HANAU

Viele Fragen bleiben offen: Widersprüchliche Aussagen im Vergewaltigungsprozess

Am Donnerstag sagten der Bruder und ein Bekannter des mutmaßlichen Opfers aus. - Symbolbild


Freitag, 14.02.2020

HANAU - Am Telefon hört Volker F. (alle Namen geändert) nur ein wirres Gestammel. Die Worte „Mann“ und „geschlafen“ fallen und dann teilt ihm seine Schwester mit, dass sie im Krankenhaus sei. Mit einem unguten Gefühl macht sich Volker F. auf den Weg dorthin und spätestens beim Anblick des großen Blutflecks auf dem weiten OP-Hemdchen, das Simone F. trägt, ist ihm klar, dass etwas Schlimmes vorgefallen sein muss. 

Später wird sie sagen, dass ihr Bekannter Carsten B. sie vergewaltigt hat. Vor dem Hanauer Landgericht, wo ihm deshalb der Prozess gemacht wird, bestreitet B. die Tat, spricht von einvernehmlichem Sex. Am Donnerstag sagten der Bruder und ein Bekannter des mutmaßlichen Opfers aus. Neben einigen Antworten bleiben am Ende dieses dritten Prozesstages viele Fragen offen.

Dass Simone F. das, was an einem Dezembertag 2017 mit ihr passiert ist, freiwillig über sich ergehen ließ, scheint angesichts ihres Verletzungsbildes kaum vorstellbar. Eine Schwester in der Gynäkologischen Klinik, in der sie stationär aufgenommen wird, äußert im Hinblick auf die Verletzungen der Patientin, jene legten nahe, dass diese gerade ein Kind bekommen habe. Nun war die Ursache für Simone F.s schwerwiegende Verletzungen aber mitnichten eine Geburt, sondern vielmehr eine offenbar extrem brutale vaginale und anale Penetration, die zu starken Blutungen und einem Dammriss führte. Während sie zunächst verneint, Opfer eines sexuellen Übergriffs gewesen zu sein, revidiert sie jene Aussage später und gibt bei der Polizei zu Protokoll, dass Carsten B., den sie über eine Kontaktanzeige kennengelernt hat, sie vergewaltigt habe.

Ein Knackpunkt ist hierbei der Umstand, dass bei Simone F. eine Intelligenzminderung vorliegt, und nicht für jede Situation ersichtlich ist, inwieweit ihre kognitiven Fähigkeiten ihr erlauben, diese richtig einzuschätzen. So beschreibt ihr Bruder, dass sie mit dem Begriff der Vergewaltigung zunächst gar nichts habe anfangen können. Erst als er ihr erklärt habe, dass ein Mann aufhören müsse, wenn eine Frau „Stop“ sage, habe sie ihre eigene Situation erfasst. „Je öfter ich gesagt habe, dass er aufhören soll, desto heftiger hat er weitergemacht“, schildert Volker F. die Aussage seiner Schwester ihm gegenüber. Insgesamt beschreibt er sie als leichtgläubigen, gutmütigen und sehr unsicheren Menschen. „Sie hat sehr wenig Selbstbewusstsein und meint immer, sich anderen gegenüber rechtfertigen oder für irgendetwas schämen zu müssen“, schildert er. (GNZ) +++

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