Der Stadtpfarrer bei KN

Impuls von Stefan Buß: "Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht ..."

Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda - Foto: Hendrik Urbin/KN


Mittwoch, 26.11.2025
von STEFAN BUß

FULDA / MKK - „Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht; und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern!“ (Mt 10,27)

Dieser Vers ist Teil der sogenannten „Missionsrede“ Jesu (Mt 10,5–42), in der er seine Jünger aussendet und sie auf ihre Aufgabe und die bevorstehenden Herausforderungen vorbereitet. Jesus spricht hier von einer Bewegung: vom Geheimen zum Öffentlichen, vom „Ins-Ohr-Flüstern“ hin zum „Rufen von den Dächern“.

Er meint damit: Was die Jünger zunächst nur im kleinen Kreis, vielleicht im Vertrauen oder in der inneren Stille erfahren haben – die Botschaft vom Reich Gottes, von Liebe, Vergebung und Wahrheit – sollen sie mutig, offen und laut bekennen.

Das Evangelium ist keine Privatsache, sondern etwas, das die ganze Welt hören soll. Der Vers 27 steht also in einem Aufruf zum mutigen Zeugnis trotz Widerstand: Was Gott den Jüngern offenbart, dürfen sie nicht verschweigen – auch wenn es sie Anfeindungen kostet. Das „Predigen von den Dächern“ steht für ein öffentliches, unerschrockenes Bekenntnis.

In unserer Welt wird viel „geflüstert“ – Nachrichten, Meinungen, Halbwahrheiten. Jesus aber flüstert uns nicht Klatsch ins Ohr, sondern Wahrheit, die trägt. Und er will, dass diese Wahrheit nicht im Flüstern bleibt, sondern laut wird.

Jeder Christ empfängt Gottes Wort zuerst persönlich, im Herzen, in der Stille. Glauben beginnt im Hören: „Wer Ohren hat, der höre.“ Dieses „ins Ohr Gesagte“ ist oft ein intimer, zarter Moment zwischen Gott und Mensch. Die Herausforderung: das, was ich im Glauben erfahren habe, nicht für mich zu behalten.

Christlicher Glaube ist keine Privatfrömmigkeit, sondern Zeugnis. Das „Dach“ steht symbolisch für Sichtbarkeit, Öffentlichkeit, Mut. Wo flüstert Gott mir heute etwas ins Ohr? (z. B. im Gebet, im Gewissen, durch ein Wort). Und wo sollte ich es „von den Dächern“ sagen – durch meine Haltung, mein Tun, mein Wort?

Das kann heißen: Gegen Ungerechtigkeit aufzustehen. Liebe sichtbar zu machen. Den Glauben nicht zu verstecken. Das Evangelium, einmal gehört, will geteilt werden. Denn das, was ins Ohr geflüstert wird, verändert die Welt, wenn es von den Dächern erklingt.

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