MAINTAL / MÜHLHEIM

Das Aus der Fähre: Kurz mal rüber auf die andere Mainseite ist Geschichte

Die Mainfähre Mühlheim fährt nicht mehr - Fotos: Hans-Hubertus Braune


Donnerstag, 25.06.2020
von HANS-HUBERTUS BRAUNE

MAINTAL / MÜHLHEIM - Viele Jahrzehnte diente die MS Dörnigheim als wertvolle Verbindung für viele Menschen. Ob Pendler, Schüler, Freunde, Familien - in vielen Bereichen war die kurze Überfahrt über den Main Teil des täglichen Lebens. Die Mainfähre Mühlheim fuhr zwischen Maintal-Dörnigheim (Main-Kinzig-Kreis) und Mühlheim (Kreis Offenbach). Nach dem Kreistagsbeschluss am Dienstag (KN berichtete) ist nach rund 116 Jahren wohl endgültig Schluss.

Für die Menschen vor Ort bedeutet dies in erster Linie längere und umständliche Fahrten etwa zum Arbeitsplatz nach Fechenheim, zur Schule oder zum Freizeitvergnügen etwa beim Ruderverein. Mal eben rüber auf die andere Mainseite - das geht nicht mehr. Zumindest nicht an dieser Stelle.

Die Hauptrolle in diesem Fiasko dürfte das Geld spielen. Gerade Reparatur- und Unterhaltungskosten waren ein Hindernis - auch für Fährleute, die sowieso schwierig zu finden sind. Neun Interessenten hätten sich auf eine Ausschreibung gemeldet - in Frage kam jedoch niemand. Der Kreis hatte die Fähre finanziell bezuschusst. Der Geldhahn ist nun abgedreht. 

"Einer mit rund 417.000 Euro relativ knapp kalkulierten Kostenseite stehen optimistisch geschätzte Einnahmen in Höhe von etwa 234.000 Euro gegenüber. Daraus ergibt sich ein Defizit von rund 183.000 Euro im Jahr. Unabhängig von Kosten spricht gegen eine Eigenerledigung durch die Kommunen die Beschränkung bei der wirtschaftlichen Betätigung nach Paragraf 121 Hessische Gemeindeordnung", schreibt der Kreis Offenbach in einer Stellungnahme auf der Internetseite des Kreises. Außerdem: "In nur gut vier Kilometer Entfernung fährt die Mainfähre Rumpenheim als privates Unternehmen ohne öffentliche Zuschüsse. Deswegen ist ein Betrieb der Mainfähre von Mühlheim nach Maintal mit erheblichen öffentlichen Zuschüssen nicht zu rechtfertigen."

Bürgerinitiative kämpft für Erhalt

"Wir sind tief bestürzt", sagt Bernhard Feig aus dem Sprecherteam der Bürgerinitiative. Zweieinhalb Jahre habe sich die Initiative für den Erhalt der Fähre eingesetzt. Zwar habe der Kreis die Fährverbindung ausgeschrieben und bezuschusst. Ob der unbedingte Wille zur Fortführung vorhanden war, wird jedoch zumindest bezweifelt. "Dass wir solange durchgehalten haben, liegt an den positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung", sagt Feig.

Ganz aufgeben wollen sie nicht und setzen ein kleines Fünkchen Hoffnung in die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend in Maintal-Bischofsheim. Demnach solle sich die Stadt Maintal die Fläche sichern.

Zwar gibt es nur wenige Kilometer weiter eine Fährverbindung - die Rumpenheimer Fähre. Diese wird privat betrieben und verbindet Offenbach-Rumpenheim und die Bundesstraße 8 über einen schmalen Weg auf der anderen Mainseite. Durch die Schließung der Dörnigheimer Fähre ist dort mehr Betrieb - doch gerade in Rumpenheim sehen die Anwohner die Zunahme kritisch.

Eine neue Brücke über den Main?

Für Feig und seine Mitstreiter stellt die benachbarte Fähre keine Alternative dar. Auch mögliche Brückenprojekte seien - zumindest - kurz- wie mittelfristig keine Lösung. "Den Bau einer Mainbrücke würde ich nicht mehr erleben", sagt Feig und rechnet damit, dass die Realisierung eines solchen Millionenprojektes zwischen Hanau und Offenbach Jahrzehnte dauert.

Viele Menschen in Dörnigheim und Mühlheim wollen einfach ihre Fähre zurück und ihre Gewohnheiten mit den kurzen Wegen über den Main. Die Umwege kosten nicht nur Zeit, sondern auch Geld und belasten den ohnehin hohen Stadtverkehr noch mehr - insbesondere wenn die Steinheimer Brücke saniert wird.

Ob und wann die MS Dörnigheim die Leine loslegen darf, erscheint aktuell völlig ungewiss. +++


Fotos: Tobias Rehbein
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