GELNHAUSEN

Geplanter Stellenabbau bei der Veritas AG: Statements aus der Politik

Foto: Veritas AG


Dienstag, 25.02.2020
von MORITZ PAPPERT

GELNHAUSEN - Wie bereits vergangene Woche gemeldet, soll die Veritas AG an den amerikanischen Investor AIAC verkauft werden. Dieser soll neuer Mehrheitsaktionär des Traditionsunternehmens werden. Alleine am Stammsitz in Gelnhausen sollen 700 Arbeitsplätze wegfallen, ein Großteil der Produktion werde an ausländische Standorte verlagert. Wir haben einige Stimmen zum geplanten Stellenabbau. 

CDU-Kreistagsfraktion Main-Kinzig

„Die CDU-Kreistagsfraktion Main-Kinzig steht fest an der Seite der Beschäftigten“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Michael Reul im Hinblick auf die drohenden Kündigungen bei der Veritas AG am Standort Gelnhausen. Offensichtlich sei die Entscheidung endgültig getroffen worden, die Mehrheit der Gesellschaftsanteile an das US-amerikanische Unternehmen American Industrial Acquisition Corporation (AIAC) zu veräußern. Die Absicht der Gelnhäuser Traditionsfirma, die Mehrheit der Unternehmensanteile an einen Investor zu verkaufen, war durchaus bekannt. Neu sei, dass seitens des Investors Produktionsverlagerungen in einem Ausmaß geplant würden, die zum Abbau von 700 Arbeitsplätzen am Standort Gelnhausen führen. 

„Das ist ein schwerer Schlag für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für die gesamte Region. Dieser Schritt ist aus unserer Sicht besonders problematisch, weil die Beschäftigten der Veritas AG seit Jahren durch Verzicht einen wesentlichen Beitrag zur Unternehmenssicherung geleistet haben“, betont Reul und ergänzt: „Die Union im Kreistag steht daher fest an der Seite der Beschäftigten, fordert die neue Unternehmensführung dazu auf, ihren Schritt nochmals zu überdenken, und unterstützt den Kreisausschuss nachdrücklich dabei, in Gesprächen mit Betriebsrat und Geschäftsleitung konstruktive Lösungen im Sinne der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herbeizuführen.“  

CDU-Mittelstandsunion (MIT) 

Der Verkauf der Veritas und der damit verbundene Verlust von rund 700 Arbeitsplätzen ist nach Einschätzung der lokalen CDU-Mittelstandsunion (MIT) nur der Anfang einer Entwicklung, an deren Ende eine nachhaltige Beschädigung der gesamten Automobilindustrie stehen werde. Wie der MIT-Kreisvorsitzende und Mitglied des Bundesvorstandes der Mittelstandsunion, Volker Rode, sagte, gehe derzeit die Saat von Technologiefeindlichkeit und der grünen „Anti-Autopolitik“ auf. Für den Main-Kinzig-Kreis rechnet Rode mit weiteren, deutlichen Arbeitsplatzverlusten bei zahlreichen lokalen Automobilzulieferern.

Nicht Fehler im Management, sondern „insbesondere grüne Politikerinnen und Politiker tragen für den dramatischen Abschwung der deutschen Autoindustrie besondere Verantwortung“, so Rode. Nachdem zunächst mit kleinen „Nadelstichen“ für Autofahrer begonnen wurde, blasen Grüne, selbsternannte Umweltschützer und ihre Helfershelfer nunmehr zum Sturm auf einen bedeutenden Industriezweig in Deutschland, der Fahrzeugproduktion.

Dies sei nur noch mit dem Vernichtungsfeldzug gegenüber der Nuklearindustrie von einigen Jahren vergleichbar. Zwischenzeitlich habe sich jedoch herausgestellt, dass in den europäischen Nachbarländern von Deutschland kaum eine Regierung daran denke, sich nennenswert von Nuklearstrom zu trennen. Im Gegenteil, mehrere Länder bringen zur Reduktion des CO2 Ausstoßes neue Kernkraftwerke ins Gespräch.

Es sei daher höchste Zeit, dass sich die CDU geführte Bundesregierung entschließt, Industrie und Technik den Stellenwert beizumessen, der ihnen zukommt. Rode erinnert daran, wonach in Deutschland derzeit jeder siebte Arbeitsplatz mittel- oder unmittelbar von der Automobilindustrie abhänge. Es wäre wünschenswert, wenn für Forschung und Entwicklung der damit zusammenhängenden Branchen ein entsprechendes Budget bereit gestellt werde. Auch einen Finanzierungsvorschlag hat Rode: Das Geld sollte aus dem Etat des Umweltministeriums entnommen werden. „Solche Forschungsgelder helfen Menschen und Umwelt mehr, als beispielsweise Studien zur „Geschlechtergerechtigkeit und Klimapolitik“; so Rode wörtlich.

Landtagsabgeordneter der LINKEN, Hermann Schaus

Für den Main-Kinzig-Kreis regte Rode an, dass der Kreisausschuss vom Hessischen Ministerium für Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen dahingehend Unterstützung verlangen müsse, damit Arbeitsplatzverluste bei lokalen Autozulieferbetrieben ausgeglichen werden könne. 

Die Belegschaft von Veritas hat auf über 40 Millionen Euro tariflich zustehendem Einkommen jahrelang verzichtet und wird jetzt mit einer Produktionsverlagerung ins Ausland und der Streichung von 700 Stellen in Gelnhausen dafür belohnt", kritisiert der Landtagsabgeordnete der LINKEN, Hermann Schaus, in einer Presseerklärung das Vorgehen der Veritas-Geschäftsführung.

Schaus weiter: "Die Poppe-Veritas-Gruppe hat Fehler begangen und nicht rechtszeitig ihre Produktion auf Zukunftstechnologien umgestellt. Zudem bedeutet der Einstieg des Unternehmens American Industrial Acquisition Corporation (AIAC) nicht die erhoffte Rettung, sondern weiterer Arbeitsplatzabbau und Lohnverzicht. So ist die Forderung der Geschäftsführung an die Belegschaft, auf die Jahresleistungsprämien für die Jahre 2019 bis 2022 zu verzichten, dem Umstand geschuldet, dass diese Gelder für die Abfindungen benötigt werden. Deshalb solidarisiere sich DIE LINKE mit den Beschäftigten, dem Betriebsrat und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und unterstütze den Protest dagegen vorzugehen."  (pm) +++

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