HANAU

Künstler Marcel Walldorf setzt Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung

Künstler Marcel Walldorf setzt in Hanau ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung. - Foto: Stadt Hanau


Freitag, 01.05.2020

HANAU - Kurz nach den rassistischen Terrormorden vom 19. Februar in Hanau kam es zu einer Verwechslung: Eine Zeitung hatte ein Wohnhaus in der Stadt im Foto gezeigt und darüber berichtet, dass dort der Täter gewohnt hätte. Es war aber nicht das richtige Haus. In der Folge übernahmen weitere Medien diese Falschmeldung, was darin mündete, dass viele Journalisten und Schaulustige zu dem Gebäude kamen. Im Wortsinn unschöner Höhepunkt war, dass die Hausfassade mehrfach mit Farbe und Sprüchen beschmiert worden war. Diese sind nun einem Kunstwerk gewichen.

Als Polizeibeamte der betroffenen Familie geraten hatten, das äußere Erscheinungsbild ihres Hauses zu verändern, war die Idee geboren, die Fassade neu gestalten zu lassen. Nach Rücksprache und auf Empfehlung der Stadt Hanau und des Krisenstabes kam es zu einer Zusammenarbeit mit dem Hanauer Künstler Marcel Walldorf. Für dieses Projekt entwickelte er in Anlehnung an ein Märchen der Brüder Grimm den Slogan "Wir sind alle Brüderlein und Schwesterlein". Dieser Spruch, der zu einem respektvollen Miteinander auffordert, ziert nun in Kombination mit einer Malerei der Gebrüder Grimm-Statue, die Fassade des Hauses.

Die Familie hofft, dass durch das Wandbild für sie und ihre Nachbarschaft endlich wieder Frieden in ihrer Straße einkehrt und sich alle wieder sicherer fühlen können. Für den Vater der Familie war es eine Herzensangelegenheit, ein hoffnungsvolles Zeichen zu setzen. Er wünscht sich, dass das Wohnhaus nun endlich nicht mehr als Täterhaus bezeichnet wird. "Das ist auch mein Wunsch", so Marcel Walldorf, der an der HfG Offenbach (Hochschule für Gestaltung) studiert hat und sein Meisterschüler-Diplom an der Hochschule für Bildende Künste Dresden abgelegt hat. Walldorf, der der Künstlergruppe "Hanau Radau" angehörte: "Ich freue mich, meiner Heimatstadt Hanau etwas geben zu können, auch wenn der Anlass dramatisch ist. Die Idee ist, aus dieser Tragödie eine strahlende, der Zukunft zugewandte Botschaft zu setzen." 

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky: "Vergessen wird die Hanauer Stadtgesellschaft die abscheulichen Taten vom 19. Februar nie, aber wir Hanauerinnen und Hanauer gehen damit um. Dass wir direkt nach dem rassistischen Terror wegen der Corona-Pandemie noch keine Chance zur Aufarbeitung haben, schmerzt uns alle, vor allem die Angehörigen die Opfer. Wir vergessen die Opfer nicht, wir vergessen die Taten nicht – aber wir finden Wege, mit dem Drama umzugehen." Der Künstler wählte den Spruch und das Motiv, das er mit einer Mischtechnik aus Fassadenfarbe und Sprühdose angebracht hat, mit Bedacht: "Ziel ist es, keine Pilgerstätte zu schaffen, sondern ein Zeitloses Werk, dass vor allem eng mit Hanau verbunden ist." (pm) +++

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