"Tag des Bieres": Den Brauereien haben wegen Coronavirus Existenzängste

Donnerstag, 23.04.2020
von CHRISTIAN P. STADTFELD
REGION - Für die Brauereien ist dieser Feiertag im Jahr 2020 extrem bitter - und er wird in die Historie eingehen. Kneipen, Gaststätten, Biergärten und andere Schankstuben sind am "Tag des deutschen Bieres" (23. April) bei herrlichem Wetter zu.
Es gibt kein Bier - und wenn, nur zu Hause und aus der Flasche. Das Coronavirus und die behördlichen Gastro-Schließungen bedrohen die Existenzen, gerade der kleineren Brauereien. Jüngstes Beispiel: Die unterfränkische "Wernecker Bierbrauerei" bei Schweinfurt muss nach 400 Jahren schließen. Der Grund: die Folgen von Corona.
Hintergrund: Am 23. April 1516 wurde das deutsche Reinheitsgebot proklamiert, und seitdem gilt per Gesetz: In unser Bier gehört nur Wasser, Hopfen und Gerste (die Hefe wurde erst später erwähnt, als man in der Lage war, Hefe herzustellen). Dieses älteste Lebensmittelgesetz der Welt feiern die deutschen Brauer Jahr für Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen und Festen im ganzen Land.
Nur das Flaschenbier läuft
Michael Jung vom Getränke-Fachgroßhandel Heurich in Petersberg bei Fulda ist Leiter der Gastronomie-Abteilung, kennt die Branche und pflegt gute Kontakte zu den Brauereien. Er sagt zu OSTHESSEN|NEWS: "Diese aktuelle Zeit ist sehr emotional und belastend - für alle, die etwas mit der Gastro-Branche zu tun haben."
Während die kleineren Brauereien mit hohem Fassbieranteil jetzt massive Umsatzeinbußen, aufgrund fehlender Bestellungen aus der Gastronomie und dem Wegfall von Veranstaltungen, hinnehmen müssen, ist bei den nationalen Marken das Leid geteilt. "Ihnen fehlt zwar auch der Fass-Verkauf, aber sie profitieren stark vom Handel. Das spüren auch wir direkt in unseren Logo-Märkten. Die Nachfrage ist so hoch, wie in starken Sommermonaten."
Normalerweise produzieren die Platzhirsche unter den Brauereien bis zu 1.500 Fässer pro Stunde. Aktuell läuft diese Zahl gegen null und viele Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit. Die Lage in Deutschlands Brauereien ist also ernst. Trotz Krise sollen die Preise für das Lieblingsgetränk der Deutschen aber stabil bleiben, denn erst im Februar gab es eine bundesweite Preiserhöhung. Ein Gastronom berichtet O|N von einer durchschnittlichen Steigerung in Höhe 20 Euro pro Hektoliter.
Gastronomie fehlt Perspektive
Was der Gastronomie und damit auch den Brauereien fehlt, ist eine Perspektive. "Vielen Gastro-Betrieben steht das Wasser bis zum Hals", hat Fuldas DEHOGA-Chef Steffen Ackermann in einem O|N-Gespräch gesagt. Nach einem Brief namhafter Promi-Köche, Großhändler & Co. an Kanzlerin Merkel könnte der Stein ins Rollen kommen. In Berlin wird an einem Konzeptpapier gearbeitet, heißt es aus internen Kreisen. Vielleicht gibt es ja am Tag des Bieres 2020 Hoffnung, für eine baldige Wieder-Öffnung der Gastronomie unter Wahrung von Hygiene- und Abstandsregeln - und damit auch einen Lichtblick für die Brauereien. +++