"Ich spreche Sie von allen Pflichten der Lehrzeit frei"

HANAU - Es war 18.45 Uhr, als Kreishandwerksmeister Martin Gutmann den von den jungen Frauen und Männern im Brockenhaus in Hanau herbei gesehnten Satz sagte: "Ich spreche Sie von allen Pflichten der Lehrzeit frei". In diesem Augenblick endete ganz offiziell die Zeit der Lehre und aus Lehrlingen waren Gesellinnen und Gesellen geworden, die im weiteren Verlauf der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Hanau ihre Gesellenbriefe von den Innungsobermeistern überreicht bekamen.

"Für Sie beginnt jetzt eine neue berufliche Ära in einer starken Gemeinschaft, dem Handwerk. Sie haben sich durch Fleiß, Talent und Leidenschaft eine Grundlage geschaffen, auf der Sie Ihre Zukunft bestens planen und aufbauen können", betonte Martin Gutmann. Er vergaß aber auch nicht den Menschen zu danken, die viel dazu beigetragen haben, dass die Prüfungen erfolgreich abgelegt werden konnten: "Ohne ihre Ausbilder in den Betrieben, ohne die Lehrer in den Berufsschulen, ohne die Mitglieder der Prüfungskommission und ohne die Unterstützung ihrer Eltern und Freunde hätten sie den nun beendeten Weg schwerlich gehen können." Der Kreishandwerksmeister appellierte an die Gesellinnen und Gesellen, nach dem Erreichen dieser Etappe nicht nachzulassen, sondern sich neue Ziele zu suchen: "Bilden Sie sich fort, vertiefen Sie Ihre Fähigkeiten, beobachten Sie genau, welche Neuerungen in ihre Berufe einziehen, bleiben sie immer auf dem letzten Stand der Technik und der Verfahren - dann stehen Ihnen im Handwerk viele Türen offen. Denn Sie sind in Zukunft die Problemlöser und Macher in ihren Berufen. Sie erhalten unsere Infrastruktur und damit die Lebensqualität in unserem Land."

"Ein Stand, den man sich erarbeitet"

Stefan Füll, Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, wies darauf hin, dass die Gesellinnen und Gesellen nun "zur Gemeinschaft der Handwerkerinnen und Handwerker gehören. Das ist kein Titel, den man verliehen bekommt. Das ist ein Stand, den man sich erarbeitet." In den erlernten Berufen sei nicht nur fachliches Wissen gefragt, sondern auch Haltung, denn in Zeiten von Veränderungen stehe das Handwerk für Stabilität und Orientierung, betonte Füll. "Durch Ihr Wissen, Ihre praktische Erfahrung und Ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sind Sie gefragter denn je", fügte der Präsident hinzu. "Sie sind auf Ihrem weiteren beruflichen Weg nicht alleine, denn die Innungen, die Kreishandwerkerschaft und die Handwerkskammer begleiten Sie und stehen Ihnen bei Fragen jederzeit zur Seite", betonte Stefan Füll, der noch eine Bitte formulierte: "Bringen Sie sich in Ihren Betrieben und in der Nachwuchsförderung ein und machen Sie Werbung für das Handwerk."

"Das Handwerk wird gebraucht", stellte Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri in seinem Grußwort im Namen der Stadt Hanau fest. Das Ende der Ära Schule stelle die neuen Gesellinnen und Gesellen vor neue Chancen und Herausforderungen, denen sie sich offensiv stellen sollten: "Gehen Sie raus, mischen Sie sich ein - nicht nur im Beruf, auch in der Gesellschaft, im Ehrenamt", forderte Bieri die jungen Menschen auf.

Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft

Diese Vorlage nahm der Landrat des Main-Kinzig-Kreises Thorsten Stolz auf und stellte fest: "Nur wer sich einmischt, kann auch mitreden und verändern - und Sie haben sich durch ihre Ausbildung ein super Rüstzeug für die Zukunft mit besten Perspektiven erworben." In Deutschland, so Stolz, würden 250 000 Auszubildende im Handwerk fehlen, deshalb sei Werbung für die vielfältigen Berufe wichtig: "Sie können durch Ihr Vorbild dazu beitragen, dass Sie Nachahmer motivieren, denselben beruflichen Weg zu gehen."

Der Bundestagsabgeordnete Pascal Reddig stellte fest, das Handwerk sei weiterhin "das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, ist ein nicht wegzudenkender Stabilitätsfaktor und Garant für eine funktionierende Infrastruktur". Deshalb sei es umso wichtiger, dass es auch in der Politik mehr "Handwerker und Praktiker" gebe, deren Zahl zum Beispiel im Bundestag noch viel zu gering sei. Vielleicht fühle sich aus dem Kreis der Anwesenden jemand berufen, sich neben dem beruflichen Fortkommen auch in der Politik zu engagieren, fügte Reddig hinzu.

Alle Gastredner bedankten sich für die Einladung zur Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Hanau, der sie gerne gefolgt seien, um so ihre Hochachtung vor der Leistung der jungen Menschen auszudrücken und ihrer Wertschätzung für die Rolle des Handwerks in der Gesellschaft Ausdruck zu verleihen.

Obermeister Ralf Gerlach für die Dachdecker-Innung Main-Kinzig, Obermeisterin Daniela Roß für die Fleischer-Innung Hanau-Wetterau, Obermeister Thomas Wenzel für die Metallbauer-Innung Hanau, Bastian Lotz für die Bau-Innung, Obermeister Andreas Schreiner für die Maler-Innung Hanau und für die Friseur-Innung Hanau übergab Dirk Specht die Gesellenbriefe an die jungen Gesellen und Gesellinnen.

Friseure Zin Khalifa, Mina Al-Jari, Mohammed Diaa Desho, Celal-Can Kilic, Ben Krüger, Nina König, Bahar Özer, Finja Schaffer, Mohmad Sovanga, Vanessa Trindade Russotto, Daniel Weber Maler und Lackierer Moritz Pon-gratz, Noah Robin Hacke, Kemal Kaya, Argjend Osmani, Andreas Plath, Seyit-Caner Yildiz, Elia D`Antoni, Lisa-Marie Fraustein, Daniel Mateusz Mieszczanin, Till Quick, Josephine Schlamann, Sabrina Sirio, Ante Skocibusic, Martin Skocibusic Fachpraktiker Metallbau Chris Ignatzy Metallbauer Vincent Paul Wenglorz Beton- und Stahlbetonbauer Admir Beckanovic, Maurice Hilbert Straßenbauer Kilian Mannel, Alessandro Nowak, Maxi-milian Platt Hochbaufacharbeiter Karim El Ali, Nico Erdelyi Dachdecker Kumail Akbari, Justin Rosenberger, Devin-Deon Sanders Vereen, Felix Stanglmayr, Pascale Wolf Fleischer Maximilian Diegel Fachverkäufer Flei-scher Jennifer Picone, Sadan Salkic (red)