RODENBACH

Massentierhaltung, nein Danke: Hobby-Wachtelzucht aus Liebe zum Tier

Seit Anfang des Jahres besitzt Janina Berger Wachteln. - Foto: Carina Jirsch


Sonntag, 05.07.2020
von JOANA GIBBE

RODENBACH - Wenn es ums Essen geht, spielen Regionalität, Nachhaltigkeit und artgerechte Tierhaltung eine immer größere Rolle. Das Bewusstsein für Lebensmittel wächst und hausgemacht steht voll im Trend. Grund zum Umdenken gab es auch für Janina Berger: „Die schlechten Bedingungen und Massenhaltung von Hühnern hat uns nachdenklich gemacht, dieses Tierleid wollten wir nicht unterstützen.“ Um nicht auf Eier verzichten zu müssen, schafften sich die 26-Jährige und ihr Partner kurzerhand Hühner an. Seit Anfang des Jahres betreiben sie eine eigene Hobby-Wachtelzucht in Rodenbach.

„Ich wollte schon immer Wachteln haben“, erzählt Berger von ihrem kürzlich wahrgewordenem Traum. Vor einigen Jahren fing alles mit Hühnern an, die im Garten und hauseigenen Hühnerstall lebten. Von Wachteln schwärmte die Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte und dreifache Hundemama aber schon damals. Da der Garten für die Hühner irgendwann zu klein wurde und die artgerechte Haltung der Tiere für Berger oberste Priorität hat, wurde für die Hühner ein neues Zuhause auf einem größeren Hof gefunden.

Am 26. Juni sind zahlreiche Küken geschlüpft.
Am 26. Juni sind zahlreiche Küken geschlüpft.
Nach nur fünf Wochen sind die Vögel ausgewachsen.
Nach nur fünf Wochen sind die Vögel ausgewachsen.
Mit den Celadon Eiern möchte Janina Berger ihre Zucht erweitern.
Mit den Celadon Eiern möchte Janina Berger ihre Zucht erweitern.

Artgerechte Haltung für Europas kleinste Hühnervögel

Anfang des Jahres erfüllte sich die Tierliebhaberin dann ihren Traum von Wachteln. Während die Hühner auch raus in den Garten konnten, benötigte es für die japanischen Legewachteln aber zunächst ein Gehege. Denn die kleinste Hühnervogelart Europas kann fliegen. „Nicht wirklich gezielt, aber es reicht, um abzuhauen“, erklärt Berger. Zwischen 1,8 und 2 Metern sollte das Gehege hoch sein, denn, „wenn sich die Wachteln erschrecken, hüpfen sie gerne mal hoch. Wenn das Gehege zu niedrig ist, brechen sie sich dabei schnell das Genick“, warnt die 26-Jährige.

Spezielles Wachtelfutter, welches den Tieren die nötigen Proteine liefert, nur wenig Grünfutter, wie Salat oder Zucchini, viele Versteckmöglichkeiten und ein Sandbad sorgen hingegen für ein glückliches Leben der Vögel. Zu einem schmackhaften Snack aus getrockneten Mehlwürmern sagen die Tiere ebenfalls nicht nein. Während die kleinen Vögel im Winter Temperaturen bis -20 Grad trotzen können, kommen sie mit Hitze nicht gut klar. Im Sommer sollte das Gehege bei Bedarf abgedeckt werden, „ein Blumentopfuntersetzer mit Wasser“ sorgt außerdem für Abkühlung, erklärt Berger.

Im Sandbad suhlen sich die Tiere gerne.
Im Sandbad suhlen sich die Tiere gerne.
Die Hähne sind etwas kleiner als die Hennen.
Die Hähne sind etwas kleiner als die Hennen.

Rund alle 18 Stunden legt eine Henne unter solchen Bedingungen dann auch gerne mal ein Ei. Im Gegensatz zu Hühnern, die einen festen Legeplatz haben, legen die gerade mal 350 Gramm schweren Wachteln ihre Eier willkürlich im Gehege. "Abends gehen wir dann immer auf Eiersuche", so die Rodenbacherin. Mit 12 Hennen kommt Berger damit auf gute 10 bis 12 Speiseeier pro Tag. „Und die schmecken noch besser als Hühnereier“, findet die Wachtelzüchterin. 

Dank ihrer zwei Hähne gibt es natürlich auch Nachwuchs. Um ganze 25 Küken ist die Zucht erst vor wenigen Tagen gestiegen. Nach nur 17 Tagen Brutzeit schlüpften die Tiere am 26. Juni, in wenigen Tagen ziehen sie bereits in den neu hergerichteten Hühnerstall. Nach gerade mal acht Wochen sind die kleinen Vögel bereits ausgewachsen, zwischen drei und fünf Jahren können sie alt werden. Im Brutkasten warten außerdem noch einige Celadon-Eier, einer japanischen Legewachtel-Rasse, die hellblaue Eier legt, die die Tierliebhaberin zur Erweiterung ihrer Zucht gekauft hat.

Aber nicht nur die Zucht soll wachsen. Während Berger bereits mit dem Veterinäramt gesprochen hat und demnächst ihren Sachkundeausweis macht, um eine anerkannte Zucht zu betreiben, träumt sie bereits von hauseigenen Produkten aus Wachteleiern. Wie für eine Zucht üblich werden einige Tiere zwar als Bruteier, Küken oder erwachsene Wachteln verkauft und einige Vögel auch geschlachtet, besonderen Fokus legt Berger aber auf die Speiseeier und deren Produkte. „Mein Traum wäre so eine Art Kühlschrank vor dem Haus auf der Straße, an dem sich die Menschen leckere Produkte aus unseren Wachteleiern kaufen können. Man kann damit ja alles Mögliche machen, auch Wachteleierlikör oder ähnliches“, sammelt die 26-Jährige bereits erste Ideen. +++

Ihre Eier legen die Hennen im ganzen Gehege verteilt.
Ihre Eier legen die Hennen im ganzen Gehege verteilt.
In der Natur leben die Tiere im Unterholz, auch im Gehege freuen sie sich daher über Versteckmöglichkeiten.
In der Natur leben die Tiere im Unterholz, auch im Gehege freuen sie sich daher über Versteckmöglichkeiten.
Kinzig.News-Reporterin Joana Gibbe im Gespräch mit Wachtelzüchterin Janina Berger (rechts).
Kinzig.News-Reporterin Joana Gibbe im Gespräch mit Wachtelzüchterin Janina Berger (rechts).
Mops Tinkerbell gehört ebenfalls zur Familie.
Mops Tinkerbell gehört ebenfalls zur Familie.
Henne Clara genießt den Snack aus getrockneten Mehlwürmern.
Henne Clara genießt den Snack aus getrockneten Mehlwürmern.
Die kleinen Vögel sind ziemlich zutraulich.
Die kleinen Vögel sind ziemlich zutraulich.
Zwischen den niedlichen Vögeln fühlt sich auch Reporterin Joana Gibbe wohl.
Zwischen den niedlichen Vögeln fühlt sich auch Reporterin Joana Gibbe wohl.
Für die Wachteln musste erstmal ein Gehege her.
Für die Wachteln musste erstmal ein Gehege her.
Der umgebaute Hühnerstall wird in den nächsten Tagen von den Küken bezogen.
Der umgebaute Hühnerstall wird in den nächsten Tagen von den Küken bezogen.
Neugierig sind die Küken schon mal.
Neugierig sind die Küken schon mal.
Zur Familie gehören neben den Wachteln und Mops Tinkerbell auch die Hunde Shiva und Joker (auf dem Bild zu sehen).
Zur Familie gehören neben den Wachteln und Mops Tinkerbell auch die Hunde Shiva und Joker (auf dem Bild zu sehen).
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