HAMMERSBACH

Bürgermeister- und Gemeindeportrait: Bürgermeister Michael Göllner

Als Kind wollte Bürgermeister Michael Göllner Fußballspieler werden. - Fotos: Joana Gibbe


Dienstag, 25.06.2019
von Joana Gibbe

HAMMERSBACH - Die Limes-Gemeinde Hammersbach zählt fast 5.000 Einwohner, die sich auf die Ortsteile Marköbel und Langenbergheim verteilen. Bürgermeister der Gemeinde ist Michael Göllner (SPD). Der 50-jährige kommt ursprünglich aus Nidderau und ist bereits seit 21 Jahren im Hammersbacher Rathaus aktiv. Der seit 2004 amtierende Bürgermeister ist glücklich verheiratet und Vater von drei Töchtern.


Was gibt es zur Geschichte der Gemeinde zu erzählen?

Unser Slogan ist ja „Historisch gewachsen“, also Hammersbach hat ja zwei Ortsteile und wir sind eine Limesgemeinde, das heißt durch unsere Gemarkung durchläuft der Limes. Insofern kann man sagen: Marköbel, früher römisch besiedelt und Langenbergheim, germanisch, sind über hunderte Jahre auch geschichtlich getrennt gewesen. Aber Marköbel hat eine etwa 2000-jährige Siedlungsgeschichte, die man nachvollziehen kann, geprägt natürlich durch den Limes. Hier hat die Hohe Straße als alter Handelsweg den Limes gekreuzt. Im Ortsbild von Marköbel ist das alte Römercastell, das in Marköbel stand und etwa so groß war, wie die Saalburg, noch im Straßenverlauf, im Ortsbildverlauf nachzuvollziehen. Wenn man in Marköbel ein Spaten in die Erde sticht, dann kann es immer passieren, dass man noch auf die römische Siedlungsgeschichte trifft, weil die römische Geschichte hier tatsächlich noch noch. Und deshalb hat Marköbel auch über die Jahrhunderte eine relativ hohe Bedeutung gehabt. Marköbel hatte auch einen eigenen Markt, der wurde dann im Mittelalter nach Gelnhausen verlegt, deswegen gibt es in Gelnhausen auch immer noch die Köbler Mess. Marköbel hatte im Mittelalter auch die Gerichtsbarkeit, sogar die Blutgerichtsbarkeit, das heißt hier konnten auch Todesurteile gesprochen werden, was geschichtlich belegt auch einmal passiert ist. Marköbel ist also eine sehr geschichtsträchtige Gemeinde.

Langenbergheim ist auf der germanischen Seite gewesen. Da haben wir keine Daten, die so lange zurück reichen, da kennen wir dann erst die Besiedlung vom Mittelalter. Die Trennung in zwei Landeskirchen, dadurch auch sichtbar die Trennung Marköbel, früher Altkreis Hanau und Lagenbergheim Altkreis Büdingen und mit der Gebietsreform am 31. Dezember 1970 sind beide Gemeinden dann zusammengeführt worden.

Wodurch zeichnet sich die Gemeinde aus?

Wir sind am Rande des Ballungsraumes, aber wir sind trotzdem eine Gemeinde, die sich noch den ländlichen Charakter bewahrt hat. Das heißt, wir haben zwei Pole über die Autobahn, natürlich angeschlossen direkt an den Ballungsraum. Wir sind in 25 Minuten in Gießen, in 35 Minuten am Frankfurter Flughafen. Wir entwickeln gemeinsam mit den Nachbarkommunen ein interkommunales Gewerbegebiet. Wir sind aber trotzdem die am dünnsten besiedelte Gemeinde im Altkreis Hanau. 25 Prozent unserer Gemarkung ist bewaldet. Also bei uns sind die Pole wirtschaftliche Prosperität und trotzdem hohe Lebensqualität, die sich im ländlichen Raum auszeichnet und tatsächlich erlebbar ist hier bei uns.

Welche Highlights gibt es hier? Was sind Ihre persönlichen Lieblingsplätze in der Gemeinde?

Zu entdecken gibt es hier natürlich alles, was mit dem Limes zusammenhängt. Wir haben die Hohe Straße, die hier von Frankfurt nach Büdingen verläuft und an Hammersbach vorbeigeht. Wir haben eine gute Gastronomie, wir haben eine schöne Landschaft, das ist für die Leute, die hier herkommen interessant. Für die Leute, die hier wohnen, sind es natürlich die kurzen Wege zur Arbeit. Auch die Arbeitsplätze, die jetzt im neuen Gewerbegebiet entstehen. Und für Familien, die hier wohnen, ist die Kinderbetreuung schon als herausragend zu nennen. Das ist für uns seit Jahren in der Hammersbacher Kommunalpolitik eine Herzensangelegenheit, dass wir die soziale Infrastruktur hochhalten, also die Kinderbetreuung, seit einiger Zeit auch die Seniorenbetreuung über unsere Seniorendependance und natürlich die Sportinfrastruktur. Das sind alles Sachen, die wir als Highlights für uns sehen.

Innerorts ist erstmal das historische Rathaus zu nennen, das momentan saniert wird. Das ist so die gute Stube aus 1683. Das Ober- und das Untertor sind große Highlights, wo man tatsächlich noch Mittelalter erleben kann. Die Ringmauer in Teilen noch. Und wenn man aus der Bebauung rausgeht, dann ist eines der schönsten Dinge, die man sonntags machen kann, eine Fahrt über die Hohe Straße und in die Landschaft hineinschauen.

Mein persönlicher Lieblingsplatz ist eine Fahrt über die Hohe Straße.

Wo wollen Sie mit der Gemeinde in Zukunft hin? Welche Ziele gibt es für die Gemeinde?

Wir wollen ein schöner Wohnstandort bleiben, das heißt eine hohe Lebensqualität für die Menschen, die hier wohnen, mit einer guten Infrastruktur. Das heißt, es soll schön sein bei uns, es soll aber auch attraktiv sein, was sowohl die Sportinfrastruktur und die Freizeitangebote der Menschen als auch die soziale Infrastruktur betrifft. Wir wollen Arbeitsplätze schaffen, damit man hier nicht nur gut wohnen, sondern auch gut arbeiten kann. Das heißt, wir wollen auch die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin forcieren, was natürlich auch etwas damit zu tun hat, dass wir alles, was wir schön finden, auch finanzieren müssen und insofern ist es auch wichtig, als Gemeinde auch viele Steuereinnahmen zu generieren über Gewerbesteuer.


Was steht hier in nächster Zeit an?

Wir entwickeln zusammen mit den beiden Nachbarkommunen, den Gemeinden Limeshain und Büdingen, ein interkommunales Gewerbegebiet. Unser Ziel für die nächsten fünf bis zehn Jahre ist, eine Konzentration der Entwicklung der drei Kommunen im gewerblichen Bereich direkt an der Autobahn, das heißt, wir tangieren keine Ortschaften, wenn man ins Gewerbegebiet rausfährt und wir sind dabei viele Arbeitsplätze, die dann auch in die Region wirken, zu schaffen.

Was sind Ihre Interessen als Bürgermeister/in und privat? 

Mein Interesse als Bürgermeister ist es, die Gemeinde als Teil der Region in der Region gut zu entwickeln, deshalb engagiere ich mich auch in Gremien, die nicht nur in der Gemeinde sind, sondern auch darüber hinaus. Ich bin beispielsweise Mitglied des Kreistages, ich bin Vorsitzender der SPD Fraktion im Regionalverband und Mitglied in der Regionalversammlung Südhessen. Ich bin Aufsichtsratmitglied des Energieversorgers EAM. Das sind Themen, die ich spannend finde, weil es die Vernetzung der Kommunen untereinander betrifft, das ist mir ganz wichtig. Insofern ist es mir wichtig, die Gemeinde gut zu entwickeln und auch gut zu vernetzen.

Persönliche Interessen sind natürlich in erster Linie die Familie und ich bin begeisterter Jäger. Ich bin auch Vorsitzender des Hanauer Jagdclubs. Mein persönliches Interesse ist natürlich auch Zeit zum Abschalten zu finden und an meiner Passion zu freuen. Ansonsten fahre ich gerne Fahrrad und dann bleibt auch nicht mehr viel Zeit übrig.

Umwelt- und Naturschutz sind mir außerdem sehr wichtig. Ich bin Vorsitzender der Naturlandstiftung und der hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute im Main-Kinzig-Kreis. Es ist mir sehr wichtig, dass die Natur ihren Platz hat und was wir draußen machen, sollte uns nicht egal sein.

Was wollten Sie als Kind beruflich machen?

Als Kind wollte ich immer Fußballer werden, dazu hat aber das Talent nicht ganz gereicht. Dann wollte ich Förster werden, das habe ich auch studiert, aber ich bin in eine Zeit gefallen als man dann viele Forstreformen gemacht hat, insofern ist das jetzt der Teil, der mich, was Jagd- und Naturschutz betrifft, noch nebenbei begleitet, aber ich glaube, diese Ausbildung war schon auch eine ganz gute Grundlage für den Job als Bürgermeister, weil man auch als Förster versuchen muss, die ökologischen und wirtschaftlichen Funktionen zusammenzuführen.

Wie sind Sie Bürgermeister/in geworden, welchen Werdegang haben Sie hinter sich?

Ich war schon immer ein politisch interessierter Mensch. 1997 bin ich in meiner Heimatstadt Nidderau zum ersten Mal in die Stadtverordnetenversammlung gewählt worden. 1998 habe ich dann einen Job hier in der Verwaltung bekommen und das war natürlich die Grundlage, dass man auf der einen Seite die politische Schiene kannte und auf der anderen Seite die Verwaltung. 2000 bin ich dann ehrenamtlicher Stadtrat in Nidderau geworden und als dann meine Vorgängerin aufgehört hat, bin ich gefragt worden und es hat mich schon immer interessiert und ich fand es schon immer faszinierend, Bürgermeister zu werden und insofern habe ich damals die Chance gekriegt und dank der Hammersbacher, die mich gewählt haben, auch nutzen können.

Was sind Ihre Zukunftsvisionen für die Gemeinde und für Sie als Privatperson?

Also für die Gemeinde ist die Zukunftsvision, dass wir unsere Gemeinde dahingehend entwickeln, dass wir genug finanzielle Ressourcen haben, um die soziale Infrastruktur und die Dinge, die wir im Naturschutz vorhaben, verwirklichen zu können. Dass wir also nicht immer nur den knappen Finanzen hinterherrennen, sondern tatsächlich Luft zum Atmen haben. Auch in Bezug auf das historische Erbe, dass wir dieses erhalten und sanieren können, damit wir es für die Zukunft bewahren. Das ist mir eine Herzensangelegenheit und deshalb sage ich, wir müssen auch stärker für eine wirtschaftliche Entwicklung sorgen. Wir sind bisher in erster Linie abhängig von außen, von der Einkommensteuer, gewesen und über die gewerbliche Entwicklung, wollen wir uns ein Stück Handlungsspielraum erobern, um weniger von außen abhängig zu sein.

Für mich privat ist es, gesund zu bleiben, meinen Töchtern zur Seite zu stehen, den Kleinen eine schöne Kindheit zu ermöglichen, der großen, die nächstes Jahr Abitur macht, ein Studium zu finanzieren und sie auf dem Weg zu begleiten und ansonsten mit meiner Frau und alleine Zeit für unsere und meine Hobbies zu finden.

Wenn Sie sich eine Superkraft aussuchen könnten, welche würden Sie wählen und wieso?

Ich glaube, fliegen zu können, weil ich es faszinierend finde, die Welt auch mal von oben zu erleben.


Was halten Sie denn von unserem neuen Format „Kinzig.News“?

Ich finde das sehr gut, weil ich glaube, die regionale Öffentlichkeitsarbeit muss gestärkt werden, das hat was mit Identifikation zu tun. Die Menschen wollen auch aus ihrem Umfeld informiert werden. Aber es ist schwer an die Menschen ranzukommen, weil sie sich zunehmend nur für die Dinge interessieren, die sie gerade beschäftigen und da ist die Aufgabe eben, die Menschen immer wieder zu informieren und welche Themen sind da geeigneter als die regionalen Themen. Insofern Daumen hoch. +++

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