Impressionen von Walter Dörr

Kalter Markt in Schlüchtern: Noch bis Dienstag locken Rummel und Verkaufsstände

Noch bis Dienstag wird in Schlüchtern gefeiert. - Fotos: Walter Dörr


Montag, 10.11.2025
von WALTER DÖRR

SCHLÜCHTERN - Noch bis Dienstag stehen die Zeichen in Schlüchtern  auf Kalter Markt ...

Nach gültiger Wahl durch die ortsansässigen Vereine übertrug der Magistrat der Stadt Schlüchtern in persona von Bürgermeister Matthias Möller Oliver Ohrmann die hohe Ehre, Präsident des Kalten Marktes 2025 zu sein. Mit Überreichung der riesigen Bestallungsurkunde und dem überdimensionalen Stadtschlüssel war der diesjährige Kalte Markt offiziell eröffnet. 

Möllers besonderer Gruß galt Abordnungen der Partnerstädte aus Frankreich und Polen sowie den Katharinenmarkt-Meistern aus Steinau. Der Bürgermeister dankte allen ehrenamtlich Engagierten, die das Heimatfest ermöglichten, sowie den Mitarbeitern der Verwaltung. Die Zeremonie, musikalisch von der Stadtkapelle Schlüchtern und dem Spielmanns- und Fanfarenzug Flieden umrahmt wurde, fand wieder im festlich illuminierten Hof des Klosters statt, wo mehrere hundert Bürger gekommen waren. Die Kapellen, Magisträter, Honoratioren, Feuerwehr- und Jugendfeuerwehrabordnungen und die historische Bürgergarde mit ihrer Biedermeiergruppe bahnten sich ihren Weg durch die Massen.

Nachdenkliches von der Leiter


Die Eröffnungszeremonie wird traditionell mit dem Leiterspruch begonnen, den Jörg Schlögl, genannt Toaster, auf der über 30 Meter hohen nostalgischen Drehleiter vortrug. Seit 27 Jahren übrigens schon – und leider im kommenden Jahr nicht mehr, da er sich „altersbedingt“ verabschiedete. Verfasst wurde der Leiterspruch wieder von Dietmar Keidel. “Hier im Hof vor unserm alten Kloster, spricht heut der Toaster“, so begann die Schlüchterner Chronik. „Ich will euch all begrüßen, ob Hessen, Bayern, Schwaben, Friesen, ob Gastarbeiter, Zugereiste, Urlauber und Eingeschweißte, egal ob Christ, ob Moslem oder Jude, Schalom, Merhaba, Grüß Gott, Salaam, Ei Gude, kurz alle, die unser Kalte Markt in Schlüchtern hier vereinigt hat.“

Diskutiert werde die Merz´sche Stadtbild-Aussage: „In Deutschland gebe es im Stadtbild ein Problem, für viele Menschen sei dies unangenehm, die Probleme, die Friedrich Merz hier anspricht, haben wir – gottlob – in Schlüchtern nicht. Das mag für viele Orte in Deutschland gelten, Neukölln, Duisburg, Mannheim, doch das sind andere Welten. Menschen aus über 87 Nationen friedlich zusammen in Schlüchtern wohnen.“

Schlüchterner Stadtbild soll so bleiben


Wie Dietmar Keidel reimte: „Um einen Gegenpol zu implementieren, taten viele Menschen sich engagieren und haben in Schlüchtern Bündnisse geschaffen, sie agieren friedlich und ganz ohne Waffen. Beim Bündnis für Demokratie und Toleranz und Omas gegen rechts kann sich jeder einbringen, egal welchen Geschlechts. Also dürfen auch Opas sich gegen Linksextremismus einsetzen und wehrhaft gegen alle, die gegen unsere Demokratie hetzen.“

„Der Verein ´Queer Main-Kinzig´ hat sich mittels Demo präsentiert und ist mit bunten und schrillen Figuren durch Schlüchtern marschiert. Manchem querchen Zeitgenossen ist das übel aufgestoßen, denn einige der querchen Marschierer übertrieben die Provokationen und sorgten gerade bei zuschauenden Kindern für Irritationen. Vielleicht sollten bei Umzügen die Binären, Lesben, Schwulen, Queeren ihre Neigungen etwas weniger extrem präsentieren. Der Umzug aber beweist, dass unsere Stadt ist tolerant und offen auch für Minderheiten – dass das Bestand hat, bleibt zu hoffen.“

Die Leerstände in der Obertorstraße wurden im Leiterspruch thematisiert. Insbesondere auch, da ein fast 100-jährige Fachgeschäft schließt. „In die Räume, die in bester Innenstadtlage bald leer stehen, werden hoffentlich weder Barber-Shop, Internet-Cafe noch Nagelstudio gehen.“ Das entstehende Obertor-Center, die Erfolgsgeschichte „KUBE“ und den neuen Stadtplatz, der ideenreich belebt werde, nannte Leitersprecher Jörg Schlögl ebenso, wie das wegen Umbau geschlossene Freibad.

Ein Handballer als Präsident


„Der neue Präsident stammt von der SG erneut, was den Vorgänger und Vorsitzenden Rene Leipold freut. Die Sportgemeinschaft tat quasi einen Hattrick landen, lupenrein und durch den VAR nicht zu beanstanden. Er ist von der Abteilung Handball Oliver Ohrmann, hat früher am Kreis gespielt, nicht etwa als Tormann. Sein Kalte-Markt-Herzensprojekt ist das Handballerzelt, das gut den Malle-Vergleich als Hand-Ballermann hält. Oli hat mit Andreas Heil eine Kaffeeröstung kreiert, von deren Erlös die Palliativstiftung profitiert.“

„Giovanni Carlo Sistarelli ist der neue Festwirt, er seit Längerem schon in der Stadthalle Speisen serviert. Gut funktioniert die italienisch-brasilianische Kombination, ein gut besuchtes Restaurant ist der verdiente Lohn.“ Besonders wurde das Engagement der Stadtkapelle hervorgehoben, auch die Historische Bürgergarde mit ihrer Biedermeier-Gruppe und allseits bereite Feuerwehr.

Ein Ballsaal am historischen Rathaus für über 1000 Gäste?


Da wurde auch an der Brand der „Blümchen“-Fassade erinnert und an ein kursierendes Gerücht, dass „den Abriss des beschädigten Gebäudes plane man, auch der Ostflügel des alten Rathauses soll sodann, abgerissen werden, um Platz zu schaffen für ein neues Gebäude, angeblich für einen Ballsaal für mehr als 1000 Leute.“ (Bürgermeister Möller, auch Bob der Baumeister genannt, widersprach vehement).

„Das Bergwinkelmuseum, umgebaut und gründlich renoviert, sich nun in neuem Glanze präsentiert. Man kann viel lernen über die Geschichte von Schlüchtern, der Heimat von Minnesängern und Dichtern, vom Leben der Bürger in ganz alter Zeit, im Schlösschen stecken Liebe zum Detail, Geduld und sehr viel Arbeit. Geleistet von den Stadtarchivaren Bernd Ulrich und Jörn Hagemann, die mit viel Sorgfalt, Ausdauer und Akribie, unbekannte Schätze aus Schlüchterns Historie, immer wieder ausgraben und zusammen mit der Kinzigtal Nachrichten-Zeitung, sorgen für deren allgemeine Verbreitung.“

Historisches und Aktuelles


Zum Ende des Leiterspruches hatte Verfasser Dietmar Keidel noch einige Kurznachrichten gesammelt. So, dass der Karnevalverein „Die Spätzünder“ zu den Frühzündern gehören, da sie sich um Karnevals-Daten einen Teufel scheren und die Kampagne schon am Kalle-Moats-Montag starten und nicht wie die normalen Narren den 11.11. abwarten. Dass die Lasch-Wirtin Giesela Kameras installierte, da ungebeten jemand in die Küche marschierte, dass dem Bürgermeister sein Dienst-Handy gestohlen wurde, der Dieb aber dank einer Videoüberwachung erkannt wurde und dass die Bürgerbewegung zehn Jahre existiert und sich in der heimischen Polit-Landschaft etabliert, doch der ehemalige Fraktions-Chef der BBB, jetzt kandidiere für die Kreistags-AfD. 

„Stefan „Fidel“ Föller, der Madonna vom Binnerland, in der Auswahl beim Spiel gegen die Eintracht stand, deren Traditionself in Gundhelm aufspielte und Fidel fast ein Tor erzielte. Ein Zuschauer und Eintracht-Fan meinte: Das war top, Föller, du wärst ein Mann für Dino Toppmöller.“ Mit „Zum letzten Mal mit einem Proster, verabschiede ich mich im Schatten vom Kloster – tschüss und servus, euer Toaster,“ ging Jörg Schlögel in die Leiterspruch-Rente. Mit einem Präsentkorb bedankte sich der Vorsitzende der Feuerwehr, Mirko Jahn, bei Schlögel. Bürgermeister Matthias Möller freute sich über die zahlreichen Besucher bei der Kalle-Moats-Eröffnung.

Ein Stück Schlüchterner Identität


Mehr als nur ein Fest sei der Markt, sondern ein Stück Identität und sichtbares Heimatgefühl. Der neue Kalte-Markt-Präsident Oliver Ohrmann stellte sich vor und nach der Kalle-Moats-Fanfare und drei Böllerschüssen erklärte er den diesjährigen Kalten Markt für eröffnet. Noch bis Dienstag wird in Schlüchtern gefeiert. Es gibt einen großer Vergnügungspark mit Riesenrad und atemraubenden Fahrgeschäften und 200 Verkaufsstände in verschiedenen Straßen. 

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