HANAU

Kostümverkauf der Brüder-Grimm Festspiele: "Es ist ein geordnetes Chaos"

Foto: Stadt Hanau


Montag, 10.06.2019
von Lena Riemann/PM

HANAU - Der Fundus der Kostümschneiderei der Brüder Grimm Festspiele platzt aus allen Nähten: von Riesen über märchenhafte Tiere bis hin zu königlichen Kleidern in allen Farben und Formen. Alles, was auf der Bühne im Amphitheater in den letzten Jahren zu sehen war, hängt nun im Dachboden der Schneiderei. „Es ist ein geordnetes Chaos hier oben - und wir brauchen einfach wieder Platz“, meint Schneiderin Anna Frauendorf. 

Deshalb bieten die Brüder Grimm Festspiele in diesem Jahr erstmals einen Kostümverkauf an. Am Sonntag, 16. Juni, können Kostüme und andere Accessoires ab 14 Uhr bei freiem Eintritt in der Orangerie am Amphitheater erworben werden. Klein und Groß können Feen, Prinzen oder Zwerge mit nach Hause nehmen. Der Erlös der angebotenen Kleidungsstücke und Requisiten kommt den Festspielen zu Gute. Ulla Röhrs, langjährige Kostümbildnerin der Festspiele, hat mit ihrem Team zahlreiche Stücke aussortiert, die jetzt einen neuen Besitzer finden sollen: „Es wird für jeden etwas dabei sein.“ 

Mit viel Arbeit und Leidenschaft werden in der Schneiderei am Schloss Philippsruhe ab März jedes Jahr alle Kostüme und Accessoires von Hand genäht. Nichts kommt von der Stange, jedes Kostüm bekommt einen eigenen Charme von den sieben Mitarbeitern der Schneiderei. Seit 1986 ist Ulla Röhrs für das Ausstatten des Ensembles zuständig. Ihre Kostüme haben mittlerweile Kultstatus. Die pompösen und außergewöhnlichen Kleidungsstücke sorgen jedes Jahr für Staunen bei den Besuchern und bekommen viel Lob von der Kritik. 2016 bekam Ulla Röhrs für die Kostüme zum Stück Rapunzel sogar den Deutschen Musical Theaterpreis in der Kategorie „Bestes Kostüm- und Maskenbild“. 

Die Produktion eines märchenhaften Outfits ist dabei harte Arbeit und verlangt mehr als nur einen Zauberstabschwung. Nachdem Röhrs das Buch zum ersten Mal gelesen hat, setzt sie sich mit Regisseur und Intendant zusammen, um über Kostümvorstellungen zu reden. In welche Richtung geht die Aufführung und wie soll dies in die Bildsprache der Kleidungsstücke umgesetzt werden? Diese Antworten werden dann in konkrete Entwürfe umgesetzt, „die manchmal aber noch weit vom Endprodukt entfernt sind“, erzählt Röhrs. Nachdem Stoffe und Schnitte für Prinzessinnenkleider und Zwergenmützen bestellt und angefertigt worden sind, gehen die Schneiderinnen an ihr Werk und fertigen aus den einzelnen Stoffteilen majestätische Roben an. Diese werden immer wieder anprobiert, gekürzt und angepasst - damit sie dem Schauspieler perfekt passen, echte Maßarbeit eben. 

Wer ein Kostüm beim Verkauf in der Orangerie erwirbt, kann sich also sicher sein, dass es tragbar und alltagstauglich ist. Wo man die außergewöhnlichen Kleidungsstücke dann am besten anzieht? „Das kann jeder für sich selbst entscheiden“, lacht Frauendorf und fügt hinzu: „Im Prinzessinnenkleid in den Supermarkt - das könnte sich gewiss sehen lassen.“ Die meisten der zum Verkauf stehenden Kleidungsstücke werde man vermutlich aber eher an Fasching oder Halloween wiedersehen. „Wir verkaufen die meisten Kostüme unter ihrem eigentlichen Wert, weil der Fundus wirklich überquillt“, so die Kostümbildnerin. Der Großteil werde unter 100 Euro angeboten - Prinzessin sein zum Schnäppchenpreis quasi. 

Nicht nur Kleidungsstücke, sondern auch Hüte, Hufe und Halsschmuck werden in der Schneiderei hergestellt. Manchmal habe Kostümbildnerin Röhrs so bestimmte Vorstellungen, dass Ketten und Ringe schon in der Skizze eingezeichnet worden sind. „Dann müssen wir auch mal etwas selbst basteln, weil wir nichts Passendes finden“, erklärt Frauendorf. Nicht alle Kostüme der Festspiele wandern nach einer Saison übrigens in den Fundus. Zwar sieht man nie zwei verschiedene Könige im gleichen Mantel, aber aufgearbeitet, umgenäht und wiederverwendet wird vieles. „Da wird ein Wolf auch mal im nächsten Jahr zum Schafspelz“, lacht die Schneiderin, deren Lieblingskostüm der Fischer aus „Fischer und seine Frau“ von 2017 ist.+++

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