Drei Monate nach dem Attentat: Viele Fragen - "Die Angst ist weiter da"

HANAU - Genau drei Monate ist es nun her, als Tobias R. neun Menschen mit ausländischen Wurzeln und seine Mutter in Hanau tötete. Noch immer sind die Menschen fassungslos. Auch wenn die Familien der Opfer eine finanzielle Unterstützung bekommen haben, sitzt der Schock immernoch tief. Selma Yilmaz-Ilkhan, Vorsitzende des Hanauer Ausländerbeirats, sieht noch viel Aufklärungsbedarf. 

Am Dienstagabend, genau drei Monate nach der Tat kamen die Familien der Angehörigen noch einmal am Kurt-Schumacher-Platz, dem Heumarkt und dem Marktplatz zusammen. Sie trösten sich gegenseitig, sprechen sich Mut zu und halten zusammen. "Zurzeit ist es durch das Coronavirus sehr schwierig, die Tat aufzuarbeiten. Die Ängste sind weiterhin da", sagt Selma Yilmaz-Ilkhan.

Besonders belastend sei es, dass es noch immer keinen Zwischenbericht gebe. Erst letzte Woche wurde der Anschlag von Hanau im Innenausschuss des Hessischen Landtages behandelt. Auch die Familien waren vor Ort. "Uns wurde gesagt, dass es bis zu sechs Monate dauern kann, da noch viele Zeugen befragt werden müssen. Wir haben Angst, dass die Tat nicht richtig aufgeklärt wird und es so Enden könnte wie bei dem NSU-Prozess. Es darf nicht passieren, dass die Akte einfach geschlossen wird, nur weil der Täter tot ist", bedauert Yilmaz-Ilkhan.

"Das macht den Angehörigen Angst"

Sie befürchtet, dass es passieren kann, dass jeder der so etwas vorhat, eine gewisse Sicherheit bekommt, wenn die Tat nicht richtig aufgeklärt wird. "Das macht den Angehörigen Angst." Die Vorsitzende des Hanauer Ausländerbeirats lobt jedoch die Arbeit der Stadt Hanau. "Die Betreuung der Angehörigen nach dem Anschlag hat sehr gut funktioniert. Wir haben die Kontakte hergestellt, sodass sich die Familien gegenseitig trösten können", sagt Selma Yilmaz-Ilkhan. Auch wenn die Tat drei Monate her ist, darf dieser schreckliche Anschlag in Hanau nicht in Vergessenheit geraten. +++