Einzug ins Paradies: MainKinzigGas fördert Kunstprojekt
Montag, 16.12.2019
von PM
GELNHAUSEN - Sargdeckel öffnen sich und Figuren steigen empor, nackt wie Gott sie schuf. Stand und Herkunft spielen keine Rolle mehr. Sie haben das Paradies erreicht. Diese Auferstehungsszene des Lettners in der Marienkirche Gelnhausen hat der Gelnhäuser Künstler Achim Gogler im Rahmen eines von MainKinzigGas geförderten Kunstprojekts in einem detailreichen Linolschnitt festgehalten und in limitierter Auflage gedruckt. Diese Szenen des Weltgerichts sind als Linoldrucke in der Tourist-Information Gelnhausen erhältlich. Ein Teil der Einnahmen fließt in die Stiftung Marienkirche, die sich um den Erhalt dieses imposanten Gotteshauses kümmert.
Mit Blick auf die 850-Jahr-Feier der Barbarossastadt im kommenden Jahr trug Bürgermeister Daniel Christian Glöckner die Idee für den Linoldruck an MainKinzigGas heran. Zum Weihnachtsmarkt 2014 hatte Achim Gogler im Auftrag des Geschichtsvereins Gelnhausen bereits die Szenen des Lettners, die die Qualen in der Hölle nach dem jüngsten Gericht darstellen, als Linoldruck herausgebracht. „Wir fanden das Projekt auf Anhieb sehr spannend und freuen uns, nach dem Geschichtsverein nun die nächsten Förderer sein zu dürfen“, sagte Kirsten Hoßfeld, Leitung Unternehmenskommunikation bei MainKinzigGas, während der offiziellen Übergabe der Drucke in der Tourist-Information. Mit dem Sponsoring dieses Kunstprojektes wolle das heimische Versorgungsunternehmen etwas an die Region zurückgeben. In diesem Fall eine exklusive Druckreihe zugunsten des Erhalts der Marienkirche. „Die Szenen des Lettners sind nicht irgendwelche Reliefs, sie sind ein Stück Kulturgut“, unterstrich auch Monika Kuhl-Bauer, die Sponsoring-Beauftragte von MainKinzigGas, die Bedeutung des Projektes. Dem konnten Bürgermeister Daniel Christian Glöckner und Simone Grünewald, Fachbereichsleiterin Kultourismus bei der Stadt, nur zustimmen. „Der Lettner in der Marienkirche ist in der Tat etwas ganz besonderes, zumal es kaum noch Trapez-Lettner wie ihn gibt. In Deutschland haben überhaupt nur wenige Lettner die Zeit der christlichen Reformbewegungen überstanden“, sagte die Geschichtsexpertin.
Lettner sind steinerne oder auch hölzerne Trennelemente, die in mittelalterlichen Kirchen den Chor vom Mittelschiff trennten. Der Begriff hat seinen Ursprung im lateinischen Wort „lectorium“, was so viel wie Lesepult bedeutet. Mit zunehmender Wirkung des Protestantismus wurde die Separierung des Chorraums überflüssig. Der Trennung von Geistlichen und Laien schwor man ab, viele Lettner wurden eingerissen. Manche blieben jedoch auch erhalten, zum Beispiel, weil man die Reform nicht gewaltsam, sondern einvernehmlich vollzog und somit Bauelemente der katholischen Vergangenheit bestehen bleiben durften. „Solch ein Überlebender ist der sandsteinerne Lettner der Gelnhäuser Marienkirche und hier lohnt sich ein genaues Hinsehen ganz besonders. Seine Einzigartigkeit belegt die praktizierte Frömmigkeit der späten Stauferzeit und des Spätmittelalters“, ergänzte Bürgermeister Daniel Christian Glöckner, der sich herzlich für das Engagement von MainKinzigGas bedankte. „Das Geld, das aus dem Verkauf an die Stiftung Marienkirche fließt, wird dringend für den Erhalt dieses wunderbaren Bauwerkes benötigt.“
Die Szenen des Weltgerichts bilden das figurale Zentrum des Lettners, das dem Betrachter anschaulich verdeutlichen soll, wer welchen schicksalshaften Weg beschreiten wird. „Mit einer Linolschnitt-Platte lassen sich maximal fünfzig Linoldrucke herstellen. Dann hat sie sich praktisch abgenutzt“, erklärte Achim Gogler. „Wer solch einen Druck erwirbt, erhält somit etwas sehr Exklusives.“ Die nicht gerahmten Drucke sind nummeriert und vom Künstler signiert. Sie kosten je 100 Euro. Weitere in Stein gemeißelte Szenen des Lettners lassen noch Spielraum für eine Fortsetzung der Projektreihe: Der Zug der Seligen und der Zug der Verdammten. +++