HANAU

Fronleichnam unter freiem Himmel - ohne gemeinsame Prozession

Viele Kesselstädter nutzen die Gelegenheit und besuchten den Blumenteppich im Verlauf des Tages - Fotos: Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth


Donnerstag, 11.06.2020

HANAU - Traditionsgemäß findet das Fronleichnamsfest mit einem großen zentralen Gottesdienst aller Hanauer Katholiken – darunter auch viele anderer Muttersprachen - unter freiem Himmel auf dem Hanauer Marktplatz im Zentrum der Stadt mit einer großen Prozession statt. Wegen der Hygiene- und Distanzvorschriften war diese Großveranstaltung mit Prozession in der Corona-Zeit in diesem Jahr nicht möglich. Die Gottesdienste fanden deshalb dezentral in den einzelnen Kirchen statt.

In der Kesselstädter St. Elisabeth-Pfarrei entwickelte man ein neues Format. Ganz anders, aber nicht weniger interessant:   Wegen der großen Beteiligung und der angeordneten Begrenzung auf je hundert Personen fanden insgesamt drei Gottesdienste statt. Jeweils im Anschluss an die Eucharistiefeier in der Kesselstädter St. Elisabeth-Kirche begaben sich die Gläubigen - gemäß den Distanzvorschriften mit den nötigen Abständen - auf den freien großen Kirchplatz zu einer sogenannten „Stehenden Prozession“. 

Dechant Andreas Weber mit der Monstranz, er geht allein mit Weihrauchträgern auf Prozession
Dechant Andreas Weber mit der Monstranz, er geht allein mit Weihrauchträgern auf Prozession

Hier war ein mit Blumen geschmückter Außenaltar aufgebaut. Viele Gemeindemitglieder hatten am Vorabend Blumen aus ihren Gärten und Grünpflanzen gebracht. Daraus hatten die für den Kirchenschmuck zuständigen Blumenfrauen und -männer einen kunstvoll kreativen Blumenteppich auf dem Kirchplatz ausgelegt. Die Gläubigen blieben in gebührendem Abstand auf ihren Plätzen stehen, während Dechant Andreas Weber – nur von Weihrauchträgern begleitet - die Monstranz mit dem Allerheiligsten alleine auf einer kurzen Prozession durch die Hopfenstraße und die Kastanienallee trug. Viermal wurden nach altem Brauch Evangelien-Texte vorgetragen und der Segen in alle vier Himmelsrichtungen gespendet. Im Mittelpunkt der Fürbitten standen die Anliegen der Stadt Hanau und ihrer Bewohner, das Gedenken an die schrecklichen rassistischen Anschläge in Hanau im Februar und rassistische Tendenzen in Amerika und auf der ganzen Welt, aber auch die aktuellen Gebete um Gesundheit und Bewahrung vor Schaden in der Corona-Pandemie, für alle Menschen auf der ganzen Welt und um Frieden.  

In Jesus Christus begleitet uns Gott auf unserem Weg

Dechant Weber in seiner Predigt: „Das Fronleichnamsfest erinnert uns daran: In Jesus Christus begleitet uns Gott auf unserem Weg. Er ist mitten unter uns da. Sein Segen begleitet uns in unseren Stadtteilen und Quartieren. Seine Nähe hilft uns, durch Zusammenhalt auf die schrecklichen Terroranschlag vom 19. Februar zu reagieren: Vor unserer Haustür am Kurt-Schumacher-Platz und am Heumarkt. Große Solidarität und Zusammenhalt konnten wir spüren – mit den Opferfamilien zusammen. Auch in der Corona-Krise bleibt die Hilfe in der Nachbarschaft wichtig.“ Weber lud die Gläubigen ein, „voll Zuversicht und mit Gottvertrauen nach vorne zu schauen. Über alle Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg: In Hanau darf es keinen Platz für Rassismus und Ausgrenzung geben!“

Bis zum frühen Abend nutzten viele Gläubige und Bewohner Kesselstadts die Gelegenheit zum Besuch des Blumenteppichs und der zur Anbetung geöffneten Kirche. Eine Abendandacht mit Sakramentalem Segen beschloss den Tag. 

Musikalisch wurden die Gottesdienste begleitet: Durch die Instrumentalgruppe Klaus Klisch (Orgel) und Franz Mende (Violine), durch Kantor Krystian Skoczowski (Orgel), Jan P. Windhövel (Kantor und Orgel), sowie auf dem Kirchplatz durch Diakon-Anwärter Philipp Schöppner mit dem Tenorhorn und der Messdienerin Anna Hüser mit Trompete – als „Zwei-Mann--Musikkapelle“. (pm) +++