Barbarossa-Stadt im "Coronarchiv": "Wir sind alle Teil der Geschichte"
Freitag, 10.07.2020
von JOANA GIBBE
GELNHAUSEN - „Wir haben alle die gleiche Zeit durchlebt und jeder hat sie anders erlebt“, erklärt Stadtarchivarin Anette Vinnen am Donnerstag im Gelnhäuser Rathaus. Die Rede ist - wie soll es auch anders sein - von Corona. Eine Pandemie, die derzeit weltweit für Aufsehen sorgt und ausnahmslos alle Menschen betrifft. Seit Monaten stellt das Virus unser Leben auf den Kopf. Wie lange es so weitergeht, ist schlichtweg nicht absehbar.
Eines ist jedoch sicher: Diese Krise werden wir so schnell nicht vergessen. Aber wie erklären wir „in 10 oder 15 Jahren, was in dieser Zeit war?“, fragt Bürgermeister Daniel Glöckner. Die Antwort liefert das „Coronarchiv“ (www.coronarchiv.de).
Ein von den historischen Fakultäten in Gießen, Hamburg und Bochum ins Leben gerufene Archiv, in dem jeder Erlebnisse und Erfahrungen in Form von Bildern, Videos und Geschichten teilen und für jedermann zugänglich machen kann. Mit eigener „Subseite“ und stadtspezifischen Inhalten ist nun auch die Barbarossa-Stadt Gelnhausen Teil „dieser neuen Möglichkeit der Geschichtsschreibung“, verkündet Vinnen stolz. Erreichbar ist die Seite sowohl über das "Coronarchiv" als auch über das Stadtarchiv Gelnhausens.
„Sharing is caring – become a part of history“ (zu Deutsch: „Teilen ist Fürsorge – werde ein Teil der Geschichte“) lautet das Motto des „Coronarchivs“. Und so einfach, wie es klingt, ist es auch. In fast unbegrenzter Datenmenge können Dateien und Geschichten eingestellt werden, die einen Einblick in die persönlichen Erfahrungen mit dem Virus und den damit verbundenen Maßnahmen und Einschränkungen geben. Nachdem die Beiträge dann durch Moderatoren geprüft wurden, werden sie online gestellt.
Während sich das Gelnhäuser Stadtarchiv schon fleißig mit dem „Coronarchiv“ auseinandergesetzt hat und äußerliche Einblicke in die Barbarossa-Stadt während der Corona-Pandemie gibt, rufen die Historikerin und der Bürgermeister nun zum aktiven Mitmachen der Bürgerinnen und Bürger auf. Denn „wir sind alle ein Teil der Geschichte“, betont Vinnen. Emotionen, Erfahrungen und Corona-Zeitzeugnisse werden in dem Archiv „digital gesammelt“, damit diese „prägende Zeit nicht in Vergessenheit gerät“, erklärt der Rathauschef.
Welche Inhalte dabei hochgestellt werden, steht jedem frei. Erfahrungen aus dem Homeoffice, Einblicke in die Zeit der Quarantäne, Beschäftigungen während des Lockdowns – wichtig sei, die „Geschichte dahinter“, so die Kulturwissenschaftlerin. Fotos, Videos, Audiodateien oder auch ganze Objekte, die beim Stadtarchiv abgegeben werden können, sollen an diese spezielle Zeit erinnern und „eine Geste an die zukünftigen Generationen“ sein. +++