Der Stadtpfarrer bei KN

Impuls von Stefan Buß: Urlaubszeit – freie Zeit

Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda. - Foto: KN/Hendrik Urbin


Samstag, 19.07.2025
von STEFAN BUß

FULDA / MKK - „Die Apostel versammelten sich bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so viele Menschen kamen und gingen.

Sie fuhren also mit dem Boot in eine abgelegene Gegend, um allein zu sein.“ (Mk. 6,30-32). So wird es uns in der Bibel beim Evangelisten Markus erzählt. Es ist Urlaubszeit. Die Schulen sind geschlossen, Büros leeren sich, die Autobahnen füllen sich. Koffer werden gepackt, Pläne geschmiedet. Manche zieht es ans Meer, andere in die Berge. Wieder andere bleiben zu Hause – und genießen die Ruhe in der eigenen Umgebung. Urlaub – das klingt nach Freiheit, nach Loslassen, nach Durchatmen. Aber es ist mehr als nur eine schöne Jahreszeit. Es ist eine heilige Zeit. Im Markusevangelium lesen wir, wie Jesus selbst seinen Jüngern sagt: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.“ Das ist bemerkenswert. Die Jünger sind mitten im Einsatz, sie haben Menschen geholfen, das Evangelium verkündet. Und doch sagt Jesus nicht: „Weiter so!“ – sondern: „Jetzt ist Zeit für euch.“

Das bedeutet: Ruhe ist kein Luxus. Sie ist kein Zeichen von Schwäche. Sie ist eine göttliche Einladung. Auch Gott selbst ruhte am siebten Tag, nachdem er die Welt geschaffen hatte. Und was Gott tut, ist gut. Es darf uns also nicht nur erlaubt, sondern geboten sein, Zeiten der Ruhe anzunehmen.

Freie Zeit ist nicht einfach nur „nichts tun“. Es ist auch nicht nur „tun, wozu ich Lust habe“. Freie Zeit schenkt uns Raum, um wieder Mensch zu sein – nicht nur Funktion. In der Arbeit sind wir oft „Lehrer“, „Handwerker“, „Pflegekraft“, „Manager“. In der freien Zeit dürfen wir einfach „ich“ sein – Kind Gottes. Geliebt, ohne leisten zu müssen.

Die Urlaubszeit lädt uns ein:

  • Zu hören: auf die leise Stimme Gottes in der Natur, im Wind, im Lachen der Kinder.
  • Zu sehen: wie schön die Welt ist, wenn wir nicht hetzen.
  • Zu danken: für das, was wir haben – Zeit, Leben, Gnade.

Freie Zeit hilft uns, innerlich neu auszurichten. Manchmal finden wir in ihr Antworten, die wir im Alltag nie hören konnten.

Wenn wir immer nur funktionieren, brennen wir aus. Urlaub ist wie ein Sabbat – eine Unterbrechung der ständigen Betriebsamkeit. Und gerade in der Unterbrechung wirkt oft Gottes Geist besonders stark.

Vielleicht ist das größte Geschenk des Urlaubs nicht der Ort, an den wir reisen – sondern die Zeit, die wir uns schenken. Für die Familie. Für uns selbst. Für Gott.

Nicht jeder kann oder will Urlaub machen. Aber freie Zeit braucht keinen Koffer. Sie braucht nur eine offene Haltung. Manchmal reicht schon ein Spaziergang, ein gutes Buch, ein stiller Abend auf dem Balkon.

Gott begegnet uns nicht nur im Sonnenuntergang am Meer – sondern auch im einfachen Moment der Stille. Die Frage ist: Geben wir ihm Raum?

Urlaubszeit – freie Zeit – ist Gottes Geschenk an uns. Eine Einladung, loszulassen. Zu ruhen. Und neu zu empfangen. Lassen wir uns einfach darauf ein.

Neues Beliebtes
    Kontakt
    Kinzig.News Redaktion:
    Telefon:06051 833 712
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.News Vertrieb:
    Telefon:06051 833 711
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.Termine