Aussagen zum konkreten Sanierungs- oder Neubauumfang gemacht werden“, erklärt Hemsley. Ob Sanierung oder Neubau: Angestrebt werden eine einspurige Verkehrsführung und Ampelschaltung. Entgegen anderslautender Berichte ist eine längere Vollsperrung der Steinheimer Brücke zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant. Die genaue Terminierung der einzelnen Phasen hängt jedoch vom Fortschritt der Planungen ab.
„Die Stadt Hanau stellt sich auch dieser Aufgabe mit Weitblick, Verantwortung und klarer Kommunikation gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Eine moderne, sichere Infrastruktur ist das Fundament für Mobilität, Lebensqualität und Stadtentwicklung“, unterstreicht Stadträtin Isabelle Hemsley. (red)