Prozessauftakt: 45-Jährige soll Großbrände in Supermärkten gelegt haben

Montag, 20.01.2020
von MORITZ PAPPERT
HANAU/ SCHLÜCHTERN - Zwei Großbrände in Supermärkten sorgten im August 2018 für Entsetzten in Schlüchtern. Am Montagmorgen war der Prozessauftakt vor dem Landgericht Hanau. Eine 45-jährige Frau soll die beiden Brände gelegt haben. Sie wird wegen Brandstiftung und schwerer Brandstiftung angeklagt. Laut Landgerichtspräsidentin Susanne Wetzel gehe es um die Frage, ob sie schuldfähig ist oder nicht.
Laut der Anklageschrift soll Tanja D. am 11. August 2018 mit einem Feuerzeug Kartons hinter einem Jawoll-Markt in Brand gesetzt haben. Das Feuer ist dann auf den Markt übergegriffen. Es entstand Sachschaden von rund 150.000 Euro. Am nächsten Tag soll sie Mülltonnen hinter einem Norma-Markt in Schlüchtern angezündet haben. Auch dieses Feuer griff auf das Gebäude über. Es entstand ein Schaden von rund 850.000 Euro. Es bestehe die Gefahr, dass sie in Zukunft ähnliche Taten verüben könne.
Die 45-jährige Tanja D. gilt als geistig Behindert. Ihr Verteidiger verlas eine Erklärung. Demnach soll sie bei der Vernehmung gesagt haben, der Brand am Jawoll-Markt könnte durch eine Zigarette, die sie nicht richtig ausgetreten habe, entstanden sein. Laut LKA sei das aber nicht möglich. Tanja D. sei lediglich davon ausgegangen, der Brand könnte durch eine Zigarette entstanden sein. Deshalb habe sie die Tat gestanden.
Beim Brand des Norma-Marktes soll ein Zeuge Tanja D. in Begleitung eines Mannes kurz vor dem Brand in einer Tankstelle gesehen haben. Ihr Betreuer, bei dem sie seit vielen Jahren wohnt, war auch am Prozess anwesend. Tanja D. habe ihm gestanden, dass ein gewisser Reiner dabei gewesen wäre. Er soll die Tat ausgeführt haben, sie wollte ihn jedoch nicht belasten. Das Geständnis, das sie selbst die Brände gelegt habe, hat sie später wiederrufen.
"Wir haben einen Test gemacht, da sollte Tanja Kartonagen anzünden, dabei hat sie sich sehr ungeschickt angestellt. Bei einem weiteren Test sollte sie über eine Anhöhe klettern, die sie überwinden musste, um hinter den Norma-Markt zu gelangen. Das schaffte sie nicht", so der Betreuer. Tanja D. soll in der Vergangenheit öfter wegen übermäßigem Alkoholkonsum ins Krankenhaus gebracht worden sein. Bei der mutmaßlichen Tat hat sie laut einem Gutachten 1,6 Promille im Blut gehabt.
Insgesamt sind sechs Verhandlungstage anberaumt. Es sind neun Zeugen geladen. +++