Der Stadtpfarrer bei KN

Impuls von Stefan Buß: Geliebte Kinder Gottes sein!

Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda. - Foto: KN/Hendrik Urbin


Mittwoch, 09.07.2025
von STEFAN BUß

FULDA / MKK - In unserer Taufe hat Gott jeden einzelnen Christen das zugesagt, was er bei der Taufe seines Sohn Jesus gesagt hat: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter! (vgl. Mk. 1,11). Ja, die Liebe ist das Erkennungszeichen für die Kinder Gottes. 

Denn „Gott ist die Liebe“ (1 Joh.4,16b). Wenn der Heilige Geist in der Taufe auf den Täufling herabgekommen und in ihm Wohnung genommen hat, dann brennt seitdem das göttliche Licht in seinem Herzen. Und das muss sich in einem Leben in Liebe zeigen. „Wir erkennen, dass wir Kinder Gottes sind, wenn wir einander lieben!“ (vgl. 1 Joh 4,7-16). Und hier beginnt es unangenehm zu werden und schwierig. Es ist eben leicht zu sagen, dass ich alle Menschen liebe, aber mir fallen da auch eine Menge Menschen ein, mit denen ich mich auch schwer tue und die ich nur schwer lieben kann. Gott aber lässt sich nicht auf faule Kompromisse ein: Ich kann nicht mit ihm verhandeln, wen ich liebe und wen nicht oder wer es wert ist, geliebt zu werden und wer nicht. Wer Gott liebt, von dem erwartet Gott, dass er oder sie ausnahmslos alle Menschen liebt. Man muss also an der Liebe erkennen können, ob wir wirklich Kinder Gottes sind. 

Längst vor jeder moralischen Forderung steht Gottes bedingungslose Zusage: Du bist mein geliebter Sohn! Du bist meine geliebte Tochter! Manchmal hat es den Anschein als hätten einige Christen dies im Laufe der Jahre durch verschiedene Umstände vergessen. Das erinnert mich ein wenig an eine Geschichte, die Margarete Kubelka (Schriftstellerin, 1923–2000) erzählt und in der es darum geht, wie das Kamel zu seinen Höckern kam. Das Kamel, das die drei Weisen zum Christkind in der Krippe begleitet hat, durfte, genau wie die Könige, dem Kind begegnen. Und wie es dort an der Krippe kniete, da bemerkte es, dass die Weisen, angesteckt vom Glanz des Christkindes, einen strahlenden Heiligenschein über dem Kopf hatten; und auch über dem Haupt des Kamels leuchtete ein Heiligenschein. Das Kamel war sehr beschämt, denn es war ja nur ein einfaches Kamel. 

Da griff das Christkind nach seinem Heiligenschein, spaltete ihn in der Mitte und legte die beiden Hälften dem Kamel auf den Rücken: „Du sollst immer an diese Begegnung denken!“ So zog das Kamel mit den zwei Höckern aus dem Heiligenschein, der durch die Begegnung mit dem Christkind entzündet worden war, nach Hause. Es wurde sehr alt und hatte viele Nachkommen. Und alle hatten auf dem Rücken diese beiden Höcker. Aber bald wussten sie nicht mehr, woher diese Höcker kamen. Es waren halt nur Kamele. Gott hat den Menschen durch die Begegnung mit Jesus Christus zu seinen Söhnen und Töchtern gemacht. Seine Liebe ist in den Herzen eingegossen, und diese Liebe ist nicht immer sofort für alle sichtbar. Manche vergessen im Laufe ihres Lebens, was es bedeutet, ein Kind Gottes zu sein. Wer aber in seinem Leben die Begegnung mit Christus immer neu sucht, der vergisst auch nicht, dass er ein Kind Gottes ist. Und auch durch die liebevolle Begegnung mit den Mitmenschen hält der Mensch die Erinnerung an die Taufe wach und daran, was die Taufe bedeutet: dass Gott seine Liebe ins Herz des Menschen eingegossen hat, dass er alle zu seinen Kindern gemacht hat.

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