Impuls von Stefan Buß: Jakobs Kampf mit Gott
Samstag, 09.08.2025
von STEFAN BUß
FULDA / MKK - Im Alten Testament wird im Buch Genesis vom Kampf des Jakob mit Gott berichtet (Ge. 32,23-33). Jakob war ein Betrüger. Er bringt seinen Bruder Esau um das Erstgeburtsrecht (vgl. Gen. 27,1-40). Immer wieder umgeht er die Konsequenzen. Dann aber kündigt sich eine Begegnung mit seinem Bruder Esau an. Jakob bekommt Angst. Er hat die Schuld immer verdrängt, jetzt aber holt sie ihn ein und er muss sich der Wahrheit stellen. Das soll durch den Kampf mit Gott ausgedrückt werden.
Im Zentrum des Textes aus dem Buch Genesis steht der Segendes Mannes, der mit Jakob in einen heftigen Kampf gerät. Erst durch Jakob selbst erfahren wir, dass es sich bei diesem Mann um Gott selbst handelt. Die Besonderheit an dieser Gottesbegegnung Jakobs ist, dass er den Ewigen von „Angesicht zu Angesicht“ sieht, denn kein Mensch kann Gottes Angesicht schauen und am Leben bleiben (vgl. Ex 33, 20).
Für Jakob ist diese Begegnung entscheidend für sein weiteres Leben, denn er ist auf der Flucht vor seinem Bruder Esau. Das Hinken, das Gott ihm im Kampf zugefügt hat, wird ihn vor der Auseinandersetzung mit seinem Bruder schützen, denn ein Gefecht mit einem deutlich geschwächten Gegner ist für Esau undenkbar und so können sich beide versöhnen. Der Segen, den Jakob erhält, zeigt, dass Gott auch in die Unvollkommenheit menschlichen Lebens, in die Brüche und Verletzungen hineinwirkt und alles zum Guten wenden möchte. Das sagt auch Jesus den Menschen zu. Er verhilft denen wieder auf den Weg, die gescheitert sind, die durch Krankheit und Leid aus dem gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt wurden. Eine ungewöhnliche, hilfreiche Körpersprache ist aus dieser Geschichte herauszuhören.
Nicht nur in und mit der Seele trägt Jakob trägt seine Glaubenskämpfe aus; am Jabbok wird er körperlich herausgefordert. Für den Kämpfer und Ringer sind Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit gefragt. Darum hilft die biblische Erzählung dem christlichen Glauben, denn der vergisst über allem Geistigen, dem Himmlischen, dem Unsichtbaren und dem Jenseitigen häufig den Körper, den Leib, die Muskeln, das Irdische, Diesseitige.
Der Mensch ist Seele und Leib, Seele und Körper. Der Gott des Jakob ist ein Gott, der sich anrühren lässt von den Menschen, ihrem Leben, ihrem Leiden und ihren Erfolgen und Niederlagen. Wenn es sein muss, kämpft er die Kämpfe mit, durch die Nacht, bis zur Dämmerung. Er erweist sich als der Gott, der den Menschen beisteht und auch um ihre Schwächen weiß.