MAIN-KINZIG-KREIS

Von „eine gute Geschichte“ bis hin zum „absoluten Schwachsinn“

Symbolbild: GNZ


Samstag, 28.03.2020

MAIN-KINZIG-KREIS - Für viel Diskussionsstoff sorgen Debatten über die Wiedereinführung einer zehnminütigen Zeitstrafe. Der Hessische Fußballverband möchte im Amateurbereich ab der kommenden Spielzeit ein zweijähriges Pilotprojekt starten. Doch wie nehmen Fußballvertreter im Kreis Gelnhausen eine Neuregelung auf? Die Gelnhäuser Neue Zeitung hat sich bei Trainer, Pressesprechern und Funktionären umgehört.

Der Gedanke einer Zeitstrafe ist zunächst keine Neuheit. In Sportarten wie Handball oder Eishockey ist diese Praxis als weitere Sanktionierung obligatorisch. Im Fußball sollen zehn-Minuten-Strafen angesichts steigender Angriffe auf Schiedsrichter vor allem deeskalierend wirken. So bekommen Unparteiische vor einer gelb-roten Karte die Möglichkeit, den Spieler für zehn Minuten vom Feld zu schicken, damit dieser sich beruhigen kann. Bei groben Tätlichkeiten wird weiterhin der rote Karton gezückt. 

Die Meinungen der heimischen Vereinsvertreter zum Thema zehn-Minuten-Strafe sind weit gestreut. „Im Handball läuft es gut und ich sehe keine Nachteile für ein Team“, ist Pfaffenhausens Spielertrainer Marco Gaul von der Zeitstrafe angetan. Dass „hitzige Situation“ vermieden werden können, ist für ihn ein großer Vorteil. „Ich bin selbst ein kleiner Hitzkopf, vielleicht würde ich den Mund dann nicht mehr aufmachen oder im Zweikampf ein paar Prozent weniger scharf reingehen“, mutmaßt Gaul. Auch bei Geislitz-Coach Torben Weingärtner findet das Konzept großen Anklang. Neben dem „angenehmen Nebeneffekt“ für Schiedsrichter denkt Weingärtner auch an die Vorteile aus Trainersicht: „Der Spieler kann nachdenken, zehn Minuten abkühlen und dann mit kleinen Instruktionen von der Trainerbank weitermachen.“ Auch Jürgen Reußwig, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der Alemannia Niedermittlau, ist grundsätzlich für eine Neuregelung mit Zeitstrafen offen. „Ich kenne sie noch aus eigener Erfahrung, eine gute Geschichte, um die Spieler runterzukriegen“, meint Reußwig und schmunzelt: „Ich habe auch schon eine zehn-Minuten-Strafe kassiert.“

In TSV Höchst-Pressewart Gregor Larbig findet die neue Maßnahme hingegen einen weiteren Anhänger. „Aus Berichten von Bekannten, die die Zeitstrafe selbst erlebt haben, habe ich nur Positives gehört“, so der Pressevertreter, der aber auch zu bedenken gibt: „Die Frage ist, wie es ausgelebt wird. Wenn die zehn Minuten ein Mittel für schnelle Bestrafungen werden, finde ich die Maßnahme schwer. Ansonsten wäre es probat eingesetzt ein weiteres Werkzeug für die Schiedsrichter, um das Spielgeschehen besser zu kontrollieren.“ Oberndorfs Spielausschussvorsitzender Manuel Sachs hat ebenfalls Bedenken an der konkreten Umsetzung und fordert: „Es braucht konkrete Regeln. Für was gibt es eine zehn-Minuten-Strafe, wie setzt man sie ein?“. Besonders interessant fände Sachs einen Einsatz nach Meckern. Für das sanktionierte Team sieht der VfB-Spielausschussvorsitzende einen Vorteil. „Über die Zeit spielt man mit voller Besetzung, was bei einem Platzverweis anders wäre“, so Sachs, der die Zeitstrafe vor allem als „Möglichkeit, der roten Karte entgegenzuwirken“, sieht. (GNZ) +++

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