Überprüfung Auheimer Brücke - Zukunft für Bauwerk weiterhin ungewiss

Montag, 27.01.2020
HANAU - "Dank des Wasser- und Schifffahrtsamts in Hanau haben wir uns mit Schiff und Hebebühne direkt einen eigenen Eindruck von der Unterseite des Überbaus der Auheimer Brücke verschaffen können", sagt Markus Henrich, Leiter des städtischen Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS). Sein Stellvertreter Jörg Herchenröder und Brückenbauingenieurin Angelika Biesterfeld untersuchten die Brücke mit Hammer und Meißel auf Schäden und klopften auf entsprechende Schadstellen ab. Ein endgültiges Urteil, ob eine Sanierung oder Abriss und Neubau sinnvoller erscheinen, wird ergänzend ein Gutachter liefern, den HIS im Frühjahr zu Rate zieht. "Anschließend wägen wir das Pro und Contra mit der Oberen Denkmalschutzbehörde ab", erklärt Stadtrat Thomas Morlock.
Henrich dankt dem Wasser- und Schifffahrtsamt für die Hilfestellung, "denn das war wegen des Schiffseinsatzes mit enormen Kosten verbunden". Und er würdigt das Engagement von Herchenröder und Biesterfeld mit den Worten: "HIS ist bei Wind und Wetter für die Menschen in Hanau unterwegs, auch bei Minusgraden."
Die jüngste turnusmäßige Brückenhauptprüfung, die alle sechs Jahre vorgeschrieben ist, fand zuletzt 2016 statt und ergab eine Zustandsnote von 4,0. Unter anderem wurden Schäden an den Betonplatten festgestellt, sodass als Vorsichtsmaßnahme engmaschige Fangnetze zuletzt im Mai 2018 an beiden Mainuferseiten erneuert wurden, um Fußgängerinnen und Radfahrer nicht durch herabfallende Kleinstteile zu gefährden.
An einigen Stellen stellten die HIS-Fachleute "starke Betonabplatzungen" fest, so Biesterfeld. Das gelte insbesondere für den Bereich der Tropftüllen (Entwässerungsrohre). Die Tropftüllen sind stark korrodiert und teilweise abgeschnitten worden, damit sie nicht unkontrolliert abfallen und Schäden anrichten können. Eine Vielzahl der Konsolen zeigte Querschnittsminderungen und lockere Betonteile, lautet die Diagnose weiter. Der Beton war größtenteils durchgefeuchtet, hatte stellenweise Ausblühungen und wies lockere Betonteile auf.
Hintergrund der Sichtprüfung ist, dass die Beton-Fahrbahnplatte über die gesamte Länge Schäden in Form von Abplatzungen, Kiesnestern, freiliegender Bewehrung und Hohlstellen aufweist. Darüber hinaus wurden in einem Instandsetzungsgutachten 2012 bereits in großen Tiefen ein hoher Chloridgehalt vor allem auf der Flussseite festgestellt, was auf undichte Fugen im Asphalt und im Bereich der Entwässerungsröhren zurückzuführen ist. Biesterfeld dazu: "Dieser hohe Chloridgehalt ist als korrosionsgefährdend anzusehen."
"Nach mehr als einem Jahr Suche und zahlreichen Angebotsanfragen an 18 Ingenieurbüros für die Sonderprüfung im Frühjahr 2020 haben wir endlich ein Büro finden können", erklärt Henrich. Eine frühere Beauftragung sei aufgrund der derzeit hohen Auftragslage und der geringen Kapazitäten im Baugewerbe nicht möglich gewesen.
Die denkmalgeschützte Auheimer Mainbrücke wurde 1882 errichtet und verbindet Klein- und Großauheim. Das Haupttragwerk der Brücke besteht aus Stahl, wobei die gesamte Fachwerkkonstruktion genietet ist. Fahrbahnplatte und Kappe sind aus Stahlbeton hergestellt.
Seit 1988 ist die ursprüngliche Straßenbrücke aufgrund geringer zulässiger Lasten nur für den Fuß- und Radverkehr zugelassen. Die Fuß- und Radwegbrücke besteht aus fünf Feldern mit je circa 46 Metern, die den Main einschließlich der Überflutungsbereiche überqueren. Parallel zu der Brücke verläuft ein weiterer Überbau, der für die Odenwaldbahn genutzt wird und dementsprechend in Bahnbesitz ist. Dieser war nicht Teil der Untersuchung.(pm)+++