HANAU / FRANKFURT AM MAIN

VIDEO: Große Anteilnahme nach dem Blutbad: Bundespräsident am Abend in Hanau

Fotos (2): Hans-Hubertus Braune


Donnerstag, 20.02.2020

HANAU / FRANKFURT AM MAIN - Nach den schrecklichen Anschlägen von Hanau erklärt Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann seine Solidarität und Verbundenheit mit der Nachbargemeinde: „Wir alle verabscheuen diese Tat, wir alle sind bei unseren Polizisten und Ermittlungsbehörden, dafür, dass diese Tat aufgeklärt wird.“ In Gedanken sei man bei allen Opfern und Angehörigen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht am Donnerstagabend um 18 Uhr bei einer Mahnwache auf dem Marktplatz in Hanau.

„Die Morde haben mich tief erschüttert“, sagt Feldmann, der am Donnerstagnachmittag, 20. Februar, bei einer Mahnwache in Hanau im Namen der Stadt Frankfurt einen Kranz niederlegte. Er drückte dabei auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky seine Anteilnahme aus. „Wir sind bei Ihnen in diesen schweren Stunden!“ Das Frankfurter Stadtoberhaupt appellierte auch daran, dass die Gesellschaft gegen geistige Brandstifter aufstehen und Haltung zeigen müsse: „Hass, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus wird erst in Worte verpackt, und dann wird Hass zu offener Gewalt. Wir müssen einstehen für Zusammenhalt, Nähe und Liebe – und unveräußerliche Werte und Rechte.“

Die Stadt Hanau teilt ihre Anteilnahme mit

„Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien“

"Wir haben gestern einen Abend erlebt, wie man ihn sich nicht schlimmer vorstellen kann," so Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky zu den tragischen Ereignissen in der Nacht zu Donnerstag, an deren Ende elf Menschenleben zu beklagen sind. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien," so der OB und versichert: "All diejenigen in unserer Stadt, die aus anderen Kulturkreisen oder Ländern stammen, können sich darauf verlassen, dass wir an ihrer Seite stehen. Nach einer Zeit der Trauer und des gemeinsamen Aufarbeitens bleiben wir so beieinander wie es in Hanau in Jahrhunderten gewachsen ist. Dieses gewachsene Miteinander lassen wir durch keine noch so irre Tat in Frage stellen oder gar zerstören."

Nach aktuellen Erkenntnissen der Polizei hat der mutmaßliche deutsche Täter in der Hanauer Innenstadt und im Stadtteil Kesselstadt neun Menschen erschossen. Im Rahmen einer Großfahndung wurde bei der Durchsuchung seiner Wohnanschrift zwei weitere Leichen gefunden, darunter mit hoher Wahrscheinlichkeit der Täter. "Nach unserem Wissen gibt es derzeit keine akute Gefährdungslage in der Stadt", ruft der OB zu Besonnenheit auf. Sein ausdrücklicher Dank geht an die Polizei und Rettungskräfte, darunter viele Ehrenamtliche, die die Situation professionell und mit großen Einsatz gemeistert haben.

In den frühen Morgenstunden setzte eine Welle der Solidarität und des Mitgefühls aus dem In- und Ausland ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach telefonisch dem Hanauer OB ihre tiefe Betroffenheit ob des Attentats aus. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier gab gemeinsam mit Hanaus OB ein erstes Statement ab. Bundesinnenminister Horst Seehofer kam am frühen Nachmittag nach Hanau, um seine Anteilnahme zu dokumentieren.

Den Hanauer Bürgerinnen und Bürger wird ab heute mit einem Kondolenzbuch im Stadtladen im Rathaus am Marktplatz die Gelegenheit gegeben, ihre Anteilnahme auszudrücken. Um 18 Uhr findet auf dem Marktplatz eine Mahnwache statt, um den Menschen in der Stadt eine Möglichkeit zu geben, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Zu dieser hat auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sein Kommen angekündigt.

Darüber hinaus gedenkt die Stadt mit Trauerbeflaggung der Opfer. Zudem wurden die Hanauer Faschingsumzüge in der Innenstadt und den Stadtteilen abgesagt. Auch der Faschingsrummel auf dem Freiheitsplatz bleibt geschlossen.

Oberbürgermeister Feldmann kondoliert nach den Anschlägen von Hanau. - Fotos: Holger Menzel

Oberbürgermeister Feldmann kondoliert nach den Anschlägen von Hanau. - Fotos: Holger Menzel

Wirtschaft in Hanau und im Main-Kinzig-Kreis bekennt sich zu unserer freien Gesellschaft

„Die Wirtschaft in Hanau und im Main-Kinzig-Kreis ist über den schrecklichen Anschlag, der auch Mitgliedsunternehmen getroffen hat, erschüttert. Ich persönlich bin es auch“, äußert sich Dr. Norbert Reichhold, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, zum Terroranschlag in Hanau. Reichhold, der sich am Donnerstag mit dem IHK-Präsidium getroffen hatte, äußerte weiterhin: „Wir trauern mit den Hinterbliebenen und hoffen auf baldige Genesung der Verletzten.“

Die Mitglieder des IHK-Präsidiums zeigten sich besorgt: Die Unternehmen der Region beschäftigen Mitarbeiter aus der ganzen Welt. Wenn die Angst vor weiteren Anschlägen die Belegschaften lähmt, haben Feinde einer offenen Gesellschaft ein leichtes Spiel. „Dazu darf es nicht kommen! Dieser Anschlag trifft nicht nur Hanau!“, warnt Reichhold. Vor diesem Hintergrund ruft der IHK-Präsident alle Unternehmen auf, sich sichtbar für eine freie Gesellschaft in unserem Land einzusetzen. Diesem Aufruf schließen sich die Kreishandwerkerschaften Hanau und Gelnhausen und der Gesamtverband der Arbeitgeber Osthessen sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund Südosthessen und die hier aktiven Mitgliedgewerkschaften ausdrücklich an.

KAV verurteilt Terrorakt von Hanau

Die Kommunale Ausländervertretung Frankfurt am Main (KAV) ist zutiefst geschockt und verurteilt den schweren Vorfall in Hanau. „Als Migrantenvertretung der Stadt Frankfurt am Main sind wir durch diesen menschenverachtenden Akt geschockt und beunruhigt“, sagt Jumas Medoff, Vorsitzender der KAV.

„Es ist ein rechter Terrorakt. Solchen rechtsradikalen Vorfällen muss endlich ein Ende gesetzt werden“, fordert Medoff. Das Gremium ruft dazu auf, dass die Tat lückenlos aufgeklärt wird, um das friedliche Zusammenleben der Bürger nicht zu gefährden. Die KAV wünscht den Hinterbliebenen viel Kraft. (pm) +++

Foto: Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern
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