FRANKFURT AM MAIN

Polizisten mit Flaschen beworfen: 39 Festnahmen auf dem Opernplatz

Polizeipräsident Gerhard Bereswill ist fassungslos über den Vorfall in der Nacht zum Sonntag. - Fotos: Tobias Rehbein


Sonntag, 19.07.2020
von JOANA GIBBE

FRANKFURT AM MAIN - Seit Wochen beschäftigen Menschenansammlungen an Corona-Party-Hotspots in Frankfurt am Main Polizei und Stadt. Nun ist es eskaliert: In der Nacht zum Sonntag kam es zu Randalen und Angriffe auf Polizeibeamte. Wie zunächst hessenschau.de berichtet, sei die Stimmung der Feiernden gegen drei Uhr in der früh gekippt und es sei zu Ausschreitungen gekommen.

Um über den Vorfall der vergangenen Nacht aufzuklären, berief der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill kurzerhand eine Pressekonferenz, denn „es ist uns wichtig, dass Sie die Informationen aus erster Hand bekommen“. Wie bereits an den letzten Wochenenden sei es auch am Samstag wieder zu Menschenansammlungen an verschiedenen Plätzen und Parks in Frankfurt gekommen.

Die Stadt hat 400 zusätzliche Mülltonnen auf dem Opernplatz aufgestellt.
Die Stadt hat 400 zusätzliche Mülltonnen auf dem Opernplatz aufgestellt.

Etwa 5.000 bis 6.000 Feiernde seien es insgesamt gewesen, die die Nacht aber friedlich verbrachten, „das hat uns gefreut“, betont Bereswill. Auch am Opernplatz feierten rund 3.000 Menschen weit über Mitternacht hinaus friedlich und ohne Zwischenfälle. „Gegen 1 Uhr begann dann allerdings die Stimmung zu kippen“ und wurde zunehmend aggressiver. Kleinere Streitigkeiten zwischen den Feiernden arteten aus und wurden zu körperlichen Auseinandersetzungen.

Eskaliert ist die Situation dann gegen 3 Uhr, als eine größere Schlägerei begann und „ca. 25 bis 30 Personen direkt am Brunnen aufeinander losgegangen sind“, erklärt der Polizeipräsident. Als eine Person dieser Gruppe verletzt wurde, entschied sich die Polizei einzuschreiten, „vor allem mit der Zielrichtung, den Verletzten zu bergen und den Streit zu schlichten“. Doch dann veränderte sich die Situation und die 10 Polizeibeamten wurden zum Ziel der Schlägerei. Vereint seien die Teilnehmer der Schlägerei gegen die Polizisten vorgegangen und bewarfen die Beamten mit Flaschen. 

„Besonders erschreckend: Alle anderen noch verbliebenen Personen begannen zu johlen und Beifall zu klatschen, wenn Kollegen getroffen wurden“, berichtet Bereswill fassungslos. Aus der Menge von 500 bis 800 Verbliebenen riefen die Menschen „A.C.A.B.“ – einen bekannten Ausruf, der sich gegen die Polizei richtet.  

Weitere Kräfte wurden daraufhin alarmiert, auch die Bundespolizei kam zur Unterstützung. Und schon bei der Anfahrt der Kollegen, wurden auch diese mit Flaschen beworfen, mehrere Polizeifahrzeuge seien dabei beschädigt worden. Um den Platz zu räumen und weitere Eskalationen, Streitigkeiten und Randale zu verhindern, bildeten die mit Schutzschilden ausgestatteten Beamten zwei Polizeiketten. Das „tosende Gejubel der Menschenmenge“ nahm dabei nicht ab und auch Flaschen wurden weiter geworfen. 

Die zu diesem Zeitpunkt noch rund 500 verbliebenen Menschen wurden von den Einsatzkräften in die Fressgasse gedrängt, teilweise wurden sie dabei so massiv mit Flaschen beworfen, dass sie sich zunächst selbst schützen und neu positionieren mussten. Zwar ließ der „Hagel an Flaschen“, wie es der Polizeipräsident formuliert, nicht nach, dennoch schafften es die Polizisten die Menge mit zwei Polizeiketten über die Fressgasse und Hochstraße/Kaiserstraße einzukesseln, um daraufhin gezielt durch die Menge zu streifen, die Flaschenwerfer zu verhaften und die restliche Menge aufzulösen. 

39 Personen wurden dabei vor Ort festgenommen, acht von ihnen befinden sich noch immer in Polizeigewahrsam. „Mit der Staatsanwaltschaft wird derzeit erörtert, ob sie wegen schweren Landfriedensbruchs dem Amtsgericht vorgeführt werden mit dem Ziel der Untersuchungshaft“, berichtet Bereswill. Von den 39 Verhafteten waren es überwiegend „junge Männer zwischen 17 und 21“ und nur eine einzige Frau. Genauere Informationen über die Wohnorte der vermeintlichen Flaschenwerfer lägen noch nicht vor, es seien aber vorwiegend Männer mit Migrationshintergrund gewesen, neun von ihnen haben auch einen Wohnsitz in Frankfurt. 

Neben zahlreichen Sachschäden kam es auch zu Verletzungen bei mindestens fünf Beamten. Über das Verhalten der zunächst feiernden Menschen sei man fassungslos, teilt der Polizeipräsident mit. Dass es „womöglich alkoholbedingt“ zu weniger Hemmungen und steigender Aggressivität komme, sei zwar schon beobachtet worden, aber diese Nacht „war der absolute Höhepunkt“. Für das besonnene und deeskalierende Verhalten der Einsatzkräfte sei er umso dankbarer. 

Damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen, sei bereits eine Sicherheitskonferenz am Montag angesetzt. Im Römer werde dann mit Stadtrat Markus Frank erörtert, welche Maßnahmen es umzusetzen gilt.  

Um den Opernplatz-Vorfall aufzuklären, hat das Polizeipräsidium außerdem eine Webadresse ins Leben gerufen und ruft dazu auf, ihnen Bilder und Videos der letzten Nacht, die sie „dringend als Beweismittel“ benötigen, über www.polizei-hinweise.de/opernplatz zukommen zu lassen. Hinweise nehmen sie außerdem über die Hotline des Polizeipräsidiums unter der 069 – 755 53 110 an. +++ 


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