BIRSTEIN

"Ganz toller Ansatz“: Naturkindergarten Lämmerschlupp eröffnet

Fotos: privat


Montag, 17.02.2020

BIRSTEIN - Bei der Eröffnungsfeier des Naturkindergartens Lämmerschlupp am Freitag in Birstein-Kirchbracht haben zahlreiche Redner ihre Begeisterung über die Neugründung zum Ausdruck gebracht. Von einer „Riesenbereicherung“ für den Main-Kinzig-Kreis (MKK), sprach etwa Landrat Thorsten Stolz (SPD). Es sei ein „ganz ganz toller Ansatz“, die Idee des Naturkindergartens mit Bezügen zur Landwirtschaft und dem Leben in der Ortsgemeinschaft zu kombinieren. Ein vergleichbares Betreuungsangebot gebe es im Kreis noch nicht. Deshalb sei klar gewesen, „dass hier in Sachen Förderung etwas passieren muss“, sagte Stolz.

Der Landrat hat der Einrichtung früh eine Anschubfinanzierung von 10.000 Euro gewährt. Die Gemeinde Birstein zog mit der gleichen Summe nach. Eine besonders hohe Summe, so Stolz, sei schließlich noch im Rahmen des Förderprogramms für den ländlichen Raum mit 60.000 Euro zugesagt worden, „weil der Ansatz der richtige ist“. Stolz wünschte der „zukunftsgewandten“ Einrichtung alles Gute und eine neue Feier in fünf Jahren beim ersten „kleinen runden Geburtstag“.

Birsteins künftiger Bürgermeister Fabian Fehl (SPD) betonte in seinem Grußwort: „Der Lämmerschlupp zeigt uns, was den ländlichen Raum lebenswert macht. Er bündelt, was den ländlichen Raum ausmacht: die Natur, den Zusammenhalt und das Engagement. Das will er unseren Kindern mit auf den Weg geben.“ Gründerin Nicole Krauthan habe das Konzept „mit Begeisterung, viel Engagement, nicht zuletzt auch unermüdlicher Geduld und einer Prise Verbissenheit hier in die Tat umgesetzt“. Dass viele Hürden genommen worden seien, gelte es zu feiern. Auch er selbst wolle als neuer Bürgermeister den Lämmerschlupp künftig unterstützen. Die Gemeinde Birstein habe mit ihrer Entscheidung, den Lämmerschlupp als freien Träger zu fördern, auch einen Grundstein für die interkommunale Zusammenarbeit im Kindergartenbereich gelegt. Denn der Naturkindergarten sei offen auch für Kinder aus anderen Kommunen. Fehl weiter: „Ich bin der Ansicht, dass der Lämmerschlupp unser Bildungsangebot nicht nur in Birstein bereichert. Er bereichert auch unser Bildungsangebot in der Region.“

Jochen Seipel (FBG), Vorsitzender der Gemeindevertretung, bedauerte in seiner Ansprache zwar, dass sich der Trend zur außerhäuslichen Betreuung insbesondere der unter Dreijährigen nicht umkehren lasse, betonte aber, dass es gut sei, wenn die Wahlmöglichkeit der Eltern durch das neue Betreuungsangebot gestärkt werde. „Ich hoffe und wünsche, dass ihr Angebot angenommen wird“, sagte Seipel.

Ortsvorsteherin Karla Schott drückte in ihren Glückwünschen für den Lämmerschlupp die Hoffnung aus, dass sich dadurch noch mehr Familien ansprechen ließen, auf dem Land zu leben und damit der Abwanderung entgegen zu wirken. Traditionell sei Kirchbracht das kinderreichste Dorf in der Großgemeinde, was „auch mit dem jetzigen Kindergarten zu tun hat, einem der schönsten“. Schott erinnerte an die Zeit, als die Kinder mit der Hand Forellen aus den Bächen fischten und unmittelbar erleben konnten, wie Lebensmittel erzeugt werden. Indem der Lämmerschlupp eine Kindheit mit Tieren und Pflanzen fördere, beuge er hoffentlich einem achtlosen Umgang mit der Natur vor. Karla Schott wünschte den Kindern „viel Spaß und interessante Erfahrungen“. Sie unterstützt mit ihrem Mann Harald die Gründung des neuen Naturkindergartens von Anfang an.

„Zu viele Kinder verbringen zu wenig Zeit in der Natur, obwohl es entwicklungsfördernd ist“, betonte Gottfried Oy, der für die Landesarbeitsgemeinschaft LAG Freie Kinderarbeit Hessen sprach. Die LAG berät freie Träger wie den Lämmerschlupp-Verein bei Gründung und Betrieb von Kindertagesstätten. Der Kindergarten in Kirchbracht trage zu einer bunten Kindergartenlandschaft in Hessen bei.

Zu Beginn der Feier hatte Nicole Krauthan, die den Kindergarten leitet und dem Trägerverein vorsteht, sich bei allen Freunden, Förderern, der Dorfgemeinschaft sowie Eltern und Kindern bedankt, die geholfen haben, ihre Initiative ans Laufen zu bringen. Mit einem Bilderrahmen wurden bei ihrer bewegten Power-Point-Präsentation alle Helfer ins Bild gesetzt – neben den Politikern auch das künftige Kindergartenteam samt Bioland-Schäfer Christian Krauthan, die ersten vier Elternpaare, die mit dem örtlichen Holzbauer Werner Leitzgen geholfen haben, die Hütte auf dem gepachteten Gelände In den Krautgärten zu sanieren. Das Holz dafür stifteten die Pfeifer Holzbau GmbH in Kirchbracht und die Firma Schuster-Holz-Team in Birstein. Nicole Krauthan würdigte auch die Grundstücks-Verpächter Thorsten Heerdt und Harald Schott.

Besonders eng verbunden ist der Kindergarten der Bioland-Schäferei Krauthan. Zusammen mit den Pädagoginnen wird der Schäfer die Kinder mit den Abläufen des landwirtschaftlichen Betriebes vertraut machen. Die Jungen und Mädchen dürfen bei der Aufzucht der Flaschenlämmer und im Schäfereibetrieb helfen.

Generell sollen die Zwei- bis Sechsjährigen die Erwachsenen wieder bei der Arbeit erleben, z.B. sehen, wie ein Fußbänkchen hergestellt oder ein Schaf gut versorgt wird. Sie kommen mit Menschen aller Generationen in Kontakt, machen beim Pflanzen der Kartoffeln auf dem örtlichen Gemeinschaftsacker mit und lernen, Lebensmittel gesund zu verarbeiten. Durch Einbindung der Kneipp-Gesundheitslehre lernen die Kinder, was gut für Körper und Geist ist. (pm) +++

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