Tradition seit 1998: Bürger unterstützen Jossaer Weihnachtsmarkt
Montag, 16.12.2019
von Walter Dörr
SINNTAL - Der Weihnachtsmarkt Jossa ist streng genommen entstanden, weil Damen des Kirchenvorstandes dem damaligen Ortsvorsteher Günter Walther bei einer Friedhofbesichtigung in 1998 den Wunsch vorgetragen haben, die Friedhofshalle zu erweitern, da bei Beerdigungen nicht genügend überdachte Sitzplätze vorhanden waren. So erinnert sich der ehemalige langjährige Ortsvorsteher und Vorsitzender des Verkehrs- und Heimatvereins Jossa, Günter Walther. „Ich sagte daraufhin, dass man das nur Aussicht auf Realisierung hätte, wenn wir die Arbeit komplett in Eigenleistung machen und auch noch sehr viel Barmittel für das Projekt einbringen.“
Der Sinntaler Ortsteil Jossa sah damals auch, dass fast alle anderen Ortsteile keine größeren Friedhofshallen hatten. Um gemeinschaftlich Finanzmittel zu erwirtschaften, schlug Walther vor, jährlich einen gemeinschaftlichen Weihnachtsmarkt durchzuführen. So kam es am 3. Dezember 1998 zum ersten Weihnachtsmarkt in Jossa. Die Verkaufsbuden waren in der Straße "Im Spessartgrund" - von der Abzweigung Spessartstraße bis zur Sportplatzbrücke - aufgebaut. In einem Zelt wurden vom Männerchor Jossa, von einem kleinen Chor der landeskirchlichen Gemeinschaft, von der Grundschule Jossa und vom Kindergarten Weihnachtslieder vorgetragen.
Beteiligt am Weihnachtsmarkt waren die Kirchengemeinde mit dem Frauenkreis, die Vereine Feuerwehr, Männer- und Gemischter Chor, Sportverein, sowie die landeskirchliche Gemeinschaft und die Saukoppfreunde. Die erste Veranstaltung wurde gleich zu einem vollen Erfolg. Im Folgejahr fand der Weihnachtsmarkt - wie heute noch - im Schulhof, in der Schule, im Feuerwehrgerätehaus und in der Turnhalle statt. In der Turnhalle konnten auch jeweils Gottesdienste zum 3. Advent mit Beteiligung des gemischten Chores abgehalten werden. Der Musikverein Neuengronau gab sowohl auf dem Freigelände als auch in der Halle vorweihnachtliche Konzerte. „Nach dem zweiten Weihnachtsmarkt und namhaften Spenden von Jossaer Bürgerinnen und Bürgern konnten wir der Gemeinde Sinntal unseren Wunsch für die Friedhofshallenerweiterung verbunden mit einer Spende von 19.800 Mark übermitteln“, sagte Günter Walther und ergänzt: „Wir waren sehr erfreut, dass Gemeindevorstand und Gemeindevertretung unsere Maßnahme unterstützten.“
Insgesamt wurden letztendlich rund 35.000 Mark Barmittel aus Weihnachtsmarkterlösen, privaten Spenden und die Eigenleistungen für nahezu alle Arbeiten an der Friedhofshallenerweiterung aufgebracht. Im Jahre 2000 konnte Richtfest gefeiert und die Maßnahme 2001 abgeschlossen werden. 2001 wurde die Turnhalle innen renoviert und die Arbeitsgemeinschaft beteiligte sich mit Eigenleistung und Finanzmitteln an Baumaßnahmen im Thekenbereich. Als nächstes Projekt hatte sich die Arbeitsgemeinschaft Weihnachtsmarkt auf entsprechende Vorschläge aus ihren Reihen für den Bau einer Mehrzweckspielfläche entschieden. Angesichts der großen Kosten wurden die Erlöse von mehreren Weihnachtsmärkten angespart. Die Gemeinde Sinntal und der Main-Kinzig-Kreis steuerten jeweils einen Anteil rund zehn Prozent der Gesamtkosten bei. Ein größerer Zuschuss in Höhe von 4.500 Euro kam vom Landessportbund Hessen, da der Sportverein als Bauherr und Baulastträger auftrat. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 25.000 Euro. Der Anteil der Weihnachtsmarkt-ARGE belief sich auf 14.500 Euro.
Das nächste Projekt, das von den Weihnachtsmarkterlösen profitierte, war die Renovierung der Jossaer Kirche in 2007. Hierfür steuerte die Arbeitsgemeinschaft Weihnachtsmarkt immerhin 7.514 Euro bei. In den ersten zehn Jahren des Bestehens des Weihnachtsmarktes konnte die ARGE sehr viel mit ihren erwirtschafteten Mitteln, Aktivitäten und Eigenleistung bewegen. Für den Kindergarten Sonnenschein in Altengronau wurde eine größere Anschaffung eines Spielgerätes und für die Turnhalle die Anschaffung von Sportgeräten gefördert. Da die Reinerlöse dann leider geringer ausfielen, verringerten sich dementsprechend auch die Fördermaßnahmen. Kassierer Willi Zeller hat alle finanziellen Transaktionen von Anfang an protokolliert. Er ist – wie natürlich auch der Vorsitzende des Verkehrs- und Heimatvereins, Günter Walther - all die Jahre ein wichtiger Organisator des Jossaer Weihnachtsmarktes.
Ein weiterer wichtiger Aktivist ist seit 1997 der Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr, Uwe Ziegler. Die Saukoppfreunde sind einige Jahre nicht mehr dabei. Die Grundschule in Jossa gibt es seit Sommer 2013 nicht mehr. Der Frauenkreis stellte wegen Überalterung seine Mitwirkung ein. Die Landeskirchliche Gemeinschaft unterstützte zuletzt nur noch einen Bücherstand. Mittlerweile ist der Männer- und Gemischte Chor aus Altersgründen nicht mehr aktiv und fehlt somit auch als Standbetreiber. Übrig geblieben sind für den eintägigen Weihnachtsmarkt 2019 die Freiwillige Feuerwehr mit Jugendfeuerwehr und die Sportgemeinschaft Jossa mit Gymnastikdamen und Tanzgruppen, die fünf Außenstände und eine Innenverkaufsstelle im Feuerwehrgerätehaus betreuten. Erfreulicherweise ist Markus Elm mit seinem Team seit zwei Jahren mit einer großen Modellbahnanlage im ehemaligen Schulgebäude dabei. Den Gottesdienst der Evangelischen Christusgemeinde in Sinntal und Marjoss, traditionell der Auftakt eines jeden Weihnachtsmarktes in Jossa, hielt Pfarrer Harald Schneider in der Fahrzeughalle der Feuerwehr, da ja die Turnhalle zurzeit nicht genutzt werden kann. Der Weihnachtsmarkt ist er auch nach zehn Jahren eine schöne gemeinschaftliche vorweihnachtliche Veranstaltung, die von den Bürgern gerne besucht wird. Neben den Schmankerln an den Ständen waren der Auftritt der Kindergartenkinder und das Konzert des Musikvereins Neuengronau Höhepunkte. +++