MAIN-KINZIG-KREIS

Wieso der Sprung ins kühle Nass so gefährlich werden kann - Tipps der DLRG

Warnen vor den Gefahren im Wasser: Die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). - Fotos: DLRG


Freitag, 03.07.2020
von HANS-HUBERTUS BRAUNE

MAIN-KINZIG-KREIS - Die Einsatzzahlen steigen, viele Menschen unterschätzen ganz einfach die Gefahren, die im Wasser lauern. Und: Dabei spielt es keine Rolle ob Fluss oder Pool im eigenen Garten. Denn schon wenige Zentimeter Wasser können zum Verhängnis werden. Auch die Rettungsschwimmer und Taucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft im Main-Kinzig-Kreis sind noch mehr gefordert. Geschlossene Freibäder und Badeseen - die Menschen suchen trotzdem nach Abkühlung.

Gerade an heißen Tagen befürchten sie, dass sich noch mehr Menschen leichtsinnig in Gefahr begeben - sie unterschätzen die Tücken des Wassers. In einem Gespräch mit KINZIG.NEWS schildert Christoph Loscher, stellvertretender Bezirksleiter der DLRG Bezirk Main-Kinzig die aktuelle Situation in Zeiten der Corona-Pandemie:

KN: Weshalb unterschätzen viele Menschen die Gefahren von Wasser etwa in Badeseen und Flüssen?

Christoph Loscher: Hier ist keine einfach Antwort möglich. Generell kann man sagen, dass Menschen das Medium Wasser oft unterschätzen, da man es im Schwimmbad als ein relativ ungefährliches Medium kennengelernt hat. Des Weiteren sind die unbekannten und meist nicht sichtbaren Gegebenheiten unter Wasser eine weitere Gefahr. Der Unterschied zwischen fließenden und stehenden Gewässern ist hier nochmal explizit hervorzuheben.

In stehenden Gewässern sind die Gefahren durch Sprungschichten, Wasserpflanzen, Untiefen und Abläufe gegeben. In fließenden Gewässern hingegen besteht die Gefahr durch die Strömung als solche sowie durch Strudel, Walzen und Sogwirkung durch die Berufsschifffahrt, welche u. a. auch durch Unebenheiten im Flussbett entstehen können. Hierdurch werden Personen in die Tiefe oder in die Mitte des Flusses gerissen.

Grundsätzlich sollte man zudem nie seine Kräfte überschätzen. Abstände und Strömungen erfordern einen hohen Krafteinsatz. Auch sichere und erfahrene Schwimmerinnen und Schwimmer können dabei verletzt werden oder in ernsthafte Gefahr geraten. Nach den Einsätzen der kürzeren Vergangenheit möchten wir zudem darauf hinweisen, dass das Springen von Brückenanlagen verboten ist, ebenso wie das Schwimmen davor und dahinter.

KN: Immer mehr Menschen stellen sich einen Pool in den Garten? Sind diese ungefährlich und bedenkenlos nutzbar?

Christoph Loscher: Wenn man einen Pool betreibt, sollte man sich im Vorfeld mit den Gefahren vertraut machen. Nicht umsonst tragen diese verschiedene Warnhinweise. Ein Pool ist genauso gefährlich, wie ein Teich, See, das Freibad oder gar eine Pfütze. Die Menge an Wasser ist nicht der ausschlaggebende Punkt. Nichtschwimmer sollten immer beaufsichtigt werden. Kinder sollten nie unbeaufsichtigt an Pool oder Teichanlagen spielen. 

Ich habe Ihnen nachfolgend einen Link zu einem Youtube-Video der SLRG aus der Schweiz eingefügt zum Thema „Lautloses Ertrinken“, eventuell gibt das noch weitere Eindrücke: 

https://www.youtube.com/watch?v=nKUeplZ3PiU 

KN: Wieviele Menschen engagieren sich beim DLRG? Welche sind Ihre Aufgaben? 

Christoph Loscher: Von unseren bundesweiten 1,6 Mio. Förderern und Mitgliedern sind rund 61% Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. In Deutschland bewachen rund 47.000 aktive Rettungsschwimmer die Badeseen, Küstengewässer und Schwimmbäder. In der Ausbildung sind es sogar 62.000. Die Bereiche der Ausbildung erfassen als Hauptaufgabe die Schwimm- & Rettungsschwimmausbildung, sowie die Ausbildungseinhalte im Einsatzbereich (Bootsdienste, Strömungsretter, Einsatztaucher, Information und Kommunikation), wie auch die Breitenausbildung mit den Themen "Erste Hilfe" und Sanitätsausbildungen. 

Im Main-Kinzig-Kreis haben wir rd. 4.500 Mitglieder und Förderer. Die in allen Gliederungen eingesetzten Rettungsschwimmer haben rd. 11.100h Wachdienst in 2019 durchgeführt und mit unserer Katastrophenschutzeinheit, dem 1. Wasserrettungszug Main-Kinzig, wurden 7 Hilfeleistungseinsätze zur Unterstützung der öffentlichen Gefahrenabwehr sowie diverse Wasserrettungsdienste im seit 01.01.2019 durchgeführt. Im Gegensatz zu 2019, wo ein großer Teil der Einsätze auch die Absicherung von Veranstaltungen am und auf dem Wasser betraf, erhielten wir in 2020 bisher ausschließlich Alarmierungen aufgrund von Personen in Lebensgefahr.

KN: Suchen Sie Nachwuchs?

Christoph Loscher: Die Nachwuchsarbeit stellt in allen Hilfsorganisationen einen wichtigen Punkt dar. Jede der 16 Ortsgruppen im Main-Kinzig-Kreis betätigt sich im Bereich Nachwuchsförderung und Jugendarbeit. Neben dem Jugend-Einsatz-Team (JET), welches für die Mitglieder im Alter von 10 bis 16 bzw. 18 Jahren die Bindung an den Verein fördert, geht es dann nahtlos in das Wasserrettungs-Ausbildungs-und Trainings-Team (WATT) des DLRG Bezirk Main-Kinzig über. Dort lernen die Nachwuchskräfte mit den alten Hasen zusammen die Handgriffe und Einsatztaktiken kennen und erproben diese direkt. Neben den Ausbildungsinhalten aus dem Bereich Katastrophenschutz (Hochwasser, Strom und Licht, Unwetterlagen), Wasserrettungsdienst (Einsatztauchen, Bootsdienst, Strömungsrettung) werden diese in Übungen immer wieder erprobt. Mit 18 Jahren können die Mitglieder in die Einsatzabteilung einsteigen und sich weiter dort weiterentwickeln und fortbilden.

Im Bereich Schwimmausbildung können die Rettungsschwimmer mit 15 Jahren als Ausbildungsassistent eingesetzt werden. Dort erlernen Sie die Basics, die man als Trainer benötigt und können diese in Lehrgängen zum Ausbilder Schwimmen bzw. Rettungsschwimmen weiterentwickeln.

In all diesen Bereich wird natürlich Nachwuchs gesucht, was in allen ehrenamtlichen Vereinen in den letzten Jahren immer schwerer geworden ist. Erwachsene Helfer zu akquirieren und den Nachwuchs an die Vereine zu binden sind hier die größten Probleme.

KN: Inwieweit beeinträchtigt die Corona-Pandemie ihre Arbeit?

Christoph Loscher: Wir können momentan keine Aus- und Fortbildungen anbieten und Training nur eingeschränkt nach strengen Hygienekonzepten. Sei es in der Schwimmausbildung, Rettungsschwimmausbildung, dem Wasserrettungsdienst und den weiteren Fachdienstausbildungen (Einsatztauchen, Strömungsrettung etc.), die Ausbildung/Übung kann derzeit kaum stattfinden. Durch die corona-bedingte Schließung der Schwimmbäder und Seen steigen parallel jedoch die Einsätze im Rahmen der Personenrettung in Flüssen an. Wir möchten in diesem Zusammenhang nochmals darauf hinweisen, dass das Schwimmen in Seen, Bächen und Flüssen mit einem großen Risiko verbunden ist. Wir empfehlen nicht in unbekannten Gewässern zu baden/schwimmen. Suchen Sie ausschließlich bewachte Seen und Freibäder auf!

Des Weiteren können diverse Wasserrettungsdienste, Veranstaltungen usw. nicht stattfinden, wodurch für die Vereine wichtige Einnahmen ausbleiben. +++

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