"Miteinander. Arbeiten": Stadt Hanau stellt Arbeitsmarkt-Strategie "aus einem Guss" vor

Mittwoch, 18.06.2025
HANAU - „Die Stadt Hanau steht am Beginn eines neuen Kapitels. Die arbeitsmarktpolitische Strategie ‚Miteinander. Arbeiten‘ ist die Basis für unseren zukünftigen Erfolg“, stellte Bürgermeister und Sozialdezernent Dr. Maximilian Bieri den Handlungsrahmen vor, der durch die Kreisfreiheit der Brüder-Grimm-Stadt und die enge Abstimmung und Zusammenarbeit der Stadt mit der Agentur für Arbeit und weiteren Partnern auf den Weg gebracht wird.
Möglich werden die vorgestellten Strukturen in Hanau durch die Kreisfreiheit. Der Hessische Landtag hatte am 25. Februar 2025 dem Gesetz zugestimmt, das die Ausgliederung zum 1. Januar 2026 regelt. Mit der Erlangung der Kreisfreiheit kann die Stadt Hanau ihre Arbeitsmarktpolitik nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen umsetzen.
Neue Strukturen durch Kreisfreiheit
Als „persönlich zentrales Projekt der Kreisfreiheit, unseren Antrieb und Motivation“ erinnert Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky an die ersten Gespräche im Jahr 2018: „Damals haben wir die Möglichkeit nach der eventuellen Kreisfreiheit ausgelotet und mir war schnell klar, dass uns die Kreisfreiheit die einmalige Chance eröffnet, unsere Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik selbst und Hanau-spezifisch zu gestalten.
In den vergangenen Monaten sei, so Oberbürgermeister Kaminsky, viel über die Zukunftsfähigkeit des Wirtschafts- und Arbeitsstandortes Deutschland gesprochen worden, „ja oft lamentiert, und die Diagnosen sind je nach Absender und Adressat vielgestaltig. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind komplex und vielfältig. Umso wichtiger ist es, dass wir ganz konkret hier in Hanau unseren Gestaltungsanspruch umsetzen. Kommunalpolitik kann wenig Einfluss auf die Ursachen der genannten Herausforderungen und vor allem auch wenig Einfluss auf Bundesgesetze nehmen. Dennoch sind wir überzeugt, dass wir - ermöglicht durch die Kreisfreiheit - durch vorausschauendes Handeln und eine mit allen Akteuren abgestimmte Strategie die Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Entwicklung unseres Arbeitsstandortes schaffen können“.
„Diese Chance“, so Bürgermeister Dr. Bieri, „nutzen wir, um eine maßgeschneiderte, Hanau-spezifische Strategie aus einem Guss zu entwickeln, die nicht nur den Anforderungen der Gegenwart gerecht wird, sondern uns auch nachhaltig stärkt und zukunftsfähig macht. Unser Ziel ist es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und die Teilnahme aller Bürgerinnen und Bürger am Arbeitsleben zu verbessern. Denn wir sind überzeugt: Nur durch eine breite Beteiligung am Erwerbsleben können wir gemeinsam Verantwortung übernehmen und solidarisch eine starke, gerechte Gesellschaft gestalten.“
Drei Kernelemente
Die Strategie beinhaltet drei Kernelemente: Das erste Element ist, dass man zukünftig eng vernetzt arbeiten wird – sowohl intern als auch mit externen Partnern. Dies wird ermöglicht, weil die Stadt zusammen mit der Agentur für Arbeit erstmals alle zentralen Bereiche des Sozialgesetzbuches verantwortet. Zentraler Baustein ist dabei das „Haus rund um das Erwerbsleben“, das eine bisher bundesweit einmalige und innovative Antwort auf die aktuellen Herausforderungen bietet.
„Durch die enge Verzahnung der wichtigsten Institutionen und Akteure – die Agentur für Arbeit Hanau, das Jobcenter Hanau als ‚gemeinsame Einrichtung‘ sowie diversen städtischen Stellen und der Volkshochschule – schaffen wir unter einem Dach einen zentralen Ort. Allen Bürgerinnen und Bürgern sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern wird damit eine umfassende Anlaufstelle für alle Belange rund um das Erwerbsleben geboten“, so Bürgermeister Dr. Bieri. Hanauerinnen und Hanauer sollen von dieser direkten Zusammenarbeit profitieren, da Prozesse vereinfacht und beschleunigt werden können, indem Nahtstellen zwischen ehemals getrennten Einheiten minimiert und optimal organisiert werden.
„Dies bedeutet für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen, dass sie an einem Ort kompetente Beratung und Unterstützung in allen Fragen der Arbeit, der Ausbildung, der sozialen Absicherung und der Integration finden können. Unabhängig von der individuellen Situation – ob sie auf der Suche nach einer Arbeitsstelle oder einer Fachkraft sind, ihre berufliche Qualifikation erweitern möchten oder Unterstützung bei sozialen Leistungen benötigen – hier erhalten sie die passende Hilfe. Wir wollen bei den Betroffenen die Möglichkeit verbessern, eine neue Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz zu finden“, so Dr. Bieri, der zugleich sagt: „Wir werden die Bereitschaft zur Eigeninitiative auch konsequent einfordern – im Interesse einer funktionierenden und gerechten Solidargemeinschaft.“
"Ein bundesweit einmaliges Leuchtturmprojekt"
Dr. Frank Martin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, und Heike Hengster, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hanau, sind seit 2018 Mitinitiatoren, Treiber und Wegbereiter des Konzeptes. „In unserer komplexen Welt kann niemand davon ausgehen, die Herausforderungen allein zu meistern – nur gemeinsam können wir erfolgreich sein“, sagt Dr. Martin. Der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit hat dem Bau des „Hauses rund um das Erwerbsleben“ bereits zugestimmt.
„Ich bin der festen Überzeugung, dass unser
gemeinsames Leuchtturmprojekt der richtige Weg ist. Insbesondere die
Chance, ein Gebäude, das zu unseren Prozessen passt, zu errichten und
zukünftig unter einem Dach alle Services und Unterstützungsleistungen
anzubieten. Auch in Sachen Digitalisierung sind wir mit unserer
bundesweit agierenden IT für die Anforderungen der Gegenwart und Zukunft
sehr gut gewappnet. In Hanau entsteht im besten Miteinander ein
besonderes Haus für die Hanauerinnen und Hanauer“, so Dr. Frank Martin.
Zum
vernetzten Arbeiten gehört als weiterer Baustein der
Arbeitsmarktpolitische Beirat. Er soll alle relevanten Perspektiven
einbringen und berät die Stadt Hanau bei der strategischen
Weiterentwicklung der Arbeitsmarktpolitik, gibt Impulse zur
Operationalisierung der Strategie, beteiligt sich am Arbeits- und
Maßnahmenprogramm, überwacht die Wirksamkeit der Maßnahmen, kann
themenbezogen Experten einladen und auf Vorschlag des Vorsitzenden durch
den Magistrat weitere Mitglieder berufen. Der Beirat setzt sich
zusammen aus dem Sozialdezernent der Stadt Hanau (Vorsitzender),
Vertretende der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung, Vorsitzende
der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hanau, Geschäftsführerin der
gemeinsamen Einrichtung Hanau, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und
Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, Geschäftsführerin der
Kreishandwerkerschaft Hanau, Geschäftsführer der Hanau
Wirtschaftsförderung GmbH, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hanau
Fulda, Gewerkschaftssekretär der Ver.di Main Kinzig-Osthessen,
Vorsitzender Europabetriebsrat Evonik Industries AG
Betriebsratsvorsitzender, Geschäftsführerin Diakonisches Werk
Hanau-Main-Kinzig, Diakoniepfarramt des Kirchenkreises Hanau,
Geschäftsführer Behindertenwerk Main-Kinzig gGmbH.
Fachkräfte
für die Zukunft sichern – das zweite Kernelement der Strategie – ist von
entscheidender Bedeutung für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des
Wirtschaftsstandortes. „Starke Unternehmen brauchen qualifizierte
Arbeitskräfte – heute und in der Zukunft. Und die Arbeitswelt von heute
bietet unzählige Chancen, die wir den Bürgerinnen und Bürgern zugänglich
machen möchten“, so Dr. Bieri: „Wir werden Bildung und lebenslanges
Lernen fördern, die Betreuung von Kindern ausbauen, die Integration und
gezielte Anwerbung passend ausgebildeter Fachkräfte unterstützen sowie
die Attraktivität des Wirtschafts- und Wohnstandortes steigern.“
"Teilhabe am Arbeitsleben ist Teilhabe an der Gesellschaft"
Die
dritte Säule steht für die Erhöhung der Teilhabe am Arbeitsmarkt und
die Verringerung der missbräuchlichen Nutzung der Sozialsysteme. „Das
wollen wir erreichen, indem wir unsere Ortskenntnis nutzen und zukünftig
stadtteilbezogen arbeiten. Zudem werden wir eine Jugendberufsagentur
gründen, denn wir wollen und können es uns nicht leisten, dass junge
Menschen ohne Schulabschluss oder ohne Ausbildung bleiben. Hierfür
wollen wir in der Jugendberufsagentur unsere gesamte Kompetenz – vom
Schulverwaltungsamt, über die Jugendhilfe bis hin zum Jobcenter und der
Berufsberatung der Agentur für Arbeit – bündeln. Einen weiteren Fokus
werden wir auf Langzeitleistungsbeziehende richten, deren Anteil in
Hanau naturgemäß wesentlich höher ist als der des Kreises. Und wir
wollen Menschen mit Beeinträchtigung besonders unterstützen und die
Integration von Migranten und Geflüchteten fördern“, sagt Bürgermeister
und Sozialdezernent Dr. Bieri, der zusammenfasst: „Es geht um das
Miteinander – denn, was wir vorhaben, kann nur gelingen, wenn alle
mitmachen. Unser Ziel ist die echte Teilhabe am Arbeitsleben, da sie ein
wichtiger Baustein für echte Teilhabe an der Gesellschaft ist.“
Magistrat stimmt einstimmig für die Strategie
Am
Montag hat der Magistrat der Stadt Hanau dem Handlungsrahmen einstimmig
zugestimmt und den Arbeitsmarktpolitischen Beirat installiert. Die
Stadtverordnetenversammlung berät in ihrer nächsten Sitzung am 30. Juni.
„Ich bin überzeugt, dass die Umsetzung dieser Strategie nicht nur den Arbeitsmarkt in Hanau stärkt, sondern auch den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt fördert. Denn echte Teilhabe am Arbeitsleben ist ein wichtiger Baustein für echte Teilhabe an der Gesellschaft. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen – für ein Hanau, das von Eigenverantwortung, Solidarität und einem starken Miteinander geprägt ist“, so Bürgermeister Dr. Bieri abschließend. (red)