HANAU

Fastenzeit unter dem Eindruck der schrecklichen Attentate

Das Aschenkreuz – Persönliches Zeichen für den neuen Anfang, mit offenem Blick nach vorne. - Fotos: privat


Mittwoch, 26.02.2020

HANAU - Die Gottesdienste zum diesjährigen Aschermittwoch in den katholischen Kirchen der Region standen unter dem Eindruck der schrecklichen Attentate der vergangenen Woche. In der Kesselstädter St. Elisabeth Kirche kamen Schüler der benachbarten Schulen zusammen und drückten ihre Trauer und Sorge durch selbstformulierte und laut vorgetragene Gebete aus.

Dechant Andreas Weber rief die Schüler zum Zusammenhalt und auch zum Vertrauen in Gottes Führung auf: „Das Böse kann nur durch das Gute überwunden werden. Rache ist keine Antwort auf den Hass. Die Tage der Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern können uns helfen, das Leid, das wir spüren, so wie Jesus auszuhalten. Jeder kann zum guten Miteinander beitragen, dort wo er lebt.“

Weber weiter: „Das Aschenkreuz erinnert an das Neue, das entsteht, wenn etwas zerbrochen und vernichtet ist. Für jeden kann ganz persönlich eine neue bewusstere Zeit beginnen – gerade im Hinblick auf das Zusammenleben!“

Am Aschermittwoch beginnt die vierzigtägige Fastenzeit, mit der sich Christen auf das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten (Ostern) vorbereiten. Zum Beginn dieser „österlichen Bußzeit“ wird nach alter Tradition den Gottesdienstbesuchern als äußeres Zeichen der Bußgesinnung das Aschenkreuz aufgelegt.  

Dechant Andreas Weber
Dechant Andreas Weber

Seinen Namen hat der „Aschermittwoch“ von der Praxis öffentlicher Buße, wie sie die Kirche einstmals kannte: Die Büßer legten ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Schon in der Antike und im Alten Testament war Asche Symbol der Nichtigkeit und Vergänglichkeit. Im 10. Jahrhundert entfiel dann die öffentliche Kirchenbuße. Was blieb, war der Ritus der Aschenbestreuung. Etwa seit Ende des 11. Jahrhunderts wurde dazu die Asche der im Vorjahr am Palmsonntag benutzten Palmzweige verwandt.

Bis zum heutigen Tag lassen sich katholische Christen im Aschermittwoch-Gottesdienst mit Asche ein Kreuz auf die Stirn zeichnen – sichtbares Zeichen für die Vergänglichkeit allen Lebens: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehrst.“ Der Aschermittwoch ist neben dem Karfreitag heute auch der einzige vorgeschriebene strenge Fast- und Abstinenztag in der katholischen Kirche. An ihm soll sich der Gläubige gemäß der kirchlichen Bußpraxis nur einmal satt essen und auf Fleischspeisen verzichten.

In der Fastenzeit sind die Gläubigen eingeladen, sich durch Buße und Umkehr auf die Feier des Todes und der Auferstehung Christi vorzubereiten. Bereits das Konzil von Nicäa (325) kannte eine vierzigtägige Vorbereitungszeit auf das Fest der Auferweckung Jesu von den Toten. Vorbild hierfür war Jesus selbst, der nach der Taufe im Jordan 40 Tage auf Nahrung verzichtete, wie die Evangelisten Matthäus und Lukas berichten.

Ursprünglich stand nicht der Aschermittwoch, sondern der sechste Sonntag vor Ostern am Anfang der „Quadragesima“ („Vierzig Tage“). Doch die Kirche konnte sich den Sonntag nur als Festtag vorstellen, an dem man folglich auch nicht fastete. So wurde offenbar schon im sechsten oder siebten Jahrhundert der Beginn der Fastenzeit vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch festgelegt. Die 40 Tage waren damit gewahrt. Sie spielen schon im Alten Testament eine große Rolle: Vierzig Tage verbrachte Mose auf dem Berg, um Gottes Gebote entgegenzunehmen. Vierzig Tage wanderte Elia fastend und betend durch die Wüste, bis er am Horeb Gott in geheimnisvoller Weise erfahren durfte.

Viele Christen beginnen am Aschermittwoch zeichenhaft und ganz bewusst ihre „Fastenzeit“, indem sie sich beispielsweise in freier Entscheidung vornehmen, bis Ostern auf Alkohol, Rauchen, Süßigkeiten, übertriebenen Handy- oder Fernsehkonsum zu verzichten. In einigen Gemeinden sind gemeinsame Fastenwochen oder Exerzitien im Alltag mit regelmäßigen Treffen der Teilnehmer. In diesem Jahr machen auch viele beim Autofasten mit - im Hinblick auf die Bewahrung der Schöpfung. (www.autofasten.de). Viele, auch Paare, können sich an der deutschlandweiten Aktion www.7wochen-lassen.de der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung beteiligen.

Die kirchliche Bußpraxis unterstreicht ausdrücklich den Sinn eines solchen besonderen persönlichen Fastenopfers. Die Bedeutung der Fastenzeit besteht nach Meinung dieser Praxis darin, sich selbst und den eigenen Lebensstil so zu ändern, „dass durch Besinnung und Gebet, heilsamen Verzicht und neue Sorge füreinander, Jesus Christus wieder mehr Raum in unserem Leben gewinnt“. Auch das Freitagsopfer wird wieder in Erinnerung gerufen: Verzicht auf Fleischspeisen - nach wie vor sinnvoll und angemessen -, spürbare Einschränkung im Konsum, besonders bei Genussmitteln, Dienste und Hilfeleistungen für den Nächsten. Durch Fasten, Gebet, Umkehr und Buße können die Christen ihrem Leben neuen Sinn geben. Nicht zuletzt sind die Gläubigen zum Empfang des Bußsakramentes eingeladen. (pm)

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