Die "Fledermaus" flattert erst 2021

Montag, 06.04.2020
BAD ORB - Auch das Stück der diesjährigen Bad Orber Opernakademie, die Johann-Strauß-Operette „Die Fledermaus“, muss dem Coronavirus weichen. Allerdings nur für 2020, denn die Produktion wird weiterverfolgt.
Sie wurde um ein Jahr verschoben. Premiere ist am 19._August 2021. Der Vorhang hebt sich um 19.30 Uhr – nach dem Premieren-Buffet im Hotel an der Therme. Weitere Vorstellungen sind am Samstag, 21._August (17_Uhr) und Sonntag, 22._August (18_Uhr). Darüber, wie weit die Vorbereitungen für die Sommeroper bereits gediehen waren, sprach die GNZ mit der Vorsitzenden des Fördervereins „Freunde der Opernakademie Bad Orb“, Professorin Dr. Karin Metzler-Müller.
Frau Dr. Metzler-Müller: Seit wann gibt es die Bad Orber Sommeropern?
Karin Metzler-Müller: 1987 startete mit der „Hochzeit des Figaro“ die erste Bad Orber Sommeroper.
Fanden seitdem alljährlich Aufführungen statt?
Karin Metzler-Müller: Ja, bisher ist in jedem Jahr eine Oper oder Operette produziert worden. „Die Fledermaus“ wäre 2020 – oder ist nun 2021 die 34. Opernakademie. Seit nunmehr 33 Jahren leistet die Opernakademie einen wichtigen Beitrag zur Förderung junger Sängerinnen und Sänger.
Dann fiel die Verschiebung auf 2021 sicher nicht leicht?
Karin Metzler-Müller: Wir hatten Anfang März eine Krisensitzung und haben nach ausführlicher Diskussion und in Absprache mit dem Kuratoriumsvorsitzenden Gerhard Heim beschlossen, „Die Fledermaus“ dieses Jahr nicht aufzuführen. Schon damals stand im Raum, dass sich nach Informationen des Robert-Koch-Instituts Berlin das Virus bis Ende 2020 in Deutschland weiter ausbreitet. Vorausschauend war uns das Gesundheitsrisiko einfach zu groß. Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen; aber die Entwicklung zeigt inzwischen, dass es die richtige war.
Was bedeutete das finanziell für die Opernakademie?
Karin Metzler-Müller: Selbst wenn die Besucherzahl nach einer Lockerung der inzwischen bestehenden Kontaktverbote geändert würde, und wir beispielsweise vor 300 Besuchern pro Aufführung spielen dürften, wäre dies das Ende der Bad Orber Sommeropern. Das können und wollen wir nicht riskieren. Eine Produktion umfasst einen Finanzrahmen von weit über 100_000 Euro, und trotz verlässlicher Sponsoren wäre es unmöglich zu überleben, wenn wir die Produktion weiterverfolgt hätten und sie der gesetzlichen Vorgaben wegen dann doch hätten absagen oder vor kleinem Publikum aufführen müssen.
Wie weit sind denn die Vorarbeiten gediehen?
Karin Metzler-Müller: Die Vorbereitungen für die „Fledermaus“ liefen bereits auf Hochtouren; bisher haben wir schon eine erhebliche Summe, über 7_000 Euro, in die Produktion investiert. Würden wir mit den Proben beginnen und es käme zu keiner Aufführung, müssten wir mit einem finanziellen Aufwand von mehr als 100_000 Euro rechnen, dem keine Einnahmen gegenüberstünden. Dies könnte die Opernakademie finanziell nicht verkraften; und es würde das Aus dieser seit 1987 bestehenden Institution bedeuten.
Wie kommt es, dass für 2020 eine Regisseurin verpflichtet wurde?
Karin Metzler-Müller: Unser Regisseur Erik Biegel, der als Solist am Staatstheater Wiesbaden tätig ist und jedes Jahr seinen Urlaub für die Opernakademie opfert und gemeinsam mit Mike Millard als Gesamtleiter der vorherigen Produktionen fungierte, möchte in diesem Sommer seine Theaterferien für eine Auszeit und einen Urlaub nutzen. Auf seine Empfehlung hin übernahm deshalb die Opern- und Theaterregisseurin Hersilie Ewald die Regie für „Die Fledermaus“. Sie hat bereits viele Inszenierungen auf zahlreiche Bühnen gebracht, die von Publikum und Presse gleichermaßen begeistert aufgenommen wurden, darunter im Festspielhaus Baden-Baden und in der Hamburgischen Staatsoper.
Können denn die 2020er Vorbereitungen nahtlos weiterverfolgt werden?
Karin Metzler-Müller: Wir, der Vorstand, haben mit Mike Millard, dem Gesamtleiter und musikalischen Leiter, der Regisseurin Hersilie Ewald und der Bühnenbildnerin Sabine Jaschke, die schon eine Menge Vorarbeit geleistet haben, gesprochen. Alle werden 2021 wieder für die „Fledermaus“ zur Verfügung stehen.
Sicher ist auch das Vorsingen längst gelaufen?
Karin Metzler-Müller: Das Vorsingen für die Auswahl der neun Solisten hat an fünf Terminen im Dezember 2019 und Januar 2020 im Staatstheater Mainz stattgefunden. Wir hatten 241 Bewerber aus 36 Nationen. Die Bewerber leben überwiegend in Deutschland. Die Zahlen und Fakten belegen den hohen Bekanntheitsgrad und das Niveau unserer Institution. Mike Millard und Hersilie Ewald haben – assistiert von Zelma Millard und Gerd Heinzl (organisatorisch) – für uns wieder die besten Stimmen ausgesucht. (GNZ) +++