Kirmes in Sterbfritz begeistert mit buntem Abend, Musik und Kirmesspruch
Montag, 27.10.2025
von WALTER DÖRR
SINNTAL - Riesensause in Sterbfritz, das beim Bloo „Starbetz“ heißt oder beim Dorfverein „Starwetz“: in dem größten Sinntaler Ortsteil wurde wieder traditionell Kirmes gefeiert.
Wieder, wie seit vielen Jahren in der Mehrzweckhalle, richtete die Sportgemeinde „Germania“ 1919 Sterbfritz das Dorffest aus. Los ging es schon Donnerstagabend mit einem bunten Abend, den der Dorfverein „Starwetz lebt“ in Zusammenarbeit mit anderen örtlichen Vereinen gestaltete.
Der Vorsitzende des Dorfvereins, Ortsvorsteher Willi Merx, hieß in Platt die zahlreichen Gäste mit „Es is soweit“ willkommen. Er blickte auf die Kirmestradition zurück und sagte, dass der Dorfverein im „Lila Haus“ (Gemeindehaus der Evangelischen Christusgemeinde) erstmals einen Kirmesauftakt veranstaltet habe.
"Es Gieselaje sagte, wo es langgeht"
Beim Kirmesauftakt 2025 führte als „Chefhostess Gieselaje“ Dirk Ebenhöch humorvoll durch das Programm. Er animierte zum hemmungslosen Applaudieren, wenn ein Vortrag gefallen hat, und wünschte im Namen der „Dorfgemeinschaftshaus-Entertainment-Group“ einen schönen Abend. Als ersten Höhepunkt kündigte er den Auftritt der Tanzmariechen Lilly und Vienna vom Turnverein Sterbfritz an – und die beiden begeisterten mit Solotänzen und auch gemeinsam ihr Publikum.
Premiere hatten dann das fünfköpfige „Neujoarsgäulje“ und die Blooburschen und Mädchen. Sie zogen gemeinsam in die Mehrzweckhalle ein und erfreuten mit einigen heimatlichen Gesangsbeiträgen. Die Tradition „Neujoarsgäulje“ hat der Dorfverein wiederbelebt und zieht seitdem in unterschiedlicher Besetzung und beruflicher Verkleidung an Silvester durch Sterbfritz. Als „Kon und Liesbeth“ unterhielten sich Dirk Ebenhöch und Elsbeth Tehlar – natürlich in Platt - über Starwetzer Angelegenheiten.
Bildliche Erinnerungen an die 1.200-Jahr-Feier
Viele bekannte
Gesichter waren dann in der großen Powerpoint-Präsentation und einem
Videofilm vom Jubiläum „1.200 Jahre Sterbfritz“ zu sehen, das vom 26. bis
28. Juni 2015 gefeiert wurde. Leider sind in den vergangenen zehn
Jahren auch einige abgebildete Mitbürger verstorben. Dirk Ebenhöch wies
darauf hin, dass noch wenige Exemplare des Fotobuches „Schö woarsch“ bei
Elektro-Melk in der Brückenauer Straße 21 erhältlich sind. Hinreißend
hüsch war dann „Giesela Mouskouri“ (Dirk Ebenhöch). Der legendäre
Klassiker „Weiße Rosen aus Athen“ performte er als Zwillingsschwester
des griechischen Weltstars Nana Mouskouri.
Stimmgewaltig sangen dann „Die alten Säcke“, eine Gesangsgruppe „von nicht mehr jungen Sängern“ des Gesangvereins Liederkranz Sterbfritz, mit Instrumentalbegleitung von Leiter Frank Jöckel (Steirische) und Günther Kohlhepp (Gitarre). Die 13 Sänger brachten die Besucher auch zum Schunkeln. Der krönende Abschluss des gelungenen Kirmesauftaktprogrammes bildete das gemeinsam gesungene „Sterbfritzer Lied“, bei dem alle aus voller Brust verkündeten, dass „ihre Heimat in Sterbfritz vor der Rhön“ sei und man hier zum ersten Mal die Sonne gesehen habe. Zum Kirmesprogramm in er Mehrzweckhalle gehörte eine Disco-Party mit Kult-DJ „Mäh“ und ein stimmungsvoller Rockabend mit der bayerischen Wies´nband „WildWeXXel“ – die zwei Mädels und sechs Schürzenjäger heizten mächtig ein. Ein jährlicher Höhepunkt ist natürlich das Aufsagen des Kirmesspruches. Zuvor hatte der Bloo mit den Klängen der „Biertransportler“ den buntgeschmückten Kirmesstrauß in der Grünebergstraße geholt und zur Mehrzweckhalle gebracht, wo zahlreiche Bürger warteten.
Ein Höhepunkt war der Kirmesspruch
„Über
die Fürkommnisse im Ort“ berichtete erstmals der neue Bloovodder Fabian
Müller. Bevor er jedoch die interessanten Geschichten vortrug, stellte
er die Bloogesellschaft vor. „Über den Sportplatz-Neubau wurd schon
länger gepredicht, dos Thema is ferdich un erledicht“ wurde zunächst vom
Sportverein berichtet. Ein Dank galt den vielen Helfern. Der Rat vom
Bloo: „En gude Rood on euch vom Bloo, fangt ball mit dem Parkplatzbau
oh, net dass off em Acker noch e selten Blümche entsteht, denn dann
isses mit de Ausführung zu spät.“ Von einer Abschlussfahrt nach Hamburg
und dass ein Fußballer nicht mehr sein Hotel gefunden hat, war für ihn
peinlich und lustig für die Kirmesbesucher. Der Dorfverein wolle das
Kriegerdenkmal sanieren und habe im ehemaligen Friseursalon Richter neue
Vereinsräume gefunden. Äpfel seien geerntet worden.
Äpfel nicht zum Pressen, sondern essen
„Verschiedene
Surte hon se gepflückt, äbber die komme net in die Presse, die wern im
REWE zum Verkauf ohgebode un sein zum Esse. Von dem Erlös kaffe die
wiere annern Sache, denn die honn jo noch mee für zu mache“.
Verschiedene Bäume seien im Rahmen der Baumpflanz-Challenge gepflanzt
worden – auch einer vom Bloo. Am alten Sportplatz habe der Turnverein
einen Baum eingegraben, doch der musste wieder weg, weil das
Naturschutzgebiet ist. „De Bloo git sich mit dem Thema erscht goarnet
ob, dodrü schüddele mir nur mittem Koop.“ Vom großen Jubel im Sängerheim
anlässlich eines Vierfach-Jubiläum, dass „Nochmalschön“ ein
Frühshopping veranstaltete und die Jugendfußballer eine Spende bekamen,
dass das letztjährige Prinzenpaar sich das Ja-Wort gegeben haben und
auch, dass die Elferratsdamen an der Kinzigbrücke ein Weinfest
veranstaltet haben, wurde im Kirmesspruch behandelt. Zu letzterem: „En
schöne Gruß an euch vom Bloo, macht dos im nächste Joar wiere so“.
„Die Veranstaltung, die woar sehr gelunge, net nur für Ältere, aach für Junge“, so urteilte der Bloovodder über das 20jährige Grillhütten-Jubiläumsfest am alten Sportplatz. Nach den Vereins-Nachrichten sprach der Bloo die angedachte Umgestaltung des Platzes zwischen der Mehrzweckhalle und dem Rathaus an. „Die Bushaltestell, die muss gaanz weg, denn die am Bahnhof erfülle schon ihren Zweck. Die Leut müsste halt zwa Minute länger laffe, dos wär net zuviel verlangt un aach zu schaffe.“ „Manchmoo isses schwierig, am Schwimmbood en Parkplatz zu bekomme, also hot me de Bürchersteich zur Hilfe genomme. Dann hosste vom Hippo en Stroafzettel kricht – mit dem Hinweis, offem Gehwäch parkt man nicht.“
Einbrüche beunruhigen die Bevölkerung
Zwei Einbrüche habe es in Sterbfritz gegeben und auch ins Sportlerheim wollte man einbrechen. „Zuerscht honnse die Gloosbaustoar on de Hennerseite kaputt gemocht, dos hot dene aber nix gebracht, die Arbeit woar für die Katz, denn im Tankraum fennt mer koarn Schatz.“ Weil auch kürzlich im REWE-Markt eine große Scheibe zerschlagen und Zigaretten geklaut wurden, urteilt der Bloo: „In Starbetz, do hatte so manche Idiote für Unruhe gesurcht un dos gemocht, woos is verbote.“ Bei den Ärztehaus-Brandstiftern sei öfters die Polizei vorbeigekommen. „Wenn doos Strofregister bei über 30 Delikte leit, würds langsam für e ohgemessene Stroff Zeit,“ so der Bloo. „Für de VR-Bank, mi rhonn onserne Aachen et getraut, hare mir erscht gedocht, die häre do en Fluchsimulator hiegebaut. Es hot sich äbber später rausgestellt, es is en Automat für Auszüche zu hole un natürlich aach Geld.“
Dass „am Fichteküppel“ ein Umschlagplatz für Drogen ist, gefällt dem Bloo nicht, doch „Mir vom Bloo denke, die Zeit wird komme, dann würn die Dealer aach emol festgenomme.“ Unfälle, Alkohol, Urlaubspech oder der Parkplatz-Mangel am Ärztehaus sind nur einige der vielen Themen, die im Kirmesspruch noch behandelt wurden.


































































