Der Stadtpfarrer bei KN

Impuls von Stefan Buß: Still sein vor Gott

Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda - Foto: Hendrik Urbin/KN


Mittwoch, 15.10.2025
von STEFAN BUß

FULDA / MKK - Es gibt eine bekannte Geschichte des heiligen Pfarrers von Ars, Jean-Marie Vianney. Er war katholische Priester (1786–1859), der heiliggesprochen wurde und als Patron aller Pfarrer gilt. Bekannt wurde er für seine tiefe Frömmigkeit und seelsorgerische Arbeit und zog so viele Menschen an.

Einmal bemerkte er, dass ein Bauer jeden Tag kurz in die Kirche kam, sich still hinsetzte, und nach ein paar Minuten wieder ging. Der Pfarrer fragte ihn: „Was machst du hier jeden Tag?“ Der Bauer antwortete: „Nichts… ich schaue den lieben Gott an, und der liebe Gott schaut mich an.“

Diese kleine Szene drückt sehr schön aus, was stilles Gebet ist: nicht viele Worte machen, nicht unbedingt Bitten oder Texte sprechen, sondern einfach vor Gott verweilen, ihm Zeit schenken, ihn anschauen – und sich anschauen lassen.

Darin steckt eine tiefe Wahrheit: Gebet ist nicht nur Reden, sondern auch Sein vor Gott, wie ein Freund beim anderen. „Nichts… ich schaue den lieben Gott an, und der liebe Gott schaut mich an.“ Die Antwort jenes Bauern aus Ars. So einfach. Und doch so groß.

Gebet ist nicht nur Reden, nicht nur Bitten und Danken. Gebet ist vor allem sein in der Gegenwart Gottes. Ihm Zeit schenken. Sein Blick ruht auf uns – und unser Blick darf auf Ihm ruhen.

So wie Freunde schweigend beieinandersitzen können, weil sie sich verstehen, so darf auch der Mensch vor Gott still werden. Vielleicht spürt er dann: Er sieht mich mit Liebe an. Und in diesem Blick liegt alles, was ich brauche.

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