Lilly aus Freigericht gibt Einblicke in ihr Tagebuch

Küstenwachdienst der DLRG: Da arbeiten, wo andere Urlaub machen

Wie sieht ein typischer Tag als Rettungsschwimmerin aus? Welche Herausforderungen warten auf die Wachmannschaft? Und warum brauchen Rettungsschwimmer manchmal selbst Hilfe?  - Fotos: DLRG OG Freigericht e.V.


Dienstag, 24.06.2025

FREIGERICHT / GRÖMITZ - Sie tauscht ihre Strandliege gegen eine Wachstation und hilft seit ihrem 16. Lebensjahr der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG), die Küsten sicher zu halten ...

Während andere den Strand für Urlaub und Entspannung besuchen, widmet Lilly ihre Sommerzeit ehrenamtlich der Sicherheit der Badegäste. Von spannenden Einsätzen, unerwarteten Herausforderungen und besonderen Begegnungen – das Küstentagebuch der 20-Jährigen ist gefüllt mit Momenten, die zeigen, was es bedeutet, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. 

Heute werfen wir einen exklusiven Blick in ihre Erlebnisse. Wie sieht ein typischer Tag als Rettungsschwimmerin aus? Welche Herausforderungen warten auf die Wachmannschaft? Und warum brauchen Rettungsschwimmer manchmal selbst Hilfe? 

Zwischen Strand und Wachposten – Mein Sommer an der Küste


"Jedes Jahr, wenn die Tage länger werden und die Sonne das Meer in goldenes Licht taucht, beginnt für mich die spannendste Zeit des Jahres: Die Arbeit als Wachgängerin an der Küste. Seit meinem 16. Lebensjahr verbringe ich die Sommerwochen zwischen Rettungstürmen, Booten und einer eingeschworenen Mannschaft, die mit mir für Sicherheit sorgt. Die Vorfreude steigt mit jedem Jahr – doch auch die Nervosität. Welche Herausforderungen wird dieser Sommer bringen?

Die letzten Sommer haben mich immer wieder nach Grömitz und Lenste geführt. Die neu gebaute DLRG-Wache liegt direkt am Meer. In der Hauptsaison besteht das Team aus drei Wachführern, 5 Bootsführern und 46 Rettungsschwimmern. Direkt neben der Wasserrettungsstation gibt es viele schöne Aufenthaltsmöglichkeiten: Das imposante Riesenrad, die Wasserrutsche, die Essensstände, die Seebrücke und mein absoluter Favorit – der Crêpe-Stand. Doch auch wenn es verlockend ist, dort Zeit zu verbringen, liegt mein Fokus klar auf meiner Arbeit. An der Küste kann jeder Tag eine Herausforderung mit sich bringen. 

Ein Tag zwischen Verantwortung und Teamgeist

Während andere den Strand für Urlaub und Entspannung besuchen, widmet Lilly ihre Sommerzeit ehrenamtlich der Sicherheit der Badegäste. 
Während andere den Strand für Urlaub und Entspannung besuchen, widmet Lilly ihre Sommerzeit ehrenamtlich der Sicherheit der Badegäste. 

Der Morgen beginnt ruhig. Zwischen 7:45 und 8:30 Uhr gibt es Frühstück, zubereitet von der eigenen Wachmannschaft. Um 8:45 Uhr trifft sich das gesamte Team zur Besprechung, bevor es um 9:00 Uhr ernst wird: Start in einen neuen Wachdienst. Dann heißt es: Türme besetzen, Strandabschnitt sichern. Insgesamt 16 Wachpunkte verteilen sich entlang der Küste, dazu zwei Hauptwachen, ein Infostand, ein Sanitätsraum, fünf Rettungsboote (IRBs) und ein ATV für schnelle Einsätze. Egal ob brütende Hitze, Wind oder plötzlicher Regen – wir sind immer da und bereit, wenn Hilfe gebraucht wird.

Letztes Jahr meinte es das Wetter gut mit uns. Mehrere Tage mit über 25 Grad lockten zahlreiche Besucher an die Küste. Während ruhige Tage Raum für entspannte Gespräche mit Strandgästen bieten, können hektische Tage voller Einsätze sein. Vermisste Kinder, medizinische Notfälle, Wasserrettungen – in meinen zwei Wochen war alles dabei. Kein Tag gleicht dem anderen, und genau das macht meine Arbeit so einzigartig und wertvoll.

Training, Herausforderungen und ein gebrochener Zeh


Um stets einsatzbereit zu sein, absolvieren wir wöchentlich den „Run-Swim-Run“, ein intensives Training aus Laufen und Schwimmen, das uns körperlich fordert und stärkt. Doch nicht nur das: Unsere Wachleiter sorgen regelmäßig für Übungsalarme während des laufenden Strandbetriebs, um uns auf realistische Einsätze vorzubereiten. So passiert es nicht selten, dass wir erst beim Patienten erkennen, dass es sich um eine Simulation handelt – ein echter Adrenalinkick. Ich selbst war bei mehreren Übungen aktiv dabei, sowohl im IRB als auch als Schwimmer im Wasser. Ergänzt wird unser Training durch Ausbildungsabende, bei denen wir unser theoretisches Wissen vertiefen. An manchen Abenden stehen zudem praktische Übungen auf dem Programm, die uns wertvolle Fertigkeiten vermitteln. So lernen wir beispielsweise, wie man ein umgekipptes Rettungsboot sicher umdreht.

Doch manchmal verläuft nicht alles nach Plan: Gegen Ende meiner ersten Woche verletzte ich mich beim Bootfahren und brach mir den Zeh. Damit war mein Einsatz auf den Türmen zwar vorbei, doch mein Ehrenamt ging weiter. Ich blieb fester Bestandteil des Teams und übernahm neue Aufgaben. Ich unterstützte die Crew auf den Hauptwachen, wo alle Einsätze koordiniert werden, und leistete Aufklärungsarbeit am Infostand. 

Freundschaften und gemeinsame Abende


Die Küste bedeutet mehr als Wachdienst. Sie bedeutet Gemeinschaft, neue Begegnungen und langjährige Freundschaften. Jedes Jahr treffe ich bekannte Gesichter und lerne neue Menschen kennen – sei es beim gemeinsamen Abendessen im „Chrome American Diner“, einem Restaurant im amerikanischen Stil, oder bei Spaziergängen entlang der Seebrücke.

Und wenn die letzte Schicht vorbei ist, die Sonne hinter dem Horizont versinkt und das Meer im Abendrot schimmert, weiß ich eines sicher: Ich komme wieder. Denn die Küste ist mehr als nur ein Arbeitsplatz – sie ist der Ort, an dem ich Leben rette und Menschen schütze. Hier leiste ich meinen Beitrag zur Sicherheit am und im Wasser. 

Die Leidenschaft für das Retten geht weiter


Um fit für den Einsatz am und im Wasser zu bleiben, trainiere ich jeden Dienstagabend bei der DLRG OG Freigericht. Dort bereiten wir uns intensiv auf Wachdienste vor – sei es an der Küste oder im Hallenbad Platsch. Unser Training umfasst körperliche Fitness, Wasserrettung und Erste-Hilfe-Maßnahmen, denn Sicherheit hat oberste Priorität. Derzeit absolviere ich meinen Bundesfreiwilligendienst beim Bayerischen Roten Kreuz in Aschaffenburg und habe vor Kurzem erfolgreich meine Ausbildung zur Rettungssanitäterin abgeschlossen. In der DLRG bin ich seit meinem vierten Lebensjahr Mitglied."

Ob im Wachdienst oder im Sanitätsdienst – Lillys Geschichte zeigt, wie wichtig ehrenamtliche Helfer sind. Sie inspiriert andere, es ihr gleichzutun und sich für das Wohl anderer einzusetzen. Denn am Ende geht es nicht nur darum, wo man arbeitet – sondern warum man es tut. Um Leben zu retten.

Wer Interesse daran hat, wie Lilly Rettungsschwimmerin zu werden, meldet sich beim Verein. Weitere Informationen gibt es hier: www.freigericht.dlrg.de. (red)

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