LANGENSELBOLD

Kunstaktion in Langenselbold erinnert an den Todesmarsch nach Hünfeld 1943

Foto: GNZ


Donnerstag, 27.02.2020

LANGENSELBOLD - Am 24. März 1945 wurden rund 350 Häftlinge aus dem KZ Adlerwerke (Deckname Katzbach) in Frankfurt auf einen Todesmarsch getrieben, der sie nach Hünfeld führen sollte. Sie durchquerten auch Langenselbold. Die Maintaler Künstlerin Ulrike Streck-Plath will am 29. März mit einer kollektiven Schweigeperformance, die vor dem Rathaus beginnt, an den 75. Jahrestag des Todesmarschs erinnern. Ein spannendes Vorhaben, gerade nach den Ereignissen in Hanau.

„Das Spannende an dieser Performance ist, dass man nie weiß, was passiert“, meint die Künstlerin, die zusammen mit dem ersten Stadtrat Timo Greuel, Verena Lenz (Amtsleiterin für Soziales, Familie und Kultur) und den Vertretern des Geschichtsvereins, Dr. Manfred Keil und Helmut Urban, zu einer Pressekonferenz geladen hatte. Die Kunstperformance war bereits lange vor den Vorfällen in Hanau geplant, sollte eigentlich sogar bereits vergangenes Jahr stattfinden und wurde dann terminbedingt verschoben. Ulrike Streck-Plath hat seit 2012 fast jedes Jahr eine solche Performance initiiert, immer an historischen Stationen des Todesmarsches – unter anderem in Maintal, Gelnhausen und Steinau. Sie stellt Figuren aus Stahl und grauem und braunem Filz, mittlerweile sind es 45 Stück, auf der Route auf, die von den Teilnehmern und Zuschauern die Straße entlang bewegt werden. Gespenstisch sehen die Gestalten aus, die statt einem Gesicht ein T auf dem Kopf tragen. T ist der letzte Buchstabe im hebräischen Alphabet und steht für „Mensch“ und „Leben“, symbolisiert gleichzeitig das christliche Kreuz.

Schon seit ihrer Kindheit habe Streck-Plath sich mit der Thematik befasst, habe jedoch lange nicht gewusst, dass der Todesmarsch durch ihren Wohnort Maintal führte. Über Jahrzehnte sei das Thema in der Öffentlichkeit verdrängt worden. „Es geht mir nicht um meinen Namen, ich verdiene durch die Performance nichts. Es ist ein innerer Auftrag.“ Auch und gerade nach den Vorfällen in Hanau sei die Aktion wichtig. „Ich darf es jetzt nicht sein lassen, gerade jetzt ist es wichtig, sich zu positionieren.“ In unserer Gesellschaft gebe es viel verdrängtes Leid – auch die Anschläge von Hanau und Volkmarsen seien eine Folge davon. „In der Performance kommt das versteckte Leid zutage“, berichtet die Künstlerin von den Erfahrungen der vergangenen Jahre. Persönliche Erinnerungen und Familiengeschichten spielten oft eine Rolle. 

Zum Beispiel werde an die geflüchteten Großeltern gedacht oder an Erfahrungen aus einem ganz anderen Krieg. Da es eine Schweigeperformance ist, sei ein gewisser Respekt vorhanden. „Es geht um Menschlichkeit und darum, Aufmerksamkeit zu schaffen.“ Zu den Opfern des Todesmarsches, die von Hünfeld aus weiter ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht wurden, zählten Deutsche, Polen sowie Deutsche und Polen jüdischen Glaubens. Heute gibt es noch drei Überlebende. (GNZ) +++

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