Mit Bürste und Schwamm gegen das Vergessen

Mittwoch, 29.01.2020
GELNHAUSEN - Über zwanzig Helfer kamen vor der ehemaligen Synagoge in Gelnhausen zusammen, um die Stolpersteine in der Stadt zu reinigen. Aufgerufen zu dieser Aktion hatte der Ortsverband der Grünen.
Jens Zerbach vom Vorstand des Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen begrüßte die engagierte Gruppe in der ehemaligen Judengasse, heute Brentanostraße, auf dem Platz der Menschenrechte, der zur Mahnung an die Reichspogromnacht am 9. November benannt wurde. Im Zentrum des ehemaligen jüdischen Viertels lebten die meisten Juden der Stadt, bis Gelnhausen am 1. November für „judenfrei“ erklärt wurde. Die letzte jüdische Familie hatte wegen der nationalsozialistischen Verfolgung die Stadt verlassen, wohl der Grund, warum die Synagoge heute noch steht. Viele waren in die Großstadt Frankfurt gezogen, da sie dort mit weniger Repressalien rechneten. Von dort wurden jedoch die meisten im Jahr 1941 deportiert.
Christine Raedler, Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte des Main-Kinzig-Kreises, begleitete die Reinigung der Stolpersteine inhaltlich. Sie hat die Geschichte von 120 jüdischen Todesopfern nationalsozialistischer Verfolgung aus Gelnhausen recherchiert. 112 jüdische Menschen wurden in die Todeslager deportiert und dort umgebracht, die anderen acht entgingen der drohenden Deportation nur durch den Freitod. (GNZ) +++