Impuls von Stefan Buß: Gedanken zum Früchteteppich Sargenzell 2025
Samstag, 06.09.2025
von Stefan Buß
FULDA/MKK - Der Sargenzeller Früchteteppich ist immer ein besonderer Ort, wo Farben, Formen und Früchte eine Botschaft verkünden – Jahr für Jahr. Der Früchteteppich, mit so viel Liebe und Hingabe gestaltet, ist mehr als ein Kunstwerk. Er ist ein Bild des Glaubens. Und das Thema in diesem Jahr – „Sturm auf dem See“ – spricht in die Tiefe unserer Zeit.
Wir hören in Lukas 8, wie Jesus mit seinen Jüngern in ein Boot steigt: „Lasst uns ans andere Ufer fahren.“´Eine scheinbar einfache Fahrt. Doch bald erhebt sich ein Sturm. Wind peitscht die Wellen, das Wasser schlägt ins Boot, und die Jünger fürchten um ihr Leben. Wie vertraut uns diese Szene ist! Auch wir erleben stürmische Zeiten – als Einzelne, als Gesellschaft und als Kirche.
Die Welt ist unruhig geworden: Kriege, Naturkatastrophen, politische und gesellschaftliche Spannungen. Auch die Kirche ist erschüttert: durch Missbrauch, durch Glaubenskrisen, durch Spaltungen und den Verlust an Vertrauen. Der Sturm, den die Jünger erleben, ist unser Sturm.
In ihrer Not wenden sich die Jünger an Jesus: „Meister, Meister, wir gehen zugrunde!“ Doch Jesus – er schläft. Ein Bild, das uns nicht loslässt. Wo ist Gott, wenn es stürmt? Warum greift er nicht ein? Diese Frage tragen viele in sich. Vielleicht auch Sie. Auch die Kirche fragt: Wo ist Christus in der Dunkelheit unserer Zeit? Der Schlaf Jesu ist keine Gleichgültigkeit. Er ist ein Aufruf: Vertraut! Glaubt! Die Jünger rufen, schreien fast – und das ist ihr erstes Gebet. Sie wenden sich an ihn, nicht an den Wind. Und das ist entscheidend.
Das Boot im Sturm – das ist die Kirche selbst. Seit jeher ist sie unterwegs, durch ruhiges Wasser und schwere See. Manche wollen heute aussteigen. Andere meinen, man müsse das Boot neu erfinden. Doch die Botschaft dieses Evangeliums ist klar: Jesus ist im Boot. Nicht draußen, nicht fern, sondern mittendrin. Auch wenn es stürmt, auch wenn er scheinbar schläft – er ist da. Und er steht auf. Er bedroht den Wind. Er bringt Frieden. Die Kirche wird nicht untergehen, solange sie ihn ruft, auf ihn vertraut, mit ihm unterwegs ist. Das ist Jesu Frage nach dem Sturm. Sie trifft uns ins Herz. Nicht als Vorwurf, sondern als Einladung.
Glaube ist kein Besitz, den wir haben – er ist ein Vertrauen, das wächst in der Not. Vielleicht erleben wir gerade, dass wir unseren Glauben nicht mehr selbstverständlich leben können. Aber vielleicht – wie bei den Jüngern – ist gerade dieser Sturm die Gelegenheit, Gott tiefer zu begegnen. Der Früchteteppich zeigt uns dieses Evangelium als Bild. Aus Früchten – dem Ertrag der Erde – wird eine Geschichte des Glaubens gelegt. So, wie unser Leben aus Stürmen und Glaubensmomenten gewebt ist, zeigt dieser Teppich: Mitten im Sturm trägt uns das Vertrauen. Mitten in der Angst ist Jesus da. Mitten auf dem Weg: das Ziel – das andere Ufer – ist gewiss.
Der Früchteteppich ist auch in diesem Jahr wieder eine Predigt ohne Worte. Und das Bild ermutigt alle, die es in den nächsten Wochen betrachten mit dem Mut der Jünger, mit dem Ruf zum Herrn und mit dem Vertrauen: Er ist da. Er ist stärker als der Sturm. Und er bringt Frieden.
Besuchen auch Sie den Früchteteppich in Sargenzell bis zum 9.11. in der alten Kirche