Ein Stück "Normalität" zurück: Ladenbesitzer öffnen ihre Türen
Dienstag, 21.04.2020
von JOANA GIBBE
SCHLÜCHTERN - Die Sonne strahlt und unter so mancher Maske auch der ein oder andere Verkäufer oder Kunde, denn seit Montag dürfen auch Geschäfte und Einzelhändler wieder ihre Türen öffnen. Nach einer über vierwöchigen Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie beschlossen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten in der vergangenen Woche erste Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Auch in Schlüchtern öffneten am Montag zahlreiche Ladenbesitzer und freuten sich, wieder Kunden willkommen heißen zu können.
Es ist ein „enormer Schritt in Richtung Normalität“, sind sich die meisten Ladenbetreiber einig. Auch wenn Hinweisschilder, Abstandsbegrenzungen und Plexiglasscheiben an den Kassen noch ungewohnt scheinen, freuen sich auch die Kunden, wieder „aus dem Haus zu kommen“. Doch neben Freude und Zuversicht sorgen die Lockerungen auch für so manche Bedenken.
„Es ist einfach noch zu früh“, findet Ilona, Inhaberin des Bodystudios. Aufgrund ihres Mischgewerbes darf auch ihr Laden wieder öffnen. Denn neben Piercings und Tattoos, die derzeit nicht angeboten werden, verkauft sie auch Mode und Schmuck. Bedenken hat sie vor allem, „weil die Leute unvorsichtig sind“. Eine Verschlimmerung der Pandemie schließe sie daher nicht aus.
Ganz anders sieht das Pia Urbach, Inhaberin eines Kleidungsgeschäfts. „Die Leute sind sehr vernünftig und halten sich an die Maßnahmen“, erklärt sie und freut sich, endlich wieder Kunden empfangen zu können. „Das Leben geht endlich weiter“ und selbst das Auspacken der angestauten Lieferungen mache jetzt auch wieder Spaß, betont sie.
Für viele ist dieser erste Schritt zur Normalität besonders wichtig, denn neben der Angst um die Gesundheit, beschäftigt die Ladenbesitzer vor allem auch die Angst um ihre Existenz. „Ich bin wirklich froh darüber, dass wir wieder öffnen dürfen“, erklärt Dagmar Marburger, Inhaberin eines Wollgeschäfts. Denn neben dem Kundenkontakt, der „sehr gefehlt hat“, brauche sie natürlich auch die Einnahmen.
Welche Auswirkungen die Lockerungen letztendlich mit sich bringen, bleibt abzuwarten. „Wir leben in zwei Wochen Etappen“, erklärt Marburger. Lediglich ein wenig mehr Einheitlichkeit der Länder in den Maßnahmen, wünscht Tropics-Geschäftsführer Bernhard Bocks. Alles andere bleibe abzuwarten. „Wir schauen mal, wie die Leute auf die neuen Maßnahmen und Lockerungen reagieren“, erklärt Bocks. Einen positiven Aspekt erkennt Marburger allerdings jetzt schon: „Die Menschen nehmen wieder mehr Anteil am Schicksal anderer.“
Und während auch im Main-Kinzig-Kreis schon eine Stadt die Maskenpflicht eingeführt hat, gehen in Schlüchtern auch hier die Meinungen auseinander. Appellierend an die Vernunft der Menschen, solle jeder selbst wissen, ob er eine Maske trage oder nicht, findet die Mehrheit. +++