Invasive Art in der Rhön

Waschbären bedrohen heimische Tierwelt – Landkreis Fulda kämpft gegen die Ausbreitung

Für manche sehen sie vielleicht süß aus, für die Natur und für viele heimische Tierarten sind sie aber ein großes Problem und eine Bedrohung: Waschbären sind zu einer Plage geworden – und keine heimischen Tiere. - Symbolbild: Ellen26/pixabay


Sonntag, 02.11.2025
von KINZIG NEWS-Redaktion

FULDA - Sie wirken auf den ersten Blick possierlich – doch für die heimische Tierwelt sind Waschbären eine ernsthafte Bedrohung. Die aus Nordamerika stammenden Tiere vermehren sich rasant und richten in der Natur große Schäden an, teilt der Landkreis Fulda mit.

„Wir haben definitiv ein Waschbärproblem im Landkreis Fulda“, erklärt die Jagdbehörde des Landkreises. Die Tiere leben in sozialen Gruppen und können sich unter günstigen Bedingungen stark vermehren – zum Nachteil vieler heimischer Arten.

Schäden im Biosphärenreservat Rhön

„Im Biosphärenreservat sind eindeutig große Schäden bei Amphibien nachzuweisen. Wir haben beispielsweise gehäutete Erdkröten und Überreste von Tieren gefunden“, erklärt Elmar Herget, Sachgebietsleiter Naturschutz bei der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön. Der Allesfresser macht dabei kaum Unterschiede: Neben Amphibien stehen auch Eier und Jungvögel vieler seltener Arten auf seinem Speiseplan.

Waschbären sind gute Kletterer. Zum Schutz der Brutplätze von Rotmilan und Schwarzstorch werden im Biosphärenreservat Rhön an den Horstbäumen Manschetten angebracht, die die Nesträuber am Hochklettern hindern sollen. - Foto: Julian Oymanns

Waschbären sind gute Kletterer. Zum Schutz der Brutplätze von Rotmilan und Schwarzstorch werden im Biosphärenreservat Rhön an den Horstbäumen Manschetten angebracht, die die Nesträuber am Hochklettern hindern sollen. - Foto: Julian Oymanns

„Auch für die Erhaltung bedrohter Amphibien- und Reptilienbestände stellen Waschbären eine große Gefahr dar. Sie fressen nicht nur Erwachsene und Jungtiere, sondern sie suchen auch gezielt Laichgebiete auf und rauben die Eiablagen“, so Herget weiter. Betroffen seien besonders seltene Arten wie der Feuersalamander und die Kreuzotter.

Erfolge durch gezielte Bejagung

Im Rahmen des LIFE-Projekts „Rhöner Bergwiesen“ wurden in den vergangenen Jahren Maßnahmen zum Schutz bedrohter Arten umgesetzt – auch die Bejagung invasiver Arten gehörte dazu. Besonders in Kerngebieten wie rund um das Rote Moor konnten die Waschbärbestände reduziert werden. „Da gleichzeitig die Bestände von besonders gefährdeten Arten wie Bekassine und Wachtelkönig einen deutlichen Aufwind erlebt haben, kann man einen Zusammenhang zwischen Waschbär-Bejagung und Bruterfolg annehmen“, betont Herget.

Nach dem Ende des EU-Projekts soll die Regulierung der Waschbärpopulation fortgesetzt werden. Zusätzlich werden Brutbäume von Rotmilanen und Schwarzstörchen mit Manschetten geschützt, um Waschbären das Hochklettern zu erschweren. Die Zahlen zeigen, wie stark sich die Tiere ausgebreitet haben: Wurden im Jagdjahr 2019/2020 im Landkreis Fulda noch 1.640 Waschbären erlegt, waren es 2024/2025 bereits 2.567. Das Land Hessen plant, das Jagdrecht anzupassen und Schonzeiten für Waschbären auszusetzen, um die Bestände effektiver zu kontrollieren.

Waschbären in Wohngebieten

Nicht nur in der freien Natur, auch in Wohngebieten sorgen Waschbären zunehmend für Probleme. Als sogenannte Kulturfolger haben sie gelernt, sich an den Menschen anzupassen – und dringen in Gärten, Dachböden und Mülltonnen vor.

Die Jagdbehörde rät: „Sorgen Sie dafür, dass der Waschbär erst gar nicht ins Haus kommt. Decken Sie Ihren Kompost ab, bringen Sie Vogelfutter abends ins Haus, verschließen Sie Mülltonnen, sichern Sie Dachrinnen und vergrämen Sie Waschbären mit lauter Musik, durch Bewegungsmelder oder Vorrichtungen, die automatisch Wasser versprühen.“ Wird es ihnen zu ungemütlich, suchen sich die nachtaktiven Tiere meist ein anderes Revier. (red)

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